Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

stände eines Sinnesorgans wirken können. Ihm
schienen daher Geschmacksorgane, was man für
Geruchswerkzeuge der Fische gehalten hatte.
Seine Meinung fand indess wenig Beyfall, weil
ihr der, allerdings wichtige Grund entgegen-
stand, dass diese Theile eine nicht zu leugnende
und grosse Analogie mit denen der höhern
Thiere haben. Die Wahrheit liegt hier ohne
Zweifel, wo sie bisher nicht gesucht ist. Um
sie zu finden, werden wir zuvörderst die Struk-
tur jener Organe näher in Betrachtung ziehen.

Ich habe die Geruchswerkzeuge mehrerer
Rochen- und Hayenarten, des Stöhrs, des
Lumps (Cyclopterus Lumpus), des Nadelfisches
(Syngnathus Acus), der Flufs- und Meerlam-
prete, des Aals, Hechts, Schellfisches und
Schollen (Pleuronectes Platessa) näher unter-
sucht. Nach diesen meinen Zergliederungen und
den Beobachtungen meiner Vorgänger enthalten
folgende Sätze das Wichtigste dessen, was bisjetzt
von der Struktur jener Theile bekannt ist.

Bey allen Fischen sind die Geruchswerk-
zeuge in einer einfachen oder doppelten Höh-
lung des Kopfs enthalten. Einfach ist sie blos
bey den Lampreten, und hier liegt sie auf dem
Gipfel des Kopfs. Bey allen übrigen Fischen
giebt es auf jeder Seite des letztern, zwischen
dem Munde und den Augen, eine solche Cavi-

tät,

stände eines Sinnesorgans wirken können. Ihm
schienen daher Geschmacksorgane, was man für
Geruchswerkzeuge der Fische gehalten hatte.
Seine Meinung fand indeſs wenig Beyfall, weil
ihr der, allerdings wichtige Grund entgegen-
stand, daſs diese Theile eine nicht zu leugnende
und groſse Analogie mit denen der höhern
Thiere haben. Die Wahrheit liegt hier ohne
Zweifel, wo sie bisher nicht gesucht ist. Um
sie zu finden, werden wir zuvörderst die Struk-
tur jener Organe näher in Betrachtung ziehen.

Ich habe die Geruchswerkzeuge mehrerer
Rochen- und Hayenarten, des Stöhrs, des
Lumps (Cyclopterus Lumpus), des Nadelfisches
(Syngnathus Acus), der Flufs- und Meerlam-
prete, des Aals, Hechts, Schellfisches und
Schollen (Pleuronectes Platessa) näher unter-
sucht. Nach diesen meinen Zergliederungen und
den Beobachtungen meiner Vorgänger enthalten
folgende Sätze das Wichtigste dessen, was bisjetzt
von der Struktur jener Theile bekannt ist.

Bey allen Fischen sind die Geruchswerk-
zeuge in einer einfachen oder doppelten Höh-
lung des Kopfs enthalten. Einfach ist sie blos
bey den Lampreten, und hier liegt sie auf dem
Gipfel des Kopfs. Bey allen übrigen Fischen
giebt es auf jeder Seite des letztern, zwischen
dem Munde und den Augen, eine solche Cavi-

tät,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0320" n="302"/>
stände eines Sinnesorgans wirken können. Ihm<lb/>
schienen daher Geschmacksorgane, was man für<lb/>
Geruchswerkzeuge der Fische gehalten hatte.<lb/>
Seine Meinung fand inde&#x017F;s wenig Beyfall, weil<lb/>
ihr der, allerdings wichtige Grund entgegen-<lb/>
stand, da&#x017F;s diese Theile eine nicht zu leugnende<lb/>
und gro&#x017F;se Analogie mit denen der höhern<lb/>
Thiere haben. Die Wahrheit liegt hier ohne<lb/>
Zweifel, wo sie bisher nicht gesucht ist. Um<lb/>
sie zu finden, werden wir zuvörderst die Struk-<lb/>
tur jener Organe näher in Betrachtung ziehen.</p><lb/>
                <p>Ich habe die Geruchswerkzeuge mehrerer<lb/>
Rochen- und Hayenarten, des Stöhrs, des<lb/>
Lumps (Cyclopterus Lumpus), des Nadelfisches<lb/>
(Syngnathus Acus), der Flufs- und Meerlam-<lb/>
prete, des Aals, Hechts, Schellfisches und<lb/>
Schollen (Pleuronectes Platessa) näher unter-<lb/>
sucht. Nach diesen meinen Zergliederungen und<lb/>
den Beobachtungen meiner Vorgänger enthalten<lb/>
folgende Sätze das Wichtigste dessen, was bisjetzt<lb/>
von der Struktur jener Theile bekannt ist.</p><lb/>
                <p>Bey allen Fischen sind die Geruchswerk-<lb/>
zeuge in einer einfachen oder doppelten Höh-<lb/>
lung des Kopfs enthalten. Einfach ist sie blos<lb/>
bey den Lampreten, und hier liegt sie auf dem<lb/>
Gipfel des Kopfs. Bey allen übrigen Fischen<lb/>
giebt es auf jeder Seite des letztern, zwischen<lb/>
dem Munde und den Augen, eine solche Cavi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tät,</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0320] stände eines Sinnesorgans wirken können. Ihm schienen daher Geschmacksorgane, was man für Geruchswerkzeuge der Fische gehalten hatte. Seine Meinung fand indeſs wenig Beyfall, weil ihr der, allerdings wichtige Grund entgegen- stand, daſs diese Theile eine nicht zu leugnende und groſse Analogie mit denen der höhern Thiere haben. Die Wahrheit liegt hier ohne Zweifel, wo sie bisher nicht gesucht ist. Um sie zu finden, werden wir zuvörderst die Struk- tur jener Organe näher in Betrachtung ziehen. Ich habe die Geruchswerkzeuge mehrerer Rochen- und Hayenarten, des Stöhrs, des Lumps (Cyclopterus Lumpus), des Nadelfisches (Syngnathus Acus), der Flufs- und Meerlam- prete, des Aals, Hechts, Schellfisches und Schollen (Pleuronectes Platessa) näher unter- sucht. Nach diesen meinen Zergliederungen und den Beobachtungen meiner Vorgänger enthalten folgende Sätze das Wichtigste dessen, was bisjetzt von der Struktur jener Theile bekannt ist. Bey allen Fischen sind die Geruchswerk- zeuge in einer einfachen oder doppelten Höh- lung des Kopfs enthalten. Einfach ist sie blos bey den Lampreten, und hier liegt sie auf dem Gipfel des Kopfs. Bey allen übrigen Fischen giebt es auf jeder Seite des letztern, zwischen dem Munde und den Augen, eine solche Cavi- tät,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/320
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/320>, abgerufen am 17.05.2024.