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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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Rudolphi hat das Gehirn von einem Kinde
beschrieben f), woran der Riechnerve, der Sehe-
nerve, der Nerve des dritten, vierten und sechs-
ten Paars der rechten Seite ganz fehlte, die
Nerven der linken Seite und die übrigen der
rechten Seite vorhanden und, mit Ausnahme des
linken Riechnerven, der ohne Wurzeln gleich als
ein starker Nerve aus dem Theil des Gehirns,
welcher den gestreiften Körper umfasst, her-
vortrat, regelmässig gebildet waren. Mit dieser
Abwesenheit des Geruchsnerven und der Augen-
nerven der rechten Seite standen folgende Miss-
bildungen des Gehirns in Verbindung. An der
rechten Hemisphäre des grossen Gehirns waren
die Windungen viel tiefer wie gewöhnlich einge-
schnitten, so dass zwischen den Windungen
mehrere grosse Höhlen vorkamen; an der linken
Halbkugel war blos die Sylvische Grube fehler-
haft gebildet und zu klein. Der Balken erstreckte
sich auf der rechten Seite lange nicht so weit
nach hinten als auf der linken. Die rechte Sei-
tenhöhle zeigte sich kleiner als die linke; ihr
vorderes Horn war kürzer; das hintere und das
absteigende fehlten fast ganz. Statt des rechten
Sehehügels fand sich eine starke birnförmige

Masse,
f) Abhandl. der physikal. Klasse der Königl. Preussi-
schen Akad. der Wissensch. aus den J. 1814--15.
S. 185.
K 4

Rudolphi hat das Gehirn von einem Kinde
beschrieben f), woran der Riechnerve, der Sehe-
nerve, der Nerve des dritten, vierten und sechs-
ten Paars der rechten Seite ganz fehlte, die
Nerven der linken Seite und die übrigen der
rechten Seite vorhanden und, mit Ausnahme des
linken Riechnerven, der ohne Wurzeln gleich als
ein starker Nerve aus dem Theil des Gehirns,
welcher den gestreiften Körper umfaſst, her-
vortrat, regelmäſsig gebildet waren. Mit dieser
Abwesenheit des Geruchsnerven und der Augen-
nerven der rechten Seite standen folgende Miſs-
bildungen des Gehirns in Verbindung. An der
rechten Hemisphäre des groſsen Gehirns waren
die Windungen viel tiefer wie gewöhnlich einge-
schnitten, so daſs zwischen den Windungen
mehrere groſse Höhlen vorkamen; an der linken
Halbkugel war blos die Sylvische Grube fehler-
haft gebildet und zu klein. Der Balken erstreckte
sich auf der rechten Seite lange nicht so weit
nach hinten als auf der linken. Die rechte Sei-
tenhöhle zeigte sich kleiner als die linke; ihr
vorderes Horn war kürzer; das hintere und das
absteigende fehlten fast ganz. Statt des rechten
Sehehügels fand sich eine starke birnförmige

Masse,
f) Abhandl. der physikal. Klasse der Königl. Preussi-
schen Akad. der Wissensch. aus den J. 1814—15.
S. 185.
K 4
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[151/0167] Rudolphi hat das Gehirn von einem Kinde beschrieben f), woran der Riechnerve, der Sehe- nerve, der Nerve des dritten, vierten und sechs- ten Paars der rechten Seite ganz fehlte, die Nerven der linken Seite und die übrigen der rechten Seite vorhanden und, mit Ausnahme des linken Riechnerven, der ohne Wurzeln gleich als ein starker Nerve aus dem Theil des Gehirns, welcher den gestreiften Körper umfaſst, her- vortrat, regelmäſsig gebildet waren. Mit dieser Abwesenheit des Geruchsnerven und der Augen- nerven der rechten Seite standen folgende Miſs- bildungen des Gehirns in Verbindung. An der rechten Hemisphäre des groſsen Gehirns waren die Windungen viel tiefer wie gewöhnlich einge- schnitten, so daſs zwischen den Windungen mehrere groſse Höhlen vorkamen; an der linken Halbkugel war blos die Sylvische Grube fehler- haft gebildet und zu klein. Der Balken erstreckte sich auf der rechten Seite lange nicht so weit nach hinten als auf der linken. Die rechte Sei- tenhöhle zeigte sich kleiner als die linke; ihr vorderes Horn war kürzer; das hintere und das absteigende fehlten fast ganz. Statt des rechten Sehehügels fand sich eine starke birnförmige Masse, f) Abhandl. der physikal. Klasse der Königl. Preussi- schen Akad. der Wissensch. aus den J. 1814—15. S. 185. K 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/167>, abgerufen am 08.05.2024.