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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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nische und chemische Schärfen, sondern selbst
der Galvanische Reitz, an das Rückenmark der
Würmer und Insekten angebracht, weit weniger
heftige Muskelbewegungen als bey den Säugthie-
ren, Vögeln, Amphibien und Fischen erregt h).
Bey den Thieren der vier obern Classen haben
alle, ganz der Willkühr unterworfene Organe,
zu welchen vorzüglich die der örtlichen Bewegung
und der Stimme gehören, Nerven, deren Zusam-
menhang mit dem Gehirn durch keine Knoten
unterbrochen ist. Die Fäden, woraus die Nerven
der willkührlichen Muskeln dieser Thiere entste-
hen, gehen, wie ich im vorigen Abschnitt nach
meinen eigenen Beobachtungen bemerkt habe und
wie auch Bichat's i) Untersuchungen lehren, zum
Theil sehr weit fort, ohne sich mit andern Fä-
den zu vermischen, obgleich sie oft ihren ur-
sprünglichen Stamm verlassen und nach andern
Stämmen ablenken. Hingegen alle andere Theile,
die, obgleich Bewegungen äussernd, doch nicht
unter der Herrschaft des Willens stehen, z. B.
die Iris, das Herz, der Darmcanal, die Saamen-
bläschen, die Fallopischen Röhren und der Ute-
rus, besitzen Ganglien-Nerven. Diejenigen Theile
endlich, deren Nerven theils unmittelbar vom Ge-

hirn
h) J. F. P. Braun's systematische Beschreibung einiger
Egelarten. S. 19. -- Pfaft über thierische Elektri-
cität u. Reitzbarkeit. S 116, 117.
i) A. a. O. S. 204.

nische und chemische Schärfen, sondern selbst
der Galvanische Reitz, an das Rückenmark der
Würmer und Insekten angebracht, weit weniger
heftige Muskelbewegungen als bey den Säugthie-
ren, Vögeln, Amphibien und Fischen erregt h).
Bey den Thieren der vier obern Classen haben
alle, ganz der Willkühr unterworfene Organe,
zu welchen vorzüglich die der örtlichen Bewegung
und der Stimme gehören, Nerven, deren Zusam-
menhang mit dem Gehirn durch keine Knoten
unterbrochen ist. Die Fäden, woraus die Nerven
der willkührlichen Muskeln dieser Thiere entste-
hen, gehen, wie ich im vorigen Abschnitt nach
meinen eigenen Beobachtungen bemerkt habe und
wie auch Bichat’s i) Untersuchungen lehren, zum
Theil sehr weit fort, ohne sich mit andern Fä-
den zu vermischen, obgleich sie oft ihren ur-
sprünglichen Stamm verlassen und nach andern
Stämmen ablenken. Hingegen alle andere Theile,
die, obgleich Bewegungen äuſsernd, doch nicht
unter der Herrschaft des Willens stehen, z. B.
die Iris, das Herz, der Darmcanal, die Saamen-
bläschen, die Fallopischen Röhren und der Ute-
rus, besitzen Ganglien-Nerven. Diejenigen Theile
endlich, deren Nerven theils unmittelbar vom Ge-

hirn
h) J. F. P. Braun’s systematische Beschreibung einiger
Egelarten. S. 19. — Pfaft über thierische Elektri-
cität u. Reitzbarkeit. S 116, 117.
i) A. a. O. S. 204.
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[356/0368] nische und chemische Schärfen, sondern selbst der Galvanische Reitz, an das Rückenmark der Würmer und Insekten angebracht, weit weniger heftige Muskelbewegungen als bey den Säugthie- ren, Vögeln, Amphibien und Fischen erregt h). Bey den Thieren der vier obern Classen haben alle, ganz der Willkühr unterworfene Organe, zu welchen vorzüglich die der örtlichen Bewegung und der Stimme gehören, Nerven, deren Zusam- menhang mit dem Gehirn durch keine Knoten unterbrochen ist. Die Fäden, woraus die Nerven der willkührlichen Muskeln dieser Thiere entste- hen, gehen, wie ich im vorigen Abschnitt nach meinen eigenen Beobachtungen bemerkt habe und wie auch Bichat’s i) Untersuchungen lehren, zum Theil sehr weit fort, ohne sich mit andern Fä- den zu vermischen, obgleich sie oft ihren ur- sprünglichen Stamm verlassen und nach andern Stämmen ablenken. Hingegen alle andere Theile, die, obgleich Bewegungen äuſsernd, doch nicht unter der Herrschaft des Willens stehen, z. B. die Iris, das Herz, der Darmcanal, die Saamen- bläschen, die Fallopischen Röhren und der Ute- rus, besitzen Ganglien-Nerven. Diejenigen Theile endlich, deren Nerven theils unmittelbar vom Ge- hirn h) J. F. P. Braun’s systematische Beschreibung einiger Egelarten. S. 19. — Pfaft über thierische Elektri- cität u. Reitzbarkeit. S 116, 117. i) A. a. O. S. 204.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/368>, abgerufen am 26.05.2024.