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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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bens gehören. Bey ihnen aber hat dieser Process
keine unmittelbare Beziehung auf das Leben über-
haupt, sondern nur Einfluss auf einzelne Funk.
tionen. Das Licht mehrerer leuchtender Insekten
scheint der Begattung wegen auszuströhmen. Bey
den phosphorescirenden Zoophyten kann dieser
Zweck nicht statt finden. Hier ist vermuthlich
die leuchtende Materie ein ähnlicher Auswurfsstoff,
wie bey den Thieren der höhern Classen der Harn
und die Materie der Hautausdünstung. Eine eige-
ne Substanz ist es aber immer, von welcher das
Licht ausgeht, und diese hat alle Eigenschaften
eines wahren Phosphors, den blos seine Vereini-
gung mit andern thierischen Stoffen an dem Ver-
brennen hindert. Bey den meisten Körpern wird
diese Substanz nur in einzelnen Theilen abgeschie-
den. Doch giebt es vielleicht einige, deren gan-
zer Körper davon durchdrungen ist. Durch Bewe-
gung und durch den Zutritt der atmosphärischen
Luft zum Innern des Körpers wird das Licht der
phosphorischen Materie verstärkt. Davon und von
dem Athemholen rührt es her, dass der Glanz bey
den Medusen und einigen andern Organismen, de-
ren Körper sich abwechselnd zusammenzieht und
erweitert, regelmässig zunimmt und nachlässt, auch
dass er durch Anstrengungen willkührlicher Mus-
keln vermehrt wird und insofern von dem Willen
des Thiers abhängig zu seyn scheint.



Dritter

bens gehören. Bey ihnen aber hat dieser Proceſs
keine unmittelbare Beziehung auf das Leben über-
haupt, sondern nur Einfluſs auf einzelne Funk.
tionen. Das Licht mehrerer leuchtender Insekten
scheint der Begattung wegen auszuströhmen. Bey
den phosphorescirenden Zoophyten kann dieser
Zweck nicht statt finden. Hier ist vermuthlich
die leuchtende Materie ein ähnlicher Auswurfsstoff,
wie bey den Thieren der höhern Classen der Harn
und die Materie der Hautausdünstung. Eine eige-
ne Substanz ist es aber immer, von welcher das
Licht ausgeht, und diese hat alle Eigenschaften
eines wahren Phosphors, den blos seine Vereini-
gung mit andern thierischen Stoffen an dem Ver-
brennen hindert. Bey den meisten Körpern wird
diese Substanz nur in einzelnen Theilen abgeschie-
den. Doch giebt es vielleicht einige, deren gan-
zer Körper davon durchdrungen ist. Durch Bewe-
gung und durch den Zutritt der atmosphärischen
Luft zum Innern des Körpers wird das Licht der
phosphorischen Materie verstärkt. Davon und von
dem Athemholen rührt es her, daſs der Glanz bey
den Medusen und einigen andern Organismen, de-
ren Körper sich abwechselnd zusammenzieht und
erweitert, regelmäſsig zunimmt und nachläſst, auch
daſs er durch Anstrengungen willkührlicher Mus-
keln vermehrt wird und insofern von dem Willen
des Thiers abhängig zu seyn scheint.



Dritter
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[140/0152] bens gehören. Bey ihnen aber hat dieser Proceſs keine unmittelbare Beziehung auf das Leben über- haupt, sondern nur Einfluſs auf einzelne Funk. tionen. Das Licht mehrerer leuchtender Insekten scheint der Begattung wegen auszuströhmen. Bey den phosphorescirenden Zoophyten kann dieser Zweck nicht statt finden. Hier ist vermuthlich die leuchtende Materie ein ähnlicher Auswurfsstoff, wie bey den Thieren der höhern Classen der Harn und die Materie der Hautausdünstung. Eine eige- ne Substanz ist es aber immer, von welcher das Licht ausgeht, und diese hat alle Eigenschaften eines wahren Phosphors, den blos seine Vereini- gung mit andern thierischen Stoffen an dem Ver- brennen hindert. Bey den meisten Körpern wird diese Substanz nur in einzelnen Theilen abgeschie- den. Doch giebt es vielleicht einige, deren gan- zer Körper davon durchdrungen ist. Durch Bewe- gung und durch den Zutritt der atmosphärischen Luft zum Innern des Körpers wird das Licht der phosphorischen Materie verstärkt. Davon und von dem Athemholen rührt es her, daſs der Glanz bey den Medusen und einigen andern Organismen, de- ren Körper sich abwechselnd zusammenzieht und erweitert, regelmäſsig zunimmt und nachläſst, auch daſs er durch Anstrengungen willkührlicher Mus- keln vermehrt wird und insofern von dem Willen des Thiers abhängig zu seyn scheint. Dritter

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/152>, abgerufen am 21.11.2024.