führen, wovon sich bey näherer Prüfung zeigen wird, dass sie als Einwürfe gegen unsere Mei- nung von keinem Gewicht sind.
1. "Jene Processe werden nicht beschleunigt, "wenn sich die Nerven in einem gereitzten Zu- "stand befinden, und nicht immer geschwächt "oder aufgehoben, wenn der Nerveneinfluss ver- "mindert oder gehemmt ist." Hierauf dient Fol- gendes zur Antwort. Dass unter Umständen, wo die Nerven willkührlicher Bewegungsorgane ge- reitzt sind, oder die Bewegung in diesen Thei- len aufgehoben ist, die Haargefässcirculation, die Aushauchung u. s. w. im erstern Fall nicht ver- mehrt sind, im letztern noch fortdauern, be- weist weiter nichts, als was sich auch aus an- dern Erfahrungen ergiebt, dass diese Processe von einer Thätigkeit der Nerven abhängen, die mit der, welche die Muskelbewegung hervor- bringt, in keiner nothwendigen Verbindung steht. Dass aber in einem Theil, dessen Nervenverbin- dung mit dem Gehirn oder Rückenmark gänzlich aufgehoben war, die Ernährung fortgedauert hätte, dafür spricht keine Thatsache, sondern alle Er- fahrungen sind diesem Satz völlig entgegen.
2. "Die erwähnten Processe gehen mit der- "selben Stärke in Theilen, die wenig oder gar "keine Nerven haben, z. B. in den Knorpeln, "Sehnen, Bändern u. s. w. als in nervenreichen
"Orga-
führen, wovon sich bey näherer Prüfung zeigen wird, daſs sie als Einwürfe gegen unsere Mei- nung von keinem Gewicht sind.
1. “Jene Processe werden nicht beschleunigt, „wenn sich die Nerven in einem gereitzten Zu- „stand befinden, und nicht immer geschwächt „oder aufgehoben, wenn der Nerveneinfluſs ver- „mindert oder gehemmt ist.” Hierauf dient Fol- gendes zur Antwort. Daſs unter Umständen, wo die Nerven willkührlicher Bewegungsorgane ge- reitzt sind, oder die Bewegung in diesen Thei- len aufgehoben ist, die Haargefäſscirculation, die Aushauchung u. s. w. im erstern Fall nicht ver- mehrt sind, im letztern noch fortdauern, be- weist weiter nichts, als was sich auch aus an- dern Erfahrungen ergiebt, daſs diese Processe von einer Thätigkeit der Nerven abhängen, die mit der, welche die Muskelbewegung hervor- bringt, in keiner nothwendigen Verbindung steht. Daſs aber in einem Theil, dessen Nervenverbin- dung mit dem Gehirn oder Rückenmark gänzlich aufgehoben war, die Ernährung fortgedauert hätte, dafür spricht keine Thatsache, sondern alle Er- fahrungen sind diesem Satz völlig entgegen.
2. “Die erwähnten Processe gehen mit der- „selben Stärke in Theilen, die wenig oder gar „keine Nerven haben, z. B. in den Knorpeln, „Sehnen, Bändern u. s. w. als in nervenreichen
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führen, wovon sich bey näherer Prüfung zeigen
wird, daſs sie als Einwürfe gegen unsere Mei-
nung von keinem Gewicht sind.
1. “Jene Processe werden nicht beschleunigt,
„wenn sich die Nerven in einem gereitzten Zu-
„stand befinden, und nicht immer geschwächt
„oder aufgehoben, wenn der Nerveneinfluſs ver-
„mindert oder gehemmt ist.” Hierauf dient Fol-
gendes zur Antwort. Daſs unter Umständen, wo
die Nerven willkührlicher Bewegungsorgane ge-
reitzt sind, oder die Bewegung in diesen Thei-
len aufgehoben ist, die Haargefäſscirculation, die
Aushauchung u. s. w. im erstern Fall nicht ver-
mehrt sind, im letztern noch fortdauern, be-
weist weiter nichts, als was sich auch aus an-
dern Erfahrungen ergiebt, daſs diese Processe
von einer Thätigkeit der Nerven abhängen, die
mit der, welche die Muskelbewegung hervor-
bringt, in keiner nothwendigen Verbindung steht.
Daſs aber in einem Theil, dessen Nervenverbin-
dung mit dem Gehirn oder Rückenmark gänzlich
aufgehoben war, die Ernährung fortgedauert hätte,
dafür spricht keine Thatsache, sondern alle Er-
fahrungen sind diesem Satz völlig entgegen.
2. “Die erwähnten Processe gehen mit der-
„selben Stärke in Theilen, die wenig oder gar
„keine Nerven haben, z. B. in den Knorpeln,
„Sehnen, Bändern u. s. w. als in nervenreichen
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/424>, abgerufen am 25.11.2024.
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