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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Ist der Versuch indess richtig, so beweist er nur
eine verschiedene Wärmecapacität lebender und
todter Eyer.

Dass auch die Früchte der Säugthiere ihre
Wärme blos von der Mutter erhalten, machen
Autenrieth's und Schüz's Versuche r) wahrschein-
lich, nach welchen Foetus von Kaninchen, die
durch die Nabelschnur und den Mutterkuchen
mit dem Körper der Mutter noch in Verbindung
standen, aber aus dem Uterus hervorgezogen wa-
ren, ihre Wärme in dem nehmlichen Verhältniss
verlohren wie andere Früchte von derselben Mut-
ter, die von dieser getrennt und durch das An-
werfen gegen den Fussboden getödtet waren.

Ganz anders aber verhält es sich mit den
Säugthieren und Vögeln nach der Geburt. Alle
Thiere dieser beyden Classen erlangen, sobald sie
geathmet haben, eine eigene Wärme, die bis zum
Tode fortdauert und nur bey denen, die den
Winter in Erstarrung zubringen, während ihres
lethargischen Zustandes vermindert oder aufgeho-
ben ist, sonst aber bey sehr beträchtlichen Ver-
änderungen der äussern Temperatur und anderer
Einflüsse fast unverändert bleibt.

Von
r) Diss. sist. exper. circa calorem foetus et sanguinem
ipsius instituta, quam praes. J. H. F. Autenrieth
def. G. F. Schüz. Tubing. 1799.

Ist der Versuch indeſs richtig, so beweist er nur
eine verschiedene Wärmecapacität lebender und
todter Eyer.

Daſs auch die Früchte der Säugthiere ihre
Wärme blos von der Mutter erhalten, machen
Autenrieth’s und Schüz’s Versuche r) wahrschein-
lich, nach welchen Foetus von Kaninchen, die
durch die Nabelschnur und den Mutterkuchen
mit dem Körper der Mutter noch in Verbindung
standen, aber aus dem Uterus hervorgezogen wa-
ren, ihre Wärme in dem nehmlichen Verhältniſs
verlohren wie andere Früchte von derselben Mut-
ter, die von dieser getrennt und durch das An-
werfen gegen den Fuſsboden getödtet waren.

Ganz anders aber verhält es sich mit den
Säugthieren und Vögeln nach der Geburt. Alle
Thiere dieser beyden Classen erlangen, sobald sie
geathmet haben, eine eigene Wärme, die bis zum
Tode fortdauert und nur bey denen, die den
Winter in Erstarrung zubringen, während ihres
lethargischen Zustandes vermindert oder aufgeho-
ben ist, sonst aber bey sehr beträchtlichen Ver-
änderungen der äuſsern Temperatur und anderer
Einflüsse fast unverändert bleibt.

Von
r) Diss. sist. exper. circa calorem foetus et sanguinem
ipsius instituta, quam praes. J. H. F. Autenrieth
def. G. F. Schüz. Tubing. 1799.
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[31/0043] Ist der Versuch indeſs richtig, so beweist er nur eine verschiedene Wärmecapacität lebender und todter Eyer. Daſs auch die Früchte der Säugthiere ihre Wärme blos von der Mutter erhalten, machen Autenrieth’s und Schüz’s Versuche r) wahrschein- lich, nach welchen Foetus von Kaninchen, die durch die Nabelschnur und den Mutterkuchen mit dem Körper der Mutter noch in Verbindung standen, aber aus dem Uterus hervorgezogen wa- ren, ihre Wärme in dem nehmlichen Verhältniſs verlohren wie andere Früchte von derselben Mut- ter, die von dieser getrennt und durch das An- werfen gegen den Fuſsboden getödtet waren. Ganz anders aber verhält es sich mit den Säugthieren und Vögeln nach der Geburt. Alle Thiere dieser beyden Classen erlangen, sobald sie geathmet haben, eine eigene Wärme, die bis zum Tode fortdauert und nur bey denen, die den Winter in Erstarrung zubringen, während ihres lethargischen Zustandes vermindert oder aufgeho- ben ist, sonst aber bey sehr beträchtlichen Ver- änderungen der äuſsern Temperatur und anderer Einflüsse fast unverändert bleibt. Von r) Diss. sist. exper. circa calorem foetus et sanguinem ipsius instituta, quam praes. J. H. F. Autenrieth def. G. F. Schüz. Tubing. 1799.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/43>, abgerufen am 26.04.2024.