Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Zurücklegung des Gehirns und der Sehenerven
zu Gesicht kam, sich an der Basis des Schild-
chens da, wo die Fühlhörner mit ihren Wur-
zeln befestigt sind, in vielen zarten Falten an-
heftete, und von der Spitze des Gehirns zwey
dünne Nerven erhielt, eine Riechhaut zu er-
blicken; ähnliche Häute scheinen es gewesen
zu seyn, was Comparetti e) bey mehrern
Insekten für Riechhäute erklärte; Ramdohr
äusserte in einem frühern Aufsatze f) die Mei-
nung, dass gewisse häutige Säcke, worin der
innere Canal des Rüssels der Biene übergeht,
Geruchswerkzeuge seyen, widerrief aber in der
Folge diese Hypothese, nachdem er jene Säcke
für Speicheldrüsen erkannt hatte g).

Für keine dieser Vermuthungen giebt es
entscheidende Beweise. Auf mehr als blosse
Vermuthungen führen Huber's h) Erfahrungen
au Bienen, in Verbindung mit den Resultaten
meiner Untersuchungen über die Saugwerkzeuge
der Insekten. Die Bienen fürchten sehr den
Geruch des Terpentinöls. Wenn Huber einen
mit dem letztern bestrichenen feinen Pinsel den

Stig-
e) De aure interna comparata. p. 292 sq.
f) Magazin der Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin.
Jahrg. 5. S. 386.
g) Germar's Magazin der Entomologie. B. 1. S. 135.
h) A. a. O. T. II. p. 376. 378.

Zurücklegung des Gehirns und der Sehenerven
zu Gesicht kam, sich an der Basis des Schild-
chens da, wo die Fühlhörner mit ihren Wur-
zeln befestigt sind, in vielen zarten Falten an-
heftete, und von der Spitze des Gehirns zwey
dünne Nerven erhielt, eine Riechhaut zu er-
blicken; ähnliche Häute scheinen es gewesen
zu seyn, was Comparetti e) bey mehrern
Insekten für Riechhäute erklärte; Ramdohr
äuſserte in einem frühern Aufsatze f) die Mei-
nung, daſs gewisse häutige Säcke, worin der
innere Canal des Rüssels der Biene übergeht,
Geruchswerkzeuge seyen, widerrief aber in der
Folge diese Hypothese, nachdem er jene Säcke
für Speicheldrüsen erkannt hatte g).

Für keine dieser Vermuthungen giebt es
entscheidende Beweise. Auf mehr als bloſse
Vermuthungen führen Huber’s h) Erfahrungen
au Bienen, in Verbindung mit den Resultaten
meiner Untersuchungen über die Saugwerkzeuge
der Insekten. Die Bienen fürchten sehr den
Geruch des Terpentinöls. Wenn Huber einen
mit dem letztern bestrichenen feinen Pinsel den

Stig-
e) De aure interna comparata. p. 292 sq.
f) Magazin der Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin.
Jahrg. 5. S. 386.
g) Germar’s Magazin der Entomologie. B. 1. S. 135.
h) A. a. O. T. II. p. 376. 378.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0334" n="316"/>
Zurücklegung des Gehirns und der Sehenerven<lb/>
zu Gesicht kam, sich an der Basis des Schild-<lb/>
chens da, wo die Fühlhörner mit ihren Wur-<lb/>
zeln befestigt sind, in vielen zarten Falten an-<lb/>
heftete, und von der Spitze des Gehirns zwey<lb/>
dünne Nerven erhielt, eine Riechhaut zu er-<lb/>
blicken; ähnliche Häute scheinen es gewesen<lb/>
zu seyn, was <hi rendition="#k">Comparetti</hi> <note place="foot" n="e)">De aure interna comparata. p. 292 sq.</note> bey mehrern<lb/>
Insekten für Riechhäute erklärte; <hi rendition="#k">Ramdohr</hi><lb/>
äu&#x017F;serte in einem frühern Aufsatze <note place="foot" n="f)">Magazin der Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin.<lb/>
Jahrg. 5. S. 386.</note> die Mei-<lb/>
nung, da&#x017F;s gewisse häutige Säcke, worin der<lb/>
innere Canal des Rüssels der Biene übergeht,<lb/>
Geruchswerkzeuge seyen, widerrief aber in der<lb/>
Folge diese Hypothese, nachdem er jene Säcke<lb/>
für Speicheldrüsen erkannt hatte <note place="foot" n="g)"><hi rendition="#k">Germar</hi>&#x2019;s Magazin der Entomologie. B. 1. S. 135.</note>.</p><lb/>
              <p>Für keine dieser Vermuthungen giebt es<lb/>
entscheidende Beweise. Auf mehr als blo&#x017F;se<lb/>
Vermuthungen führen <hi rendition="#k">Huber</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="h)">A. a. O. T. II. p. 376. 378.</note> Erfahrungen<lb/>
au Bienen, in Verbindung mit den Resultaten<lb/>
meiner Untersuchungen über die Saugwerkzeuge<lb/>
der Insekten. Die Bienen fürchten sehr den<lb/>
Geruch des Terpentinöls. Wenn <hi rendition="#k">Huber</hi> einen<lb/>
mit dem letztern bestrichenen feinen Pinsel den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Stig-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0334] Zurücklegung des Gehirns und der Sehenerven zu Gesicht kam, sich an der Basis des Schild- chens da, wo die Fühlhörner mit ihren Wur- zeln befestigt sind, in vielen zarten Falten an- heftete, und von der Spitze des Gehirns zwey dünne Nerven erhielt, eine Riechhaut zu er- blicken; ähnliche Häute scheinen es gewesen zu seyn, was Comparetti e) bey mehrern Insekten für Riechhäute erklärte; Ramdohr äuſserte in einem frühern Aufsatze f) die Mei- nung, daſs gewisse häutige Säcke, worin der innere Canal des Rüssels der Biene übergeht, Geruchswerkzeuge seyen, widerrief aber in der Folge diese Hypothese, nachdem er jene Säcke für Speicheldrüsen erkannt hatte g). Für keine dieser Vermuthungen giebt es entscheidende Beweise. Auf mehr als bloſse Vermuthungen führen Huber’s h) Erfahrungen au Bienen, in Verbindung mit den Resultaten meiner Untersuchungen über die Saugwerkzeuge der Insekten. Die Bienen fürchten sehr den Geruch des Terpentinöls. Wenn Huber einen mit dem letztern bestrichenen feinen Pinsel den Stig- e) De aure interna comparata. p. 292 sq. f) Magazin der Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin. Jahrg. 5. S. 386. g) Germar’s Magazin der Entomologie. B. 1. S. 135. h) A. a. O. T. II. p. 376. 378.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/334
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/334>, abgerufen am 22.11.2024.