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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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nicht höhere Wesen, die immer wieder ausbes-
sern, was das Ohngefähr verrückt hat, so ist
nichts übrig, als eine Abhängigkeit aller Kräfte,
die der Erzeugung und dem Daseyn der einzel-
nen lebenden Wesen vorstehen, von einander,
oder von einer gemeinschaftlichen Urkraft anzu-
nehmen. Für ihre Abhängigkeit von einer ur-
sprünglichen Kraft kann uns die Erfahrung keine
weitere Beweise als die erwähnten Thatsachen lie-
fern. Hängen sie aber auch wechselseitig von
einander ab, so ist es möglich, dass noch andere
Erscheinungen in diesem ihrem gegenseitigen Ver-
hältniss begründet sind.

Hier erheben sich aber Schwürigkeiten. Jene
Abhängigkeit kann nicht an die materielle Sphäre
des lebenden Wesens gebunden seyn, sondern
muss auf reinen Kraftäusserungen (dynamischen
Wirkungen) beruhen. Aber worin besteht das
Kennzeichen der letztern? Licht, Wärme und
Elektricität gehören vielleicht ebenfalls zu densel-
ben. Mehrere lebende Körper wirken durch diese
Agentien in die Ferne. Allein ein solcher Wir-
kungskreis ist ein blos physischer, von welchem
manche merkwürdige Erscheinungen in der leben-
den Natur herrühren können und wirklich herrüh-
ren, wovon sich aber nicht jene höhere, zwischen
den sämmtlichen Individuen und Arten des Thier-
und Pflanzenreichs statt findende Verbindung ab-

leiten

nicht höhere Wesen, die immer wieder ausbes-
sern, was das Ohngefähr verrückt hat, so ist
nichts übrig, als eine Abhängigkeit aller Kräfte,
die der Erzeugung und dem Daseyn der einzel-
nen lebenden Wesen vorstehen, von einander,
oder von einer gemeinschaftlichen Urkraft anzu-
nehmen. Für ihre Abhängigkeit von einer ur-
sprünglichen Kraft kann uns die Erfahrung keine
weitere Beweise als die erwähnten Thatsachen lie-
fern. Hängen sie aber auch wechselseitig von
einander ab, so ist es möglich, daſs noch andere
Erscheinungen in diesem ihrem gegenseitigen Ver-
hältniſs begründet sind.

Hier erheben sich aber Schwürigkeiten. Jene
Abhängigkeit kann nicht an die materielle Sphäre
des lebenden Wesens gebunden seyn, sondern
muſs auf reinen Kraftäuſserungen (dynamischen
Wirkungen) beruhen. Aber worin besteht das
Kennzeichen der letztern? Licht, Wärme und
Elektricität gehören vielleicht ebenfalls zu densel-
ben. Mehrere lebende Körper wirken durch diese
Agentien in die Ferne. Allein ein solcher Wir-
kungskreis ist ein blos physischer, von welchem
manche merkwürdige Erscheinungen in der leben-
den Natur herrühren können und wirklich herrüh-
ren, wovon sich aber nicht jene höhere, zwischen
den sämmtlichen Individuen und Arten des Thier-
und Pflanzenreichs statt findende Verbindung ab-

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[452/0464] nicht höhere Wesen, die immer wieder ausbes- sern, was das Ohngefähr verrückt hat, so ist nichts übrig, als eine Abhängigkeit aller Kräfte, die der Erzeugung und dem Daseyn der einzel- nen lebenden Wesen vorstehen, von einander, oder von einer gemeinschaftlichen Urkraft anzu- nehmen. Für ihre Abhängigkeit von einer ur- sprünglichen Kraft kann uns die Erfahrung keine weitere Beweise als die erwähnten Thatsachen lie- fern. Hängen sie aber auch wechselseitig von einander ab, so ist es möglich, daſs noch andere Erscheinungen in diesem ihrem gegenseitigen Ver- hältniſs begründet sind. Hier erheben sich aber Schwürigkeiten. Jene Abhängigkeit kann nicht an die materielle Sphäre des lebenden Wesens gebunden seyn, sondern muſs auf reinen Kraftäuſserungen (dynamischen Wirkungen) beruhen. Aber worin besteht das Kennzeichen der letztern? Licht, Wärme und Elektricität gehören vielleicht ebenfalls zu densel- ben. Mehrere lebende Körper wirken durch diese Agentien in die Ferne. Allein ein solcher Wir- kungskreis ist ein blos physischer, von welchem manche merkwürdige Erscheinungen in der leben- den Natur herrühren können und wirklich herrüh- ren, wovon sich aber nicht jene höhere, zwischen den sämmtlichen Individuen und Arten des Thier- und Pflanzenreichs statt findende Verbindung ab- leiten

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/464>, abgerufen am 06.05.2024.