Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

gewisse Töne bey gänzlicher Unempfänglichkeit
für andere beobachtet. F. Hoffmann hat ein
Beyspiel von einem jungen Menschen, der
weiter keinen Schall als von einem Kuhhorn
vernahm n). Rosenthal o) kannte einen
Musiker, der nur bey sehr verstärkter Stimme
des Sprechenden dessen Worte deutlich ver-
nahm, dagegen in einem vollständig besetzten
Concert jeden falschen Ton sogleich bemerkte.
Er war Virtuose im Violinspiel und ertheilte
auch darin sehr guten Unterricht. Mir ist
ebenfalls ein junges Frauenzimmer bekannt, das,
obgleich so harthörig, dass es sich nur ver-
mittelst eines Hörrohrs mit Andern unterhalten
kann, doch ein sehr musikalisches Gehör hat
und sehr gut das Clavier spielt. Manche Per-
sonen, von denen alle mittlere und tiefe Töne
sehr gut vernommen werden, hören hohe
Töne, z. B. das Singen der Heuschrecken und
das Pfeifen der Fledermäuse, gar nicht. Man
kann diese Unempfindlichkeit gegen hohe Töne
auf einen Augenblick künstlich bey sich her-
vorbringen, wenn man bey zugehaltener Nase

und
n) Kritter u. Lentin über das schwere Gehör. Her-
ausgegeben von Nicäus. S. 2.
o) In Horn's, Nasse's u. Himly's Archiv für med.
Erfahrung. J. 1820. July. S. 18.
X 4

gewisse Töne bey gänzlicher Unempfänglichkeit
für andere beobachtet. F. Hoffmann hat ein
Beyspiel von einem jungen Menschen, der
weiter keinen Schall als von einem Kuhhorn
vernahm n). Rosenthal o) kannte einen
Musiker, der nur bey sehr verstärkter Stimme
des Sprechenden dessen Worte deutlich ver-
nahm, dagegen in einem vollständig besetzten
Concert jeden falschen Ton sogleich bemerkte.
Er war Virtuose im Violinspiel und ertheilte
auch darin sehr guten Unterricht. Mir ist
ebenfalls ein junges Frauenzimmer bekannt, das,
obgleich so harthörig, daſs es sich nur ver-
mittelst eines Hörrohrs mit Andern unterhalten
kann, doch ein sehr musikalisches Gehör hat
und sehr gut das Clavier spielt. Manche Per-
sonen, von denen alle mittlere und tiefe Töne
sehr gut vernommen werden, hören hohe
Töne, z. B. das Singen der Heuschrecken und
das Pfeifen der Fledermäuse, gar nicht. Man
kann diese Unempfindlichkeit gegen hohe Töne
auf einen Augenblick künstlich bey sich her-
vorbringen, wenn man bey zugehaltener Nase

und
n) Kritter u. Lentin über das schwere Gehör. Her-
ausgegeben von Nicäus. S. 2.
o) In Horn’s, Nasse’s u. Himly’s Archiv für med.
Erfahrung. J. 1820. July. S. 18.
X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0341" n="323"/>
gewisse Töne bey gänzlicher Unempfänglichkeit<lb/>
für andere beobachtet. F. <hi rendition="#k">Hoffmann</hi> hat ein<lb/>
Beyspiel von einem jungen Menschen, der<lb/>
weiter keinen Schall als von einem Kuhhorn<lb/>
vernahm <note place="foot" n="n)"><hi rendition="#k">Kritter</hi> u. <hi rendition="#k">Lentin</hi> über das schwere Gehör. Her-<lb/>
ausgegeben von <hi rendition="#k">Nicäus</hi>. S. 2.</note>. <hi rendition="#k">Rosenthal</hi> <note place="foot" n="o)">In <hi rendition="#k">Horn</hi>&#x2019;s, <hi rendition="#k">Nasse</hi>&#x2019;s u. <hi rendition="#k">Himly</hi>&#x2019;s Archiv für med.<lb/>
Erfahrung. J. 1820. July. S. 18.</note> kannte einen<lb/>
Musiker, der nur bey sehr verstärkter Stimme<lb/>
des Sprechenden dessen Worte deutlich ver-<lb/>
nahm, dagegen in einem vollständig besetzten<lb/>
Concert jeden falschen Ton sogleich bemerkte.<lb/>
Er war Virtuose im Violinspiel und ertheilte<lb/>
auch darin sehr guten Unterricht. Mir ist<lb/>
ebenfalls ein junges Frauenzimmer bekannt, das,<lb/>
obgleich so harthörig, da&#x017F;s es sich nur ver-<lb/>
mittelst eines Hörrohrs mit Andern unterhalten<lb/>
kann, doch ein sehr musikalisches Gehör hat<lb/>
und sehr gut das Clavier spielt. Manche Per-<lb/>
sonen, von denen alle mittlere und tiefe Töne<lb/>
sehr gut vernommen werden, hören hohe<lb/>
Töne, z. B. das Singen der Heuschrecken und<lb/>
das Pfeifen der Fledermäuse, gar nicht. Man<lb/>
kann diese Unempfindlichkeit gegen hohe Töne<lb/>
auf einen Augenblick künstlich bey sich her-<lb/>
vorbringen, wenn man bey zugehaltener Nase<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 4</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0341] gewisse Töne bey gänzlicher Unempfänglichkeit für andere beobachtet. F. Hoffmann hat ein Beyspiel von einem jungen Menschen, der weiter keinen Schall als von einem Kuhhorn vernahm n). Rosenthal o) kannte einen Musiker, der nur bey sehr verstärkter Stimme des Sprechenden dessen Worte deutlich ver- nahm, dagegen in einem vollständig besetzten Concert jeden falschen Ton sogleich bemerkte. Er war Virtuose im Violinspiel und ertheilte auch darin sehr guten Unterricht. Mir ist ebenfalls ein junges Frauenzimmer bekannt, das, obgleich so harthörig, daſs es sich nur ver- mittelst eines Hörrohrs mit Andern unterhalten kann, doch ein sehr musikalisches Gehör hat und sehr gut das Clavier spielt. Manche Per- sonen, von denen alle mittlere und tiefe Töne sehr gut vernommen werden, hören hohe Töne, z. B. das Singen der Heuschrecken und das Pfeifen der Fledermäuse, gar nicht. Man kann diese Unempfindlichkeit gegen hohe Töne auf einen Augenblick künstlich bey sich her- vorbringen, wenn man bey zugehaltener Nase und n) Kritter u. Lentin über das schwere Gehör. Her- ausgegeben von Nicäus. S. 2. o) In Horn’s, Nasse’s u. Himly’s Archiv für med. Erfahrung. J. 1820. July. S. 18. X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/341
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/341>, abgerufen am 23.11.2024.