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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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ten ist der Geist als ein fremdartiges Wesen ge-
fesselt. Oder das Geistige und das Körperliche
sind nicht nur mit, sondern auch durch einan-
der. Beyde Hypothesen sind mehrerer Modifika-
tionen fähig. Wir können für jetzt dieselben
unerörtert lassen und uns begnügen, die Voraus-
setzung zum Grunde zu legen, dass der Cha-
rakter alles Beseelten Bewusstseyn seiner Exi-
stenz und Freyheit seiner Handlungen ist. Ob
diese Freyheit von moralischer Seite vielleicht
nur scheinbar ist, braucht uns nicht zu küm-
mern. Es reicht für uns hin, wenn die Hand-
lungen in physischer Rücksicht frey genannt
werden können. An jene Voraussetzung knüpfen
sich die Fragen: Wie weit sich das Gebiet des
Beseelten in der lebenden Natur erstreckt? Wel-
che Stufenfolge in diesem Gebiet statt findet?
Und in welchem Verhältniss die Seele zu den
organischen Kräften der thierischen Natur und
zur Organisation steht? Mit diesen Fragen ist
uns der Weg bey unsern Untersuchungen vor-
gezeichnet.



Erster

ten ist der Geist als ein fremdartiges Wesen ge-
fesselt. Oder das Geistige und das Körperliche
sind nicht nur mit, sondern auch durch einan-
der. Beyde Hypothesen sind mehrerer Modifika-
tionen fähig. Wir können für jetzt dieselben
unerörtert lassen und uns begnügen, die Voraus-
setzung zum Grunde zu legen, daſs der Cha-
rakter alles Beseelten Bewuſstseyn seiner Exi-
stenz und Freyheit seiner Handlungen ist. Ob
diese Freyheit von moralischer Seite vielleicht
nur scheinbar ist, braucht uns nicht zu küm-
mern. Es reicht für uns hin, wenn die Hand-
lungen in physischer Rücksicht frey genannt
werden können. An jene Voraussetzung knüpfen
sich die Fragen: Wie weit sich das Gebiet des
Beseelten in der lebenden Natur erstreckt? Wel-
che Stufenfolge in diesem Gebiet statt findet?
Und in welchem Verhältniſs die Seele zu den
organischen Kräften der thierischen Natur und
zur Organisation steht? Mit diesen Fragen ist
uns der Weg bey unsern Untersuchungen vor-
gezeichnet.



Erster
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[4/0016] ten ist der Geist als ein fremdartiges Wesen ge- fesselt. Oder das Geistige und das Körperliche sind nicht nur mit, sondern auch durch einan- der. Beyde Hypothesen sind mehrerer Modifika- tionen fähig. Wir können für jetzt dieselben unerörtert lassen und uns begnügen, die Voraus- setzung zum Grunde zu legen, daſs der Cha- rakter alles Beseelten Bewuſstseyn seiner Exi- stenz und Freyheit seiner Handlungen ist. Ob diese Freyheit von moralischer Seite vielleicht nur scheinbar ist, braucht uns nicht zu küm- mern. Es reicht für uns hin, wenn die Hand- lungen in physischer Rücksicht frey genannt werden können. An jene Voraussetzung knüpfen sich die Fragen: Wie weit sich das Gebiet des Beseelten in der lebenden Natur erstreckt? Wel- che Stufenfolge in diesem Gebiet statt findet? Und in welchem Verhältniſs die Seele zu den organischen Kräften der thierischen Natur und zur Organisation steht? Mit diesen Fragen ist uns der Weg bey unsern Untersuchungen vor- gezeichnet. Erster

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/16>, abgerufen am 23.11.2024.