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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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sympathischen Systems, dessen Wirkungen in
einer blos subjectiven Selbstthätigkeit zu bestehen
scheinen, eine grauere Farbe als die übrigen
haben.

Zu einer nähern Bestimmung der Funktionen
des Marks und der Rinde würde eine tiefere
Kenntniss der Wirkungen des Bluts bey der
Thätigkeit der Hirnorgane und des Nervensy-
stems nothwendig seyn, als wir bis jetzt besitzen.
Diese fehlt uns noch so sehr, dass selbst der
Grund der ausgezeichneten Organisation mancher
Blutgefässe des Gehirns uns noch dunkel ist.
Von einer solchen Bildung ist vorzüglich das
Adergeflechte. Ich finde dieses Gefässnetz bey
den Säugthieren, den Vögeln und den höhern
Geschlechtern der Amphibien, z. B. bey der
Midasschildkröte. Bey den Schlangen, Fröschen
und den Fischen sind nur noch schwache Spuren
davon übrig. Aher unter den Säugthieren sind
auch nicht alle Arten damit versehen. Bey dem
Maulwurf und mehrern Nagethieren liegt an der
Stelle desselben in den Seitenhöhlen des Gehirns
ein Strang von Gefässen, der keine netzartige
oder verschlungene Bildung hat. Dagegen be-
sitzen alle Vögel ein Adergeflecht von sehr aus-
gezeichneter Struktur. Bey den grössern Arten,
z. B. dem Schwan, sieht man deutlich mit
Hülfe des Vergrösserungsglases, dass die Venen

dessel-

sympathischen Systems, dessen Wirkungen in
einer blos subjectiven Selbstthätigkeit zu bestehen
scheinen, eine grauere Farbe als die übrigen
haben.

Zu einer nähern Bestimmung der Funktionen
des Marks und der Rinde würde eine tiefere
Kenntniſs der Wirkungen des Bluts bey der
Thätigkeit der Hirnorgane und des Nervensy-
stems nothwendig seyn, als wir bis jetzt besitzen.
Diese fehlt uns noch so sehr, daſs selbst der
Grund der ausgezeichneten Organisation mancher
Blutgefäſse des Gehirns uns noch dunkel ist.
Von einer solchen Bildung ist vorzüglich das
Adergeflechte. Ich finde dieses Gefäſsnetz bey
den Säugthieren, den Vögeln und den höhern
Geschlechtern der Amphibien, z. B. bey der
Midasschildkröte. Bey den Schlangen, Fröschen
und den Fischen sind nur noch schwache Spuren
davon übrig. Aher unter den Säugthieren sind
auch nicht alle Arten damit versehen. Bey dem
Maulwurf und mehrern Nagethieren liegt an der
Stelle desselben in den Seitenhöhlen des Gehirns
ein Strang von Gefäſsen, der keine netzartige
oder verschlungene Bildung hat. Dagegen be-
sitzen alle Vögel ein Adergeflecht von sehr aus-
gezeichneter Struktur. Bey den gröſsern Arten,
z. B. dem Schwan, sieht man deutlich mit
Hülfe des Vergröſserungsglases, daſs die Venen

dessel-
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[167/0183] sympathischen Systems, dessen Wirkungen in einer blos subjectiven Selbstthätigkeit zu bestehen scheinen, eine grauere Farbe als die übrigen haben. Zu einer nähern Bestimmung der Funktionen des Marks und der Rinde würde eine tiefere Kenntniſs der Wirkungen des Bluts bey der Thätigkeit der Hirnorgane und des Nervensy- stems nothwendig seyn, als wir bis jetzt besitzen. Diese fehlt uns noch so sehr, daſs selbst der Grund der ausgezeichneten Organisation mancher Blutgefäſse des Gehirns uns noch dunkel ist. Von einer solchen Bildung ist vorzüglich das Adergeflechte. Ich finde dieses Gefäſsnetz bey den Säugthieren, den Vögeln und den höhern Geschlechtern der Amphibien, z. B. bey der Midasschildkröte. Bey den Schlangen, Fröschen und den Fischen sind nur noch schwache Spuren davon übrig. Aher unter den Säugthieren sind auch nicht alle Arten damit versehen. Bey dem Maulwurf und mehrern Nagethieren liegt an der Stelle desselben in den Seitenhöhlen des Gehirns ein Strang von Gefäſsen, der keine netzartige oder verschlungene Bildung hat. Dagegen be- sitzen alle Vögel ein Adergeflecht von sehr aus- gezeichneter Struktur. Bey den gröſsern Arten, z. B. dem Schwan, sieht man deutlich mit Hülfe des Vergröſserungsglases, daſs die Venen dessel-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/183>, abgerufen am 08.05.2024.