Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

sogar wahrscheinlich, dass einige derselben nicht
von den Blutgefässen absorbirt zu werden brau-
chen, um das Blut zu verändern. Der Einfluss
mancher unter ihnen auf diese Flüssigkeit ist ge-
wiss ein plötzlicher, sich schnell über die ganze
Blutmasse verbreitender Eindruck, der mehr nach
den Gesetzen der Elektricität, als der Auflösung
wägbarer Substanzen geschieht. Nimmt man dies
nicht an, so ist es unerklärbar, wie die betäu-
benden Wirkungen des Weingeists so augenblick-
lich erfolgen, wenn man nicht der Hypothese
Brodie's l) beytreten will, dass durch dieses Mit-
tel das Gehirn ohne Vermittlung des Bluts an-
gegriffen wird, einer Meinung, die nicht nur
den Einwurf, dass der Weingeist im Wesentli-
chen auf die nehmliche Art und nicht schneller
als das Vipern- und Wooraragift wirkt, von de-
nen es doch ausgemacht ist, dass sie nicht einen
unmittelbaren Einfluss auf das Gehirn haben, son-
dern auch den Umstand, dass der Weingeist, an
entblösste Nerven angebracht, immer nur eine
örtliche Veränderung bewirkt, gegen sich hat.

Es war nöthig, diese Sätze ausführlich zu
beweisen, weil von der Wahrheit derselben die
Befugniss abhängt, aus den Erscheinungen, wel-
che nach der Anwendung der Gifte und Arz-
neyen erfolgen, auf die Wirkungsart der Nerven

zu
l) A. a. O. p. 182.

sogar wahrscheinlich, daſs einige derselben nicht
von den Blutgefäſsen absorbirt zu werden brau-
chen, um das Blut zu verändern. Der Einfluſs
mancher unter ihnen auf diese Flüssigkeit ist ge-
wiſs ein plötzlicher, sich schnell über die ganze
Blutmasse verbreitender Eindruck, der mehr nach
den Gesetzen der Elektricität, als der Auflösung
wägbarer Substanzen geschieht. Nimmt man dies
nicht an, so ist es unerklärbar, wie die betäu-
benden Wirkungen des Weingeists so augenblick-
lich erfolgen, wenn man nicht der Hypothese
Brodie’s l) beytreten will, daſs durch dieses Mit-
tel das Gehirn ohne Vermittlung des Bluts an-
gegriffen wird, einer Meinung, die nicht nur
den Einwurf, daſs der Weingeist im Wesentli-
chen auf die nehmliche Art und nicht schneller
als das Vipern- und Wooraragift wirkt, von de-
nen es doch ausgemacht ist, daſs sie nicht einen
unmittelbaren Einfluſs auf das Gehirn haben, son-
dern auch den Umstand, daſs der Weingeist, an
entblöſste Nerven angebracht, immer nur eine
örtliche Veränderung bewirkt, gegen sich hat.

Es war nöthig, diese Sätze ausführlich zu
beweisen, weil von der Wahrheit derselben die
Befugniſs abhängt, aus den Erscheinungen, wel-
che nach der Anwendung der Gifte und Arz-
neyen erfolgen, auf die Wirkungsart der Nerven

zu
l) A. a. O. p. 182.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0400" n="388"/>
sogar wahrscheinlich, da&#x017F;s einige derselben nicht<lb/>
von den Blutgefä&#x017F;sen absorbirt zu werden brau-<lb/>
chen, um das Blut zu verändern. Der Einflu&#x017F;s<lb/>
mancher unter ihnen auf diese Flüssigkeit ist ge-<lb/>
wi&#x017F;s ein plötzlicher, sich schnell über die ganze<lb/>
Blutmasse verbreitender Eindruck, der mehr nach<lb/>
den Gesetzen der Elektricität, als der Auflösung<lb/>
wägbarer Substanzen geschieht. Nimmt man dies<lb/>
nicht an, so ist es unerklärbar, wie die betäu-<lb/>
benden Wirkungen des Weingeists so augenblick-<lb/>
lich erfolgen, wenn man nicht der Hypothese<lb/><hi rendition="#k">Brodie</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="l)">A. a. O. p. 182.</note> beytreten will, da&#x017F;s durch dieses Mit-<lb/>
tel das Gehirn ohne Vermittlung des Bluts an-<lb/>
gegriffen wird, einer Meinung, die nicht nur<lb/>
den Einwurf, da&#x017F;s der Weingeist im Wesentli-<lb/>
chen auf die nehmliche Art und nicht schneller<lb/>
als das Vipern- und Wooraragift wirkt, von de-<lb/>
nen es doch ausgemacht ist, da&#x017F;s sie nicht einen<lb/>
unmittelbaren Einflu&#x017F;s auf das Gehirn haben, son-<lb/>
dern auch den Umstand, da&#x017F;s der Weingeist, an<lb/>
entblö&#x017F;ste Nerven angebracht, immer nur eine<lb/>
örtliche Veränderung bewirkt, gegen sich hat.</p><lb/>
              <p>Es war nöthig, diese Sätze ausführlich zu<lb/>
beweisen, weil von der Wahrheit derselben die<lb/>
Befugni&#x017F;s abhängt, aus den Erscheinungen, wel-<lb/>
che nach der Anwendung der Gifte und Arz-<lb/>
neyen erfolgen, auf die Wirkungsart der Nerven<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0400] sogar wahrscheinlich, daſs einige derselben nicht von den Blutgefäſsen absorbirt zu werden brau- chen, um das Blut zu verändern. Der Einfluſs mancher unter ihnen auf diese Flüssigkeit ist ge- wiſs ein plötzlicher, sich schnell über die ganze Blutmasse verbreitender Eindruck, der mehr nach den Gesetzen der Elektricität, als der Auflösung wägbarer Substanzen geschieht. Nimmt man dies nicht an, so ist es unerklärbar, wie die betäu- benden Wirkungen des Weingeists so augenblick- lich erfolgen, wenn man nicht der Hypothese Brodie’s l) beytreten will, daſs durch dieses Mit- tel das Gehirn ohne Vermittlung des Bluts an- gegriffen wird, einer Meinung, die nicht nur den Einwurf, daſs der Weingeist im Wesentli- chen auf die nehmliche Art und nicht schneller als das Vipern- und Wooraragift wirkt, von de- nen es doch ausgemacht ist, daſs sie nicht einen unmittelbaren Einfluſs auf das Gehirn haben, son- dern auch den Umstand, daſs der Weingeist, an entblöſste Nerven angebracht, immer nur eine örtliche Veränderung bewirkt, gegen sich hat. Es war nöthig, diese Sätze ausführlich zu beweisen, weil von der Wahrheit derselben die Befugniſs abhängt, aus den Erscheinungen, wel- che nach der Anwendung der Gifte und Arz- neyen erfolgen, auf die Wirkungsart der Nerven zu l) A. a. O. p. 182.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/400
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/400>, abgerufen am 26.05.2024.