Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

system, aber nie ihre nachtheiligen Nebenwir-
kungen verlieren. Das Quecksilber wird immer
fortfahren, Speichelfluss hervorzubringen, so oft
dasselbe auch genommen wird. Mit jener Ab-
nahme der Reitzbarkeit ist übrigens nicht immer
schnelle Abnahme der Erregung verbunden. Der
in kurzer Zeit wiederholte Einfluss eines und des-
selben Reitzes oder ähnlich wirkender Irritamente
auf einen isolirten Nerven kann die Erregung bis
auf einen gewissen Punkt steigern, indem nach
jeder Reitzung nicht blos eine einfache Reaktion,
sondern eine Reihe von Reaktionen entsteht, und
daher jede folgende Reitzung durch die fortdau-
ernde Wirkung der vorhergehenden vermehrt wird.
Diese Zunahme der Erregung hat jedoch eine ge-
wisse Gränze, jenseits welcher sie wieder sinkt,
wenn nicht der Reitz in eben dem Verhältniss,
wie die Reitzbarkeit abnimmt, verstärkt wird.

3. Jede Art von Reitzen erregt eine eigene
Art von Empfindungen. Ausser der Wirkung,
die ein Irritament als solches überhaupt hat, muss
dasselbe also noch gewisse Nebenwirkungen her-
vorbringen, worin die Verschiedenheit der Em-
pfindungen ihren Grund hat. Durch diese Ne-
benwirkungen wird die Reitzbarkeit auf verschie-
dene Art gestimmt; sie wächst für eine andere
Art von Reitzen, indem sie für diejenige, wo-
durch ihre Erhöhung bewirkt wurde, abnimmt.

Vor-

system, aber nie ihre nachtheiligen Nebenwir-
kungen verlieren. Das Quecksilber wird immer
fortfahren, Speichelfluſs hervorzubringen, so oft
dasselbe auch genommen wird. Mit jener Ab-
nahme der Reitzbarkeit ist übrigens nicht immer
schnelle Abnahme der Erregung verbunden. Der
in kurzer Zeit wiederholte Einfluſs eines und des-
selben Reitzes oder ähnlich wirkender Irritamente
auf einen isolirten Nerven kann die Erregung bis
auf einen gewissen Punkt steigern, indem nach
jeder Reitzung nicht blos eine einfache Reaktion,
sondern eine Reihe von Reaktionen entsteht, und
daher jede folgende Reitzung durch die fortdau-
ernde Wirkung der vorhergehenden vermehrt wird.
Diese Zunahme der Erregung hat jedoch eine ge-
wisse Gränze, jenseits welcher sie wieder sinkt,
wenn nicht der Reitz in eben dem Verhältniſs,
wie die Reitzbarkeit abnimmt, verstärkt wird.

3. Jede Art von Reitzen erregt eine eigene
Art von Empfindungen. Auſser der Wirkung,
die ein Irritament als solches überhaupt hat, muſs
dasselbe also noch gewisse Nebenwirkungen her-
vorbringen, worin die Verschiedenheit der Em-
pfindungen ihren Grund hat. Durch diese Ne-
benwirkungen wird die Reitzbarkeit auf verschie-
dene Art gestimmt; sie wächst für eine andere
Art von Reitzen, indem sie für diejenige, wo-
durch ihre Erhöhung bewirkt wurde, abnimmt.

Vor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0407" n="395"/>
system, aber nie ihre nachtheiligen Nebenwir-<lb/>
kungen verlieren. Das Quecksilber wird immer<lb/>
fortfahren, Speichelflu&#x017F;s hervorzubringen, so oft<lb/>
dasselbe auch genommen wird. Mit jener Ab-<lb/>
nahme der Reitzbarkeit ist übrigens nicht immer<lb/>
schnelle Abnahme der Erregung verbunden. Der<lb/>
in kurzer Zeit wiederholte Einflu&#x017F;s eines und des-<lb/>
selben Reitzes oder ähnlich wirkender Irritamente<lb/>
auf einen isolirten Nerven kann die Erregung bis<lb/>
auf einen gewissen Punkt steigern, indem nach<lb/>
jeder Reitzung nicht blos eine einfache Reaktion,<lb/>
sondern eine Reihe von Reaktionen entsteht, und<lb/>
daher jede folgende Reitzung durch die fortdau-<lb/>
ernde Wirkung der vorhergehenden vermehrt wird.<lb/>
Diese Zunahme der Erregung hat jedoch eine ge-<lb/>
wisse Gränze, jenseits welcher sie wieder sinkt,<lb/>
wenn nicht der Reitz in eben dem Verhältni&#x017F;s,<lb/>
wie die Reitzbarkeit abnimmt, verstärkt wird.</p><lb/>
              <p>3. Jede Art von Reitzen erregt eine eigene<lb/>
Art von Empfindungen. Au&#x017F;ser der Wirkung,<lb/>
die ein Irritament als solches überhaupt hat, mu&#x017F;s<lb/>
dasselbe also noch gewisse Nebenwirkungen her-<lb/>
vorbringen, worin die Verschiedenheit der Em-<lb/>
pfindungen ihren Grund hat. Durch diese Ne-<lb/>
benwirkungen wird die Reitzbarkeit auf verschie-<lb/>
dene Art gestimmt; sie wächst für eine andere<lb/>
Art von Reitzen, indem sie für diejenige, wo-<lb/>
durch ihre Erhöhung bewirkt wurde, abnimmt.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vor-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0407] system, aber nie ihre nachtheiligen Nebenwir- kungen verlieren. Das Quecksilber wird immer fortfahren, Speichelfluſs hervorzubringen, so oft dasselbe auch genommen wird. Mit jener Ab- nahme der Reitzbarkeit ist übrigens nicht immer schnelle Abnahme der Erregung verbunden. Der in kurzer Zeit wiederholte Einfluſs eines und des- selben Reitzes oder ähnlich wirkender Irritamente auf einen isolirten Nerven kann die Erregung bis auf einen gewissen Punkt steigern, indem nach jeder Reitzung nicht blos eine einfache Reaktion, sondern eine Reihe von Reaktionen entsteht, und daher jede folgende Reitzung durch die fortdau- ernde Wirkung der vorhergehenden vermehrt wird. Diese Zunahme der Erregung hat jedoch eine ge- wisse Gränze, jenseits welcher sie wieder sinkt, wenn nicht der Reitz in eben dem Verhältniſs, wie die Reitzbarkeit abnimmt, verstärkt wird. 3. Jede Art von Reitzen erregt eine eigene Art von Empfindungen. Auſser der Wirkung, die ein Irritament als solches überhaupt hat, muſs dasselbe also noch gewisse Nebenwirkungen her- vorbringen, worin die Verschiedenheit der Em- pfindungen ihren Grund hat. Durch diese Ne- benwirkungen wird die Reitzbarkeit auf verschie- dene Art gestimmt; sie wächst für eine andere Art von Reitzen, indem sie für diejenige, wo- durch ihre Erhöhung bewirkt wurde, abnimmt. Vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/407
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/407>, abgerufen am 23.11.2024.