nung, dass die Pflanzen das kohlensaure Gas beym Sonnenlichte zersetzen, den Kohlenstoff des- selben sich aneignen, und den Sauerstoff entwei- chen lassen. Aber ist es nicht richtiger, aus die- sem Grunde zu schliessen, dass die Kohlensäure zu den formellen Bedingungen der Vegetation ge- hört, als jene Hypothese daraus zu folgern? Man weiss, dass die Pflanzen in den meisten Versu- chen, die bisher über den Einfluss der Kohlen- säure auf die Vegetation angestellt sind, nur ei- nen geringen Zusatz von kohlensaurem Gas zu dem Wasser, oder der Luft, worin sie vege- tirten, ohne Nachtheil vertrugen h). Ein solcher
Ein-
pour metamorphoser l'air fixe en air pur par la ve- getation. Geneve 1783.
h) Biol. Bd. 2. S. 477 ff. -- Ich habe an dieser Stelle die Vormuthung geäussert, dass der entgegengesetzte Erfolg der Versuche Priestluy's, Percival's und Henry's über den Einfluss des kohlensauren Gas auf die Vegetation vielleicht in dem verschiedenen Grade des Lichts, dem die Pflanzen dabey ausgesetzt waren, zu suchen sey. Spätere Versuche Saussure's, nach welchen die nehmliche Quantität Kohlensäure, die das Wachsthum der Pflanzen im Sonnenlichte begün- stigt, dieselben Gewächse im Dunkeln tödtet, und Pflanzen, die ihre Vegetation in Stickgas unterhalten können, auch in der Sonne sterben, wenn man die- sem Gas eine Quantität Kohlensäure zumischt, die ihr Wachsthum in der atmosphärischen Luft beför-
dern
nung, daſs die Pflanzen das kohlensaure Gas beym Sonnenlichte zersetzen, den Kohlenstoff des- selben sich aneignen, und den Sauerstoff entwei- chen lassen. Aber ist es nicht richtiger, aus die- sem Grunde zu schlieſsen, daſs die Kohlensäure zu den formellen Bedingungen der Vegetation ge- hört, als jene Hypothese daraus zu folgern? Man weiſs, daſs die Pflanzen in den meisten Versu- chen, die bisher über den Einfluſs der Kohlen- säure auf die Vegetation angestellt sind, nur ei- nen geringen Zusatz von kohlensaurem Gas zu dem Wasser, oder der Luft, worin sie vege- tirten, ohne Nachtheil vertrugen h). Ein solcher
Ein-
pour metamorphoser l’air fixe en air pur par la ve- getation. Genève 1783.
h) Biol. Bd. 2. S. 477 ff. — Ich habe an dieser Stelle die Vormuthung geäuſsert, daſs der entgegengesetzte Erfolg der Versuche Priestluy’s, Percival’s und Henry’s über den Einfluſs des kohlensauren Gas auf die Vegetation vielleicht in dem verschiedenen Grade des Lichts, dem die Pflanzen dabey ausgesetzt waren, zu suchen sey. Spätere Versuche Saussure’s, nach welchen die nehmliche Quantität Kohlensäure, die das Wachsthum der Pflanzen im Sonnenlichte begün- stigt, dieselben Gewächse im Dunkeln tödtet, und Pflanzen, die ihre Vegetation in Stickgas unterhalten können, auch in der Sonne sterben, wenn man die- sem Gas eine Quantität Kohlensäure zumischt, die ihr Wachsthum in der atmosphärischen Luft beför-
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nung, daſs die Pflanzen das kohlensaure Gas
beym Sonnenlichte zersetzen, den Kohlenstoff des-
selben sich aneignen, und den Sauerstoff entwei-
chen lassen. Aber ist es nicht richtiger, aus die-
sem Grunde zu schlieſsen, daſs die Kohlensäure
zu den formellen Bedingungen der Vegetation ge-
hört, als jene Hypothese daraus zu folgern? Man
weiſs, daſs die Pflanzen in den meisten Versu-
chen, die bisher über den Einfluſs der Kohlen-
säure auf die Vegetation angestellt sind, nur ei-
nen geringen Zusatz von kohlensaurem Gas zu
dem Wasser, oder der Luft, worin sie vege-
tirten, ohne Nachtheil vertrugen h). Ein solcher
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h) Biol. Bd. 2. S. 477 ff. — Ich habe an dieser Stelle
die Vormuthung geäuſsert, daſs der entgegengesetzte
Erfolg der Versuche Priestluy’s, Percival’s und
Henry’s über den Einfluſs des kohlensauren Gas auf
die Vegetation vielleicht in dem verschiedenen Grade
des Lichts, dem die Pflanzen dabey ausgesetzt waren,
zu suchen sey. Spätere Versuche Saussure’s, nach
welchen die nehmliche Quantität Kohlensäure, die
das Wachsthum der Pflanzen im Sonnenlichte begün-
stigt, dieselben Gewächse im Dunkeln tödtet, und
Pflanzen, die ihre Vegetation in Stickgas unterhalten
können, auch in der Sonne sterben, wenn man die-
sem Gas eine Quantität Kohlensäure zumischt, die
ihr Wachsthum in der atmosphärischen Luft beför-
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g) pour metamorphoser l’air fixe en air pur par la ve-
getation. Genève 1783.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/95>, abgerufen am 27.07.2024.
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