durch die Seitentheile des letztern gebildet. Es giebt zu beyden Seiten des verlängerten Marks eine, von dem Anfang des Rückenmarks bis zum Austritt jener Nerven aus der Hirnmasse sich er- streckende, durch ihre weisse Farbe sich aus- zeichnende Anschwellung. An einem, in Wein- geist erhärteten Gehirn fand ich diese Wulste mit einer dünnen, aus queerlaufenden Fasern beste- henden, von dem äussern Rand der Pyramiden entspringenden Markhaut bedeckt, nach deren Ab- sonderung sich beyde Anschwellungen als unmit- telbare, bis zum Rückenmark gelangende Fort- sätze der Nerven des fünften Paars zeigten.
Wie der Maulwurf in Betreff der Sehenerven, so weicht der Delphin in Ansehung der Geruchs- nerven von allen übrigen Säugthieren ab. Sie fehlen zwar bey ihm nicht ganz, wie man früher geglaubt hat. Ich habe Blainville's und Jacob- son's Beobachtung h*), dass sie allerdings vorhan- den sind, bestätigt gefunden. Aber sie bestehen blos in zwey weissen, äusserst dünnen Fäden, die sich nur mit Hülfe eines Vergrösserungsgla- ses deutlich unterscheiden lassen. Stärker wie bey den übrigen Säugthieren sind dagegen beym Delphin die Nerven des siebenten und zehnten Paars.
Eine
h*) Bulletin des sciences par la Societe philomath. A. 1815. p. 195.
durch die Seitentheile des letztern gebildet. Es giebt zu beyden Seiten des verlängerten Marks eine, von dem Anfang des Rückenmarks bis zum Austritt jener Nerven aus der Hirnmasse sich er- streckende, durch ihre weiſse Farbe sich aus- zeichnende Anschwellung. An einem, in Wein- geist erhärteten Gehirn fand ich diese Wulste mit einer dünnen, aus queerlaufenden Fasern beste- henden, von dem äuſsern Rand der Pyramiden entspringenden Markhaut bedeckt, nach deren Ab- sonderung sich beyde Anschwellungen als unmit- telbare, bis zum Rückenmark gelangende Fort- sätze der Nerven des fünften Paars zeigten.
Wie der Maulwurf in Betreff der Sehenerven, so weicht der Delphin in Ansehung der Geruchs- nerven von allen übrigen Säugthieren ab. Sie fehlen zwar bey ihm nicht ganz, wie man früher geglaubt hat. Ich habe Blainville’s und Jacob- son’s Beobachtung h*), daſs sie allerdings vorhan- den sind, bestätigt gefunden. Aber sie bestehen blos in zwey weiſsen, äuſserst dünnen Fäden, die sich nur mit Hülfe eines Vergröſserungsgla- ses deutlich unterscheiden lassen. Stärker wie bey den übrigen Säugthieren sind dagegen beym Delphin die Nerven des siebenten und zehnten Paars.
Eine
h*) Bulletin des sciences par la Societé philomath. A. 1815. p. 195.
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durch die Seitentheile des letztern gebildet. Es
giebt zu beyden Seiten des verlängerten Marks
eine, von dem Anfang des Rückenmarks bis zum
Austritt jener Nerven aus der Hirnmasse sich er-
streckende, durch ihre weiſse Farbe sich aus-
zeichnende Anschwellung. An einem, in Wein-
geist erhärteten Gehirn fand ich diese Wulste mit
einer dünnen, aus queerlaufenden Fasern beste-
henden, von dem äuſsern Rand der Pyramiden
entspringenden Markhaut bedeckt, nach deren Ab-
sonderung sich beyde Anschwellungen als unmit-
telbare, bis zum Rückenmark gelangende Fort-
sätze der Nerven des fünften Paars zeigten.
Wie der Maulwurf in Betreff der Sehenerven,
so weicht der Delphin in Ansehung der Geruchs-
nerven von allen übrigen Säugthieren ab. Sie
fehlen zwar bey ihm nicht ganz, wie man früher
geglaubt hat. Ich habe Blainville’s und Jacob-
son’s Beobachtung h*), daſs sie allerdings vorhan-
den sind, bestätigt gefunden. Aber sie bestehen
blos in zwey weiſsen, äuſserst dünnen Fäden,
die sich nur mit Hülfe eines Vergröſserungsgla-
ses deutlich unterscheiden lassen. Stärker wie
bey den übrigen Säugthieren sind dagegen beym
Delphin die Nerven des siebenten und zehnten
Paars.
Eine
h*) Bulletin des sciences par la Societé philomath. A.
1815. p. 195.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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