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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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bald entdeckt wurde, dass jedes organische Sy-
stem seine eigenen Reitze hat, von denen es vor-
zugsweise in Thätigkeit gesetzt wird, dass es eine
specifische Reitzbarkeit der einzelnen Theile
giebt b). So besitzen die willkührlichen Muskeln
eine specifische Empfänglichkeit für den Reitz des
Willens, das Herz für den Reitz des Bluts, die
Iris für den Einfluss des Lichts u. s. w. Diese
Eigenschaft erstreckt sich auch auf die verschie-
denen Arten der lebenden Körper und auf die ver-
schiedenen Individuen einer und derselben Art.
Jedes Wesen wird von der äussern Welt auf seine
eigene Weise erregt. Es giebt, wie im dritten
Abschnitt des vorigen Buchs erwähnt ist, Bey-
spiele von Menschen, worauf sogar die Kraft,
die sonst auf alles Lebende heftiger als jeder an-
dere Reitz wirkt, die Elektricität, keinen Ein-
druck machte.

Man
b) Man hält gewöhnlich Reil für den Entdecker die-
ses Gesetzes. Allein schon vor ihm war es von Bar-
thez
(Nouveaux Elements de la science de l'homme.
a Montpellier. 1778. p. 62.) und Hebenstreit (In
dessen Anhang zu Gardiner's Untersuchungen über
die Natur thierischer Körper. Leipz. 1786. S. 297.)
aufgestellt. Blumenbach (De vi vitali sanguinis
neganda) will dasselbe auch schon bey dem Englän-
der Blane gefunden haben.

bald entdeckt wurde, daſs jedes organische Sy-
stem seine eigenen Reitze hat, von denen es vor-
zugsweise in Thätigkeit gesetzt wird, daſs es eine
specifische Reitzbarkeit der einzelnen Theile
giebt b). So besitzen die willkührlichen Muskeln
eine specifische Empfänglichkeit für den Reitz des
Willens, das Herz für den Reitz des Bluts, die
Iris für den Einfluſs des Lichts u. s. w. Diese
Eigenschaft erstreckt sich auch auf die verschie-
denen Arten der lebenden Körper und auf die ver-
schiedenen Individuen einer und derselben Art.
Jedes Wesen wird von der äuſsern Welt auf seine
eigene Weise erregt. Es giebt, wie im dritten
Abschnitt des vorigen Buchs erwähnt ist, Bey-
spiele von Menschen, worauf sogar die Kraft,
die sonst auf alles Lebende heftiger als jeder an-
dere Reitz wirkt, die Elektricität, keinen Ein-
druck machte.

Man
b) Man hält gewöhnlich Reil für den Entdecker die-
ses Gesetzes. Allein schon vor ihm war es von Bar-
thez
(Nouveaux Eléments de la science de l’homme.
à Montpellier. 1778. p. 62.) und Hebenstreit (In
dessen Anhang zu Gardiner’s Untersuchungen über
die Natur thierischer Körper. Leipz. 1786. S. 297.)
aufgestellt. Blumenbach (De vi vitali sanguinis
neganda) will dasselbe auch schon bey dem Englän-
der Blane gefunden haben.
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[308/0320] bald entdeckt wurde, daſs jedes organische Sy- stem seine eigenen Reitze hat, von denen es vor- zugsweise in Thätigkeit gesetzt wird, daſs es eine specifische Reitzbarkeit der einzelnen Theile giebt b). So besitzen die willkührlichen Muskeln eine specifische Empfänglichkeit für den Reitz des Willens, das Herz für den Reitz des Bluts, die Iris für den Einfluſs des Lichts u. s. w. Diese Eigenschaft erstreckt sich auch auf die verschie- denen Arten der lebenden Körper und auf die ver- schiedenen Individuen einer und derselben Art. Jedes Wesen wird von der äuſsern Welt auf seine eigene Weise erregt. Es giebt, wie im dritten Abschnitt des vorigen Buchs erwähnt ist, Bey- spiele von Menschen, worauf sogar die Kraft, die sonst auf alles Lebende heftiger als jeder an- dere Reitz wirkt, die Elektricität, keinen Ein- druck machte. Man b) Man hält gewöhnlich Reil für den Entdecker die- ses Gesetzes. Allein schon vor ihm war es von Bar- thez (Nouveaux Eléments de la science de l’homme. à Montpellier. 1778. p. 62.) und Hebenstreit (In dessen Anhang zu Gardiner’s Untersuchungen über die Natur thierischer Körper. Leipz. 1786. S. 297.) aufgestellt. Blumenbach (De vi vitali sanguinis neganda) will dasselbe auch schon bey dem Englän- der Blane gefunden haben.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/320>, abgerufen am 19.05.2024.