Mit Organen von anderer Art sind die Wasserthiere zur Empfindung der Bewegungen ihres Elements versehen. Die meisten besitzen zu diesem Zwecke zarte, im Wasser schwim- mende Häute, die entweder unmittelbar am Körper in der Gestalt von gefranzten Anhängen befestigt sind, oder Fortsätze äusserer, willkühr- licher Bewegungen fähiger Theile ausmachen. Jene Anhänge finden sich unter andern häufig am Saume des Mantels vieler Mollusken. Zu den Organen der letztern Art gehören die Cirrhen vieler Fische. Bey dem Stöhr, an welchem ich diese Theile näher untersucht habe, hängen sie als vier lange, dünne, von der Basis zur Spitze allmählig verschmälerte Fortsätze zu beyden Seiten der untern Kinnlade vor dem Munde herab. Inwendig enthalten sie eine von Muskeln umgebene Sehne und Zerästelungen von Zweigen des fünften Nervenpaars; auswendig sind sie an der Basis mit Nervenwärzchen, nach oben mit höchst zarten, ausgezackten Häu- ten gedrängt besetzt.
Bey den Rochen und Hayen, die keine Bartfasern besitzen, und bey welchen, wie beym Stöhr, die Augen eine solche Lage haben, dass sie Gegenstände, die sich unterhalb ihrem Kör- per vor dem Munde befinden, nicht sehen kön- nen, geschieht vielleicht die Wahrnehmung der
Bewe-
Mit Organen von anderer Art sind die Wasserthiere zur Empfindung der Bewegungen ihres Elements versehen. Die meisten besitzen zu diesem Zwecke zarte, im Wasser schwim- mende Häute, die entweder unmittelbar am Körper in der Gestalt von gefranzten Anhängen befestigt sind, oder Fortsätze äuſserer, willkühr- licher Bewegungen fähiger Theile ausmachen. Jene Anhänge finden sich unter andern häufig am Saume des Mantels vieler Mollusken. Zu den Organen der letztern Art gehören die Cirrhen vieler Fische. Bey dem Stöhr, an welchem ich diese Theile näher untersucht habe, hängen sie als vier lange, dünne, von der Basis zur Spitze allmählig verschmälerte Fortsätze zu beyden Seiten der untern Kinnlade vor dem Munde herab. Inwendig enthalten sie eine von Muskeln umgebene Sehne und Zerästelungen von Zweigen des fünften Nervenpaars; auswendig sind sie an der Basis mit Nervenwärzchen, nach oben mit höchst zarten, ausgezackten Häu- ten gedrängt besetzt.
Bey den Rochen und Hayen, die keine Bartfasern besitzen, und bey welchen, wie beym Stöhr, die Augen eine solche Lage haben, daſs sie Gegenstände, die sich unterhalb ihrem Kör- per vor dem Munde befinden, nicht sehen kön- nen, geschieht vielleicht die Wahrnehmung der
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[208/0226]
Mit Organen von anderer Art sind die
Wasserthiere zur Empfindung der Bewegungen
ihres Elements versehen. Die meisten besitzen
zu diesem Zwecke zarte, im Wasser schwim-
mende Häute, die entweder unmittelbar am
Körper in der Gestalt von gefranzten Anhängen
befestigt sind, oder Fortsätze äuſserer, willkühr-
licher Bewegungen fähiger Theile ausmachen.
Jene Anhänge finden sich unter andern häufig
am Saume des Mantels vieler Mollusken. Zu
den Organen der letztern Art gehören die
Cirrhen vieler Fische. Bey dem Stöhr, an
welchem ich diese Theile näher untersucht habe,
hängen sie als vier lange, dünne, von der Basis
zur Spitze allmählig verschmälerte Fortsätze zu
beyden Seiten der untern Kinnlade vor dem
Munde herab. Inwendig enthalten sie eine von
Muskeln umgebene Sehne und Zerästelungen von
Zweigen des fünften Nervenpaars; auswendig
sind sie an der Basis mit Nervenwärzchen,
nach oben mit höchst zarten, ausgezackten Häu-
ten gedrängt besetzt.
Bey den Rochen und Hayen, die keine
Bartfasern besitzen, und bey welchen, wie beym
Stöhr, die Augen eine solche Lage haben, daſs
sie Gegenstände, die sich unterhalb ihrem Kör-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/226>, abgerufen am 25.11.2024.
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