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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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eine zweyte ist aber auch die Struktur des Theils.
Wo die letztere nicht zur Entzündung geeignet
ist, kann ein grosser Reichthum an Nerven statt
finden, ohne dass jene Krankheit eintritt.

Alle obige Einwürfe lassen sich also heben,
und wir können als ausgemacht annehmen, dass
es eine Kraft der Nerven giebt, die der Ernäh-
rung vorsteht. Wir werden diese die plasti-
sche Nervenkraft
nennen, und dieselbe jetzt
näher zu bestimmen suchen.

1. Diese plastische Kraft wird nicht auf ähn-
liche Art, wie das Empfindungs- und Bewegungs-
vermögen der Nerven, durch Reitze in Thätig-
keit gesetzt. Fände eine solche Aufregung bey
ihr statt, so müsste sich diese zuerst durch eine,
unmittelbar nach Anbringung eines Nervenreitzes
eintretende, partielle Beschleunigung der Bewe-
gung des Bluts äussern. Aber schon Spallan-
zani, Fontana
k) und Bichat l) bemerken, dass
sie niemals diese Bewegung in einem einzelnen
Theil nach Reitzung der Nerven desselben haben
zunehmen sehen, und ich habe ebenfalls in den
Schwimmhäuten von Fröschen, worin ich den
Blutumlauf unter einer Linse beobachtete, keine
andere Veränderungen des letztern nach dem Gal-
vanisiren der Schenkelnerven als solche, die offen-

bar
k) Abhandl. über das Viperngift. S. 342.
l) A. a. O. Th. 1. Abth. 2. S. 73 fg.

eine zweyte ist aber auch die Struktur des Theils.
Wo die letztere nicht zur Entzündung geeignet
ist, kann ein groſser Reichthum an Nerven statt
finden, ohne daſs jene Krankheit eintritt.

Alle obige Einwürfe lassen sich also heben,
und wir können als ausgemacht annehmen, daſs
es eine Kraft der Nerven giebt, die der Ernäh-
rung vorsteht. Wir werden diese die plasti-
sche Nervenkraft
nennen, und dieselbe jetzt
näher zu bestimmen suchen.

1. Diese plastische Kraft wird nicht auf ähn-
liche Art, wie das Empfindungs- und Bewegungs-
vermögen der Nerven, durch Reitze in Thätig-
keit gesetzt. Fände eine solche Aufregung bey
ihr statt, so müſste sich diese zuerst durch eine,
unmittelbar nach Anbringung eines Nervenreitzes
eintretende, partielle Beschleunigung der Bewe-
gung des Bluts äuſsern. Aber schon Spallan-
zani, Fontana
k) und Bichat l) bemerken, daſs
sie niemals diese Bewegung in einem einzelnen
Theil nach Reitzung der Nerven desselben haben
zunehmen sehen, und ich habe ebenfalls in den
Schwimmhäuten von Fröschen, worin ich den
Blutumlauf unter einer Linse beobachtete, keine
andere Veränderungen des letztern nach dem Gal-
vanisiren der Schenkelnerven als solche, die offen-

bar
k) Abhandl. über das Viperngift. S. 342.
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[414/0426] eine zweyte ist aber auch die Struktur des Theils. Wo die letztere nicht zur Entzündung geeignet ist, kann ein groſser Reichthum an Nerven statt finden, ohne daſs jene Krankheit eintritt. Alle obige Einwürfe lassen sich also heben, und wir können als ausgemacht annehmen, daſs es eine Kraft der Nerven giebt, die der Ernäh- rung vorsteht. Wir werden diese die plasti- sche Nervenkraft nennen, und dieselbe jetzt näher zu bestimmen suchen. 1. Diese plastische Kraft wird nicht auf ähn- liche Art, wie das Empfindungs- und Bewegungs- vermögen der Nerven, durch Reitze in Thätig- keit gesetzt. Fände eine solche Aufregung bey ihr statt, so müſste sich diese zuerst durch eine, unmittelbar nach Anbringung eines Nervenreitzes eintretende, partielle Beschleunigung der Bewe- gung des Bluts äuſsern. Aber schon Spallan- zani, Fontana k) und Bichat l) bemerken, daſs sie niemals diese Bewegung in einem einzelnen Theil nach Reitzung der Nerven desselben haben zunehmen sehen, und ich habe ebenfalls in den Schwimmhäuten von Fröschen, worin ich den Blutumlauf unter einer Linse beobachtete, keine andere Veränderungen des letztern nach dem Gal- vanisiren der Schenkelnerven als solche, die offen- bar k) Abhandl. über das Viperngift. S. 342. l) A. a. O. Th. 1. Abth. 2. S. 73 fg.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/426>, abgerufen am 18.05.2024.