Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierter Abschnitt.
Grundzüge einer Theorie der Ernährung.

Um die Ernährung der lebenden Körper befrie-
digend zu erklären, ist es nothwendig, diese Er-
scheinung aus einem andern Gesichtspunkt zu be-
trachten, als woraus sie in frühern Zeiten ange-
sehen wurde. Da noch mechanische Principien in
der Lebenslehre herrschend waren, nahm man den
Process, wodurch die festen Theile gebildet und
erhalten werden, für ganz verschieden von dem-
jenigen an, wodurch die Absonderung der Flüs-
sigkeiten geschieht, und suchte für beyde Wir-
kungen verschiedene Erklärungsgründe auf. Aber
beyde sind im Wesentlichen einerley. Bey der
Ernährung der festen Theile geht das Blut in
eine feste und in eine flüssige Materie über; bey
der Absonderung der Säfte trennt sich dasselbe in
zwey verschiedene Flüssigkeiten; dies ist der ein-
zige Unterschied.

Beyde Wirkungen sind nicht Resultate der
Gestalt und Mischung der festen Theile. Dieselbe

Kraft,

Vierter Abschnitt.
Grundzüge einer Theorie der Ernährung.

Um die Ernährung der lebenden Körper befrie-
digend zu erklären, ist es nothwendig, diese Er-
scheinung aus einem andern Gesichtspunkt zu be-
trachten, als woraus sie in frühern Zeiten ange-
sehen wurde. Da noch mechanische Principien in
der Lebenslehre herrschend waren, nahm man den
Proceſs, wodurch die festen Theile gebildet und
erhalten werden, für ganz verschieden von dem-
jenigen an, wodurch die Absonderung der Flüs-
sigkeiten geschieht, und suchte für beyde Wir-
kungen verschiedene Erklärungsgründe auf. Aber
beyde sind im Wesentlichen einerley. Bey der
Ernährung der festen Theile geht das Blut in
eine feste und in eine flüssige Materie über; bey
der Absonderung der Säfte trennt sich dasselbe in
zwey verschiedene Flüssigkeiten; dies ist der ein-
zige Unterschied.

Beyde Wirkungen sind nicht Resultate der
Gestalt und Mischung der festen Theile. Dieselbe

Kraft,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0640" n="624"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>Vierter Abschnitt.<lb/>
Grundzüge einer Theorie der Ernährung.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">U</hi>m die Ernährung der lebenden Körper befrie-<lb/>
digend zu erklären, ist es nothwendig, diese Er-<lb/>
scheinung aus einem andern Gesichtspunkt zu be-<lb/>
trachten, als woraus sie in frühern Zeiten ange-<lb/>
sehen wurde. Da noch mechanische Principien in<lb/>
der Lebenslehre herrschend waren, nahm man den<lb/>
Proce&#x017F;s, wodurch die festen Theile gebildet und<lb/>
erhalten werden, für ganz verschieden von dem-<lb/>
jenigen an, wodurch die Absonderung der Flüs-<lb/>
sigkeiten geschieht, und suchte für beyde Wir-<lb/>
kungen verschiedene Erklärungsgründe auf. Aber<lb/>
beyde sind im Wesentlichen einerley. Bey der<lb/>
Ernährung der festen Theile geht das Blut in<lb/>
eine feste und in eine flüssige Materie über; bey<lb/>
der Absonderung der Säfte trennt sich dasselbe in<lb/>
zwey verschiedene Flüssigkeiten; dies ist der ein-<lb/>
zige Unterschied.</p><lb/>
            <p>Beyde Wirkungen sind nicht Resultate der<lb/>
Gestalt und Mischung der festen Theile. Dieselbe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kraft,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[624/0640] Vierter Abschnitt. Grundzüge einer Theorie der Ernährung. Um die Ernährung der lebenden Körper befrie- digend zu erklären, ist es nothwendig, diese Er- scheinung aus einem andern Gesichtspunkt zu be- trachten, als woraus sie in frühern Zeiten ange- sehen wurde. Da noch mechanische Principien in der Lebenslehre herrschend waren, nahm man den Proceſs, wodurch die festen Theile gebildet und erhalten werden, für ganz verschieden von dem- jenigen an, wodurch die Absonderung der Flüs- sigkeiten geschieht, und suchte für beyde Wir- kungen verschiedene Erklärungsgründe auf. Aber beyde sind im Wesentlichen einerley. Bey der Ernährung der festen Theile geht das Blut in eine feste und in eine flüssige Materie über; bey der Absonderung der Säfte trennt sich dasselbe in zwey verschiedene Flüssigkeiten; dies ist der ein- zige Unterschied. Beyde Wirkungen sind nicht Resultate der Gestalt und Mischung der festen Theile. Dieselbe Kraft,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/640
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/640>, abgerufen am 18.12.2024.