als auf den höhern Stufen. Schon bey den Vö- geln ist nicht mehr die Brücke vorhanden, wel- che den Fortgang jener Bündel bey den Säug- thieren unterbricht. Bey den Amphibien und Fischen besteht das Gehirn aus Theilen, die blossen Seitenanschwellungen der Schenkel des verlängerten Marks ähnlich, und weit weniger eng als bey den Säugthieren unter sich verbun- den sind. Daher wird das Thier weit mehr von einzelnen sinnlichen Eindrücken beherrscht, als der Mensch, und jeder dieser Eindrücke hat um so schneller willkührliche Bewegungen zur Folge, die ihm, aber auch blos ihm entsprechen, je einfacher die Organisation des Gehirns ist.
Die höhere Organisation des Gehirns giebt sich vorzüglich durch grösseres Uebergewicht der Masse des übrigen Gehirns über die des verlän- gerten Marks, durch zahlreichere und mannichfalti- gere Hirnorgane und durch vervielfältigte Vereini- gung aller dieser Organe zu einem einzigen Gan- zen zu erkennen. In dem Uebergewicht der Masse des übrigen Gehirns über die des verlängerten Marks steht der Mensch höher als alle andere Thiere. Dieses grössere Verhältniss findet aber bey ihm nicht in allen Theilen seines Gehirns, sondern vorzüglich nur in den Windungen des grossen und den Hemisphären des kleinen Ge- hirns statt. Es giebt nichts als die in Verglei-
chung
als auf den höhern Stufen. Schon bey den Vö- geln ist nicht mehr die Brücke vorhanden, wel- che den Fortgang jener Bündel bey den Säug- thieren unterbricht. Bey den Amphibien und Fischen besteht das Gehirn aus Theilen, die bloſsen Seitenanschwellungen der Schenkel des verlängerten Marks ähnlich, und weit weniger eng als bey den Säugthieren unter sich verbun- den sind. Daher wird das Thier weit mehr von einzelnen sinnlichen Eindrücken beherrscht, als der Mensch, und jeder dieser Eindrücke hat um so schneller willkührliche Bewegungen zur Folge, die ihm, aber auch blos ihm entsprechen, je einfacher die Organisation des Gehirns ist.
Die höhere Organisation des Gehirns giebt sich vorzüglich durch gröſseres Uebergewicht der Masse des übrigen Gehirns über die des verlän- gerten Marks, durch zahlreichere und mannichfalti- gere Hirnorgane und durch vervielfältigte Vereini- gung aller dieser Organe zu einem einzigen Gan- zen zu erkennen. In dem Uebergewicht der Masse des übrigen Gehirns über die des verlängerten Marks steht der Mensch höher als alle andere Thiere. Dieses gröſsere Verhältniſs findet aber bey ihm nicht in allen Theilen seines Gehirns, sondern vorzüglich nur in den Windungen des groſsen und den Hemisphären des kleinen Ge- hirns statt. Es giebt nichts als die in Verglei-
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als auf den höhern Stufen. Schon bey den Vö-
geln ist nicht mehr die Brücke vorhanden, wel-
che den Fortgang jener Bündel bey den Säug-
thieren unterbricht. Bey den Amphibien und
Fischen besteht das Gehirn aus Theilen, die
bloſsen Seitenanschwellungen der Schenkel des
verlängerten Marks ähnlich, und weit weniger
eng als bey den Säugthieren unter sich verbun-
den sind. Daher wird das Thier weit mehr von
einzelnen sinnlichen Eindrücken beherrscht, als
der Mensch, und jeder dieser Eindrücke hat um
so schneller willkührliche Bewegungen zur Folge,
die ihm, aber auch blos ihm entsprechen, je
einfacher die Organisation des Gehirns ist.
Die höhere Organisation des Gehirns giebt
sich vorzüglich durch gröſseres Uebergewicht der
Masse des übrigen Gehirns über die des verlän-
gerten Marks, durch zahlreichere und mannichfalti-
gere Hirnorgane und durch vervielfältigte Vereini-
gung aller dieser Organe zu einem einzigen Gan-
zen zu erkennen. In dem Uebergewicht der Masse
des übrigen Gehirns über die des verlängerten
Marks steht der Mensch höher als alle andere
Thiere. Dieses gröſsere Verhältniſs findet aber
bey ihm nicht in allen Theilen seines Gehirns,
sondern vorzüglich nur in den Windungen des
groſsen und den Hemisphären des kleinen Ge-
hirns statt. Es giebt nichts als die in Verglei-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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