Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

dieselbe mit der Nahrungsweise der Thiere, also
mit Eigenthümlichkeiten, die verschiedene Modi-
fikationen des Geschmackssinns voraussetzen, in
naher Beziehung steht. Die Vögel haben eine
weit weniger bewegliche Zunge und einen weit
stumpfern Geschmack, als die Säugthiere. Bey
ihnen besteht deswegen das Vierhügelgebilde fast
nur noch in einer Markbinde. In der Classe
der Amphibien, wo in einigen Familien die
Zunge gar keine Beweglichkeit mehr hat, in
andern bey mehr Bewegungsvermögen schwerlich
noch als Geschmacksorgan dienen kann, und alle
übrige Sinnesorgane auf einer sehr viel niedri-
gern Stufe der Ausbildung als in den beyden
höhern Thierclassen stehen, sind gar keine Vier-
hügel mehr vorhanden. Dass diese Theile sich
wieder bey den Fischen, doch nur mit einem
sehr geringen Volumen, zeigen, scheint auf
Modifikationen anderer Sinne als des Geschmacks
zu beruhen.

Wie die Vierhügel, so haben auch die Am-
monshörner bey den Säugthieren ein desto grösse-
res Verhältniss zum grossen und kleinen Gehirn,
je kleiner diese beyden Eingeweide zusammen-
genommen gegen die Masse des verlängerten
Marks werden. Sie richten sich aber auch in
ihrem Wachsen und Abnehmen nach der Ab-
und Zunahme der Geruchsnerven oder der Riech-

fort-
K 3

dieselbe mit der Nahrungsweise der Thiere, also
mit Eigenthümlichkeiten, die verschiedene Modi-
fikationen des Geschmackssinns voraussetzen, in
naher Beziehung steht. Die Vögel haben eine
weit weniger bewegliche Zunge und einen weit
stumpfern Geschmack, als die Säugthiere. Bey
ihnen besteht deswegen das Vierhügelgebilde fast
nur noch in einer Markbinde. In der Classe
der Amphibien, wo in einigen Familien die
Zunge gar keine Beweglichkeit mehr hat, in
andern bey mehr Bewegungsvermögen schwerlich
noch als Geschmacksorgan dienen kann, und alle
übrige Sinnesorgane auf einer sehr viel niedri-
gern Stufe der Ausbildung als in den beyden
höhern Thierclassen stehen, sind gar keine Vier-
hügel mehr vorhanden. Daſs diese Theile sich
wieder bey den Fischen, doch nur mit einem
sehr geringen Volumen, zeigen, scheint auf
Modifikationen anderer Sinne als des Geschmacks
zu beruhen.

Wie die Vierhügel, so haben auch die Am-
monshörner bey den Säugthieren ein desto gröſse-
res Verhältniſs zum groſsen und kleinen Gehirn,
je kleiner diese beyden Eingeweide zusammen-
genommen gegen die Masse des verlängerten
Marks werden. Sie richten sich aber auch in
ihrem Wachsen und Abnehmen nach der Ab-
und Zunahme der Geruchsnerven oder der Riech-

fort-
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0165" n="149"/>
dieselbe mit der Nahrungsweise der Thiere, also<lb/>
mit Eigenthümlichkeiten, die verschiedene Modi-<lb/>
fikationen des Geschmackssinns voraussetzen, in<lb/>
naher Beziehung steht. Die Vögel haben eine<lb/>
weit weniger bewegliche Zunge und einen weit<lb/>
stumpfern Geschmack, als die Säugthiere. Bey<lb/>
ihnen besteht deswegen das Vierhügelgebilde fast<lb/>
nur noch in einer Markbinde. In der Classe<lb/>
der Amphibien, wo in einigen Familien die<lb/>
Zunge gar keine Beweglichkeit mehr hat, in<lb/>
andern bey mehr Bewegungsvermögen schwerlich<lb/>
noch als Geschmacksorgan dienen kann, und alle<lb/>
übrige Sinnesorgane auf einer sehr viel niedri-<lb/>
gern Stufe der Ausbildung als in den beyden<lb/>
höhern Thierclassen stehen, sind gar keine Vier-<lb/>
hügel mehr vorhanden. Da&#x017F;s diese Theile sich<lb/>
wieder bey den Fischen, doch nur mit einem<lb/>
sehr geringen Volumen, zeigen, scheint auf<lb/>
Modifikationen anderer Sinne als des Geschmacks<lb/>
zu beruhen.</p><lb/>
              <p>Wie die Vierhügel, so haben auch die Am-<lb/>
monshörner bey den Säugthieren ein desto grö&#x017F;se-<lb/>
res Verhältni&#x017F;s zum gro&#x017F;sen und kleinen Gehirn,<lb/>
je kleiner diese beyden Eingeweide zusammen-<lb/>
genommen gegen die Masse des verlängerten<lb/>
Marks werden. Sie richten sich aber auch in<lb/>
ihrem Wachsen und Abnehmen nach der Ab-<lb/>
und Zunahme der Geruchsnerven oder der Riech-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">fort-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0165] dieselbe mit der Nahrungsweise der Thiere, also mit Eigenthümlichkeiten, die verschiedene Modi- fikationen des Geschmackssinns voraussetzen, in naher Beziehung steht. Die Vögel haben eine weit weniger bewegliche Zunge und einen weit stumpfern Geschmack, als die Säugthiere. Bey ihnen besteht deswegen das Vierhügelgebilde fast nur noch in einer Markbinde. In der Classe der Amphibien, wo in einigen Familien die Zunge gar keine Beweglichkeit mehr hat, in andern bey mehr Bewegungsvermögen schwerlich noch als Geschmacksorgan dienen kann, und alle übrige Sinnesorgane auf einer sehr viel niedri- gern Stufe der Ausbildung als in den beyden höhern Thierclassen stehen, sind gar keine Vier- hügel mehr vorhanden. Daſs diese Theile sich wieder bey den Fischen, doch nur mit einem sehr geringen Volumen, zeigen, scheint auf Modifikationen anderer Sinne als des Geschmacks zu beruhen. Wie die Vierhügel, so haben auch die Am- monshörner bey den Säugthieren ein desto gröſse- res Verhältniſs zum groſsen und kleinen Gehirn, je kleiner diese beyden Eingeweide zusammen- genommen gegen die Masse des verlängerten Marks werden. Sie richten sich aber auch in ihrem Wachsen und Abnehmen nach der Ab- und Zunahme der Geruchsnerven oder der Riech- fort- K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/165
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/165>, abgerufen am 08.05.2024.