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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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giebt es Fälle von Lebenstenacität, die man be-
zweifeln müsste, wenn sie nicht zu wichtige Au-
toritäten für sich hätten. Die Räderthiere ziehen
sich zusammen und verlieren alle Bewegung, wenn
ihnen das Wasser entzogen ist; sie kommen ins
Leben zurück, sobald ihnen dieses zurückgegeben
wird. Leeuwenhoek erweckte sie auf diese Weise
nach zwey, Spallanzani nach vier Jahren noch.
Dieser liess eines derselben sogar eilf mal sterben
und wieder aufleben w). Fontana x) liess ein
Räderthier drittehalb Jahre in sehr trockener Erde
liegen, und setzte es des Sommers aller Sonnen-
hitze aus. Als es hierauf ins Wasser gesetzt wur-
de, bekam es nach zwey Stunden Leben und Be-
wegung wieder. Ein anderes, das auf einer trok-
kenen, den ganzen Sommer der Sonnenhitze aus-
gesetzten Glasplatte gelegen hatte, auf welchem
es so eingetrocknet war, dass es einem Tropfen
trocknen Leim glich, wurde ebenfalls durch einige
Wassertropfen wieder lebendig gemacht. Auch die
mikroskopischen Aale, die man verdorret und
trocken im Mutterkorn findet, kommen, sowohl
Fontana's y), als Home's z) Versuchen nach, und

dem
w) Spallanzani Opuscules de Phys. anim. et veget.
T. II. p. 309.
x) Abhandl. über das Viperngift. S. 62.
y) A. a. O. S. 61.
z) Lectures on comparative Anatomy. Vol. I.
V. Bd. S

giebt es Fälle von Lebenstenacität, die man be-
zweifeln müſste, wenn sie nicht zu wichtige Au-
toritäten für sich hätten. Die Räderthiere ziehen
sich zusammen und verlieren alle Bewegung, wenn
ihnen das Wasser entzogen ist; sie kommen ins
Leben zurück, sobald ihnen dieses zurückgegeben
wird. Leeuwenhoek erweckte sie auf diese Weise
nach zwey, Spallanzani nach vier Jahren noch.
Dieser lieſs eines derselben sogar eilf mal sterben
und wieder aufleben w). Fontana x) lieſs ein
Räderthier drittehalb Jahre in sehr trockener Erde
liegen, und setzte es des Sommers aller Sonnen-
hitze aus. Als es hierauf ins Wasser gesetzt wur-
de, bekam es nach zwey Stunden Leben und Be-
wegung wieder. Ein anderes, das auf einer trok-
kenen, den ganzen Sommer der Sonnenhitze aus-
gesetzten Glasplatte gelegen hatte, auf welchem
es so eingetrocknet war, daſs es einem Tropfen
trocknen Leim glich, wurde ebenfalls durch einige
Wassertropfen wieder lebendig gemacht. Auch die
mikroskopischen Aale, die man verdorret und
trocken im Mutterkorn findet, kommen, sowohl
Fontana’s y), als Home’s z) Versuchen nach, und

dem
w) Spallanzani Opuscules de Phys. anim. et végét.
T. II. p. 309.
x) Abhandl. über das Viperngift. S. 62.
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[273/0285] giebt es Fälle von Lebenstenacität, die man be- zweifeln müſste, wenn sie nicht zu wichtige Au- toritäten für sich hätten. Die Räderthiere ziehen sich zusammen und verlieren alle Bewegung, wenn ihnen das Wasser entzogen ist; sie kommen ins Leben zurück, sobald ihnen dieses zurückgegeben wird. Leeuwenhoek erweckte sie auf diese Weise nach zwey, Spallanzani nach vier Jahren noch. Dieser lieſs eines derselben sogar eilf mal sterben und wieder aufleben w). Fontana x) lieſs ein Räderthier drittehalb Jahre in sehr trockener Erde liegen, und setzte es des Sommers aller Sonnen- hitze aus. Als es hierauf ins Wasser gesetzt wur- de, bekam es nach zwey Stunden Leben und Be- wegung wieder. Ein anderes, das auf einer trok- kenen, den ganzen Sommer der Sonnenhitze aus- gesetzten Glasplatte gelegen hatte, auf welchem es so eingetrocknet war, daſs es einem Tropfen trocknen Leim glich, wurde ebenfalls durch einige Wassertropfen wieder lebendig gemacht. Auch die mikroskopischen Aale, die man verdorret und trocken im Mutterkorn findet, kommen, sowohl Fontana’s y), als Home’s z) Versuchen nach, und dem w) Spallanzani Opuscules de Phys. anim. et végét. T. II. p. 309. x) Abhandl. über das Viperngift. S. 62. y) A. a. O. S. 61. z) Lectures on comparative Anatomy. Vol. I. V. Bd. S

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/285>, abgerufen am 10.05.2024.