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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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quantitativen Verschiedenheit fähigen Bewegung
einer feinen Materie erklären?

In einer, schon vor zwanzig Jahren geschrie-
benen Abhandlung stellte ich die Hypothese auf,
dass die Fortpflanzung der Willensreitze zu den
Muskeln und die Ueberbringung der äussern Ein-
drücke zum Gehirn Wirkungen verschiedener Be-
standtheile der Nerven seyen, dass jene durch die
Nervenhäute, diese durch das Nervenmark ge-
schehe o). So vieles sich seit jener Zeit in mei-
nen Ansichten geändert hat und so wenig ich die
Art, wie ich als Jüngling diese Hypothese weiter
ausgeführt habe, als Mann vertheidigen will, so
halte ich doch so viel noch für richtig, dass die
Veränderung der Nerven, wodurch Muskelbewe-
gungen erregt werden, blos durch die Nerven-
häute zu den äussern Theilen fortgepflanzt
werden kann, obgleich ich keinesweges behaupte,
dass bey der Entstehung jener Veränderung das
Nervenmark nicht mitwirkend ist. Die Fortpflan-
zung der Willensreitze zu den Muskeln ist ein
einfacher Act, der sich blos aus einer gewissen
Spannung der Nervenhäute erklären lässt. Die
Ueberbringung der verschiedenen Sinneseindrücke
zum Sensorium hingegen kann nur durch eine

höchst
o) Reil's Archiv f. d. Physiologie. B. 1. H. 2. S. 3. --
Physiologische Fragmente, von G. R. Treviranus.
Th. 1.

quantitativen Verschiedenheit fähigen Bewegung
einer feinen Materie erklären?

In einer, schon vor zwanzig Jahren geschrie-
benen Abhandlung stellte ich die Hypothese auf,
daſs die Fortpflanzung der Willensreitze zu den
Muskeln und die Ueberbringung der äuſsern Ein-
drücke zum Gehirn Wirkungen verschiedener Be-
standtheile der Nerven seyen, daſs jene durch die
Nervenhäute, diese durch das Nervenmark ge-
schehe o). So vieles sich seit jener Zeit in mei-
nen Ansichten geändert hat und so wenig ich die
Art, wie ich als Jüngling diese Hypothese weiter
ausgeführt habe, als Mann vertheidigen will, so
halte ich doch so viel noch für richtig, daſs die
Veränderung der Nerven, wodurch Muskelbewe-
gungen erregt werden, blos durch die Nerven-
häute zu den äuſsern Theilen fortgepflanzt
werden kann, obgleich ich keinesweges behaupte,
daſs bey der Entstehung jener Veränderung das
Nervenmark nicht mitwirkend ist. Die Fortpflan-
zung der Willensreitze zu den Muskeln ist ein
einfacher Act, der sich blos aus einer gewissen
Spannung der Nervenhäute erklären läſst. Die
Ueberbringung der verschiedenen Sinneseindrücke
zum Sensorium hingegen kann nur durch eine

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Physiologische Fragmente, von G. R. Treviranus.
Th. 1.
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[346/0358] quantitativen Verschiedenheit fähigen Bewegung einer feinen Materie erklären? In einer, schon vor zwanzig Jahren geschrie- benen Abhandlung stellte ich die Hypothese auf, daſs die Fortpflanzung der Willensreitze zu den Muskeln und die Ueberbringung der äuſsern Ein- drücke zum Gehirn Wirkungen verschiedener Be- standtheile der Nerven seyen, daſs jene durch die Nervenhäute, diese durch das Nervenmark ge- schehe o). So vieles sich seit jener Zeit in mei- nen Ansichten geändert hat und so wenig ich die Art, wie ich als Jüngling diese Hypothese weiter ausgeführt habe, als Mann vertheidigen will, so halte ich doch so viel noch für richtig, daſs die Veränderung der Nerven, wodurch Muskelbewe- gungen erregt werden, blos durch die Nerven- häute zu den äuſsern Theilen fortgepflanzt werden kann, obgleich ich keinesweges behaupte, daſs bey der Entstehung jener Veränderung das Nervenmark nicht mitwirkend ist. Die Fortpflan- zung der Willensreitze zu den Muskeln ist ein einfacher Act, der sich blos aus einer gewissen Spannung der Nervenhäute erklären läſst. Die Ueberbringung der verschiedenen Sinneseindrücke zum Sensorium hingegen kann nur durch eine höchst o) Reil’s Archiv f. d. Physiologie. B. 1. H. 2. S. 3. — Physiologische Fragmente, von G. R. Treviranus. Th. 1.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/358>, abgerufen am 19.05.2024.