Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

langsamer als ein todter die Temperatur der Luft
annimmt. Allein der Unterschied ist doch auf
jeden Fall so gering, dass er sich nur von einer
Verschiedenheit in der Wärmecapacität des leben-
den und todten Thiers, nicht aber von einer ei-
genen Wärme des erstern ableiten lässt.

Zu allen diesen, gegen eine eigene Tempe-
ratur der Amphibien, Fische und übrigen niedern
Thiere sprechenden Gründen kommen endlich
noch Braun's Versuche, deren Resultat ist, dass
diese Thiere keine andere Wärme besitzen als die
des Medium, worin sie sich befinden l). Braun
hatte gewiss so viel Uebung im Gebrauch des
Thermometers als irgend einer der angeführten
Schriftsteller, und seine Erfahrungen verdienen
daher mehr Zutrauen als die Beobachtungen we-
niger geübter Naturforscher.

Es giebt zwar einige Fälle, in welchen bey
Thieren der niedern Classen eine wirkliche Ent-
bindung von Wärme vorgeht. Sie finden bey
den Bienen und Ameisen statt. Die eigene Wär-
me der Bienen lässt sich des Winters in ihren
Stöcken beobachten. Schon Swammerdamm und
Maraldi kannten dieselbe m). Martine n) be-

stimm-
l) Nov. Commentar. Acad. scient. Petropol. T. XIII.
p. 419. sq.
m) Hallfr Elem. Phys. T. II. L. V. S. 2. §. 1. p. 29. 30
n) A. a. O. p. 331.

langsamer als ein todter die Temperatur der Luft
annimmt. Allein der Unterschied ist doch auf
jeden Fall so gering, daſs er sich nur von einer
Verschiedenheit in der Wärmecapacität des leben-
den und todten Thiers, nicht aber von einer ei-
genen Wärme des erstern ableiten läſst.

Zu allen diesen, gegen eine eigene Tempe-
ratur der Amphibien, Fische und übrigen niedern
Thiere sprechenden Gründen kommen endlich
noch Braun’s Versuche, deren Resultat ist, daſs
diese Thiere keine andere Wärme besitzen als die
des Medium, worin sie sich befinden l). Braun
hatte gewiſs so viel Uebung im Gebrauch des
Thermometers als irgend einer der angeführten
Schriftsteller, und seine Erfahrungen verdienen
daher mehr Zutrauen als die Beobachtungen we-
niger geübter Naturforscher.

Es giebt zwar einige Fälle, in welchen bey
Thieren der niedern Classen eine wirkliche Ent-
bindung von Wärme vorgeht. Sie finden bey
den Bienen und Ameisen statt. Die eigene Wär-
me der Bienen läſst sich des Winters in ihren
Stöcken beobachten. Schon Swammerdamm und
Maraldi kannten dieselbe m). Martine n) be-

stimm-
l) Nov. Commentar. Acad. scient. Petropol. T. XIII.
p. 419. sq.
m) Hallfr Elem. Phys. T. II. L. V. S. 2. §. 1. p. 29. 30
n) A. a. O. p. 331.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0041" n="29"/>
langsamer als ein todter die Temperatur der Luft<lb/>
annimmt. Allein der Unterschied ist doch auf<lb/>
jeden Fall so gering, da&#x017F;s er sich nur von einer<lb/>
Verschiedenheit in der Wärmecapacität des leben-<lb/>
den und todten Thiers, nicht aber von einer ei-<lb/>
genen Wärme des erstern ableiten lä&#x017F;st.</p><lb/>
              <p>Zu allen diesen, gegen eine eigene Tempe-<lb/>
ratur der Amphibien, Fische und übrigen niedern<lb/>
Thiere sprechenden Gründen kommen endlich<lb/>
noch <hi rendition="#k">Braun</hi>&#x2019;s Versuche, deren Resultat ist, da&#x017F;s<lb/>
diese Thiere keine andere Wärme besitzen als die<lb/>
des Medium, worin sie sich befinden <note place="foot" n="l)">Nov. Commentar. Acad. scient. Petropol. T. XIII.<lb/>
p. 419. sq.</note>. <hi rendition="#k">Braun</hi><lb/>
hatte gewi&#x017F;s so viel Uebung im Gebrauch des<lb/>
Thermometers als irgend einer der angeführten<lb/>
Schriftsteller, und seine Erfahrungen verdienen<lb/>
daher mehr Zutrauen als die Beobachtungen we-<lb/>
niger geübter Naturforscher.</p><lb/>
              <p>Es giebt zwar einige Fälle, in welchen bey<lb/>
Thieren der niedern Classen eine wirkliche Ent-<lb/>
bindung von Wärme vorgeht. Sie finden bey<lb/>
den Bienen und Ameisen statt. Die eigene Wär-<lb/>
me der Bienen lä&#x017F;st sich des Winters in ihren<lb/>
Stöcken beobachten. Schon <hi rendition="#k">Swammerdamm</hi> und<lb/><hi rendition="#k">Maraldi</hi> kannten dieselbe <note place="foot" n="m)"><hi rendition="#k">Hallfr</hi> Elem. Phys. T. II. L. V. S. 2. §. 1. p. 29. 30</note>. <hi rendition="#k">Martine</hi> <note place="foot" n="n)">A. a. O. p. 331.</note> be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">stimm-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0041] langsamer als ein todter die Temperatur der Luft annimmt. Allein der Unterschied ist doch auf jeden Fall so gering, daſs er sich nur von einer Verschiedenheit in der Wärmecapacität des leben- den und todten Thiers, nicht aber von einer ei- genen Wärme des erstern ableiten läſst. Zu allen diesen, gegen eine eigene Tempe- ratur der Amphibien, Fische und übrigen niedern Thiere sprechenden Gründen kommen endlich noch Braun’s Versuche, deren Resultat ist, daſs diese Thiere keine andere Wärme besitzen als die des Medium, worin sie sich befinden l). Braun hatte gewiſs so viel Uebung im Gebrauch des Thermometers als irgend einer der angeführten Schriftsteller, und seine Erfahrungen verdienen daher mehr Zutrauen als die Beobachtungen we- niger geübter Naturforscher. Es giebt zwar einige Fälle, in welchen bey Thieren der niedern Classen eine wirkliche Ent- bindung von Wärme vorgeht. Sie finden bey den Bienen und Ameisen statt. Die eigene Wär- me der Bienen läſst sich des Winters in ihren Stöcken beobachten. Schon Swammerdamm und Maraldi kannten dieselbe m). Martine n) be- stimm- l) Nov. Commentar. Acad. scient. Petropol. T. XIII. p. 419. sq. m) Hallfr Elem. Phys. T. II. L. V. S. 2. §. 1. p. 29. 30 n) A. a. O. p. 331.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/41
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/41>, abgerufen am 19.04.2024.