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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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lässt sich also erklären, wie diese Theile die
Stelle der Spaltöffnungen einigermassen ersetzen
können. Wenn übrigens die Haare der Pflan-
zen von einigen Schriftstellern blos für ein-
saugende, von andern blos für aushauchende Or-
gane angenommen sind, so sind diese von
unrichtigen Begriffen ausgegangen, haben Man-
nichfaltigkeit finden wollen, wo Einfachheit ist,
und aus einzelnen Erfahrungen zu allgemeine
Schlüsse gezogen. Im ganzen Thierreiche ge-
schieht das Ein- und Ausathmen durch einerley
Organe. Warum sollte der weit einfachere ve-
getabilische Organismus zu beyden Funktionen
verschiedene Organe besitzen? Dass die Haare
aushauchen, beweist das Cicer arietinum, an wel-
chem diese Theile die Kichernsäure ausschwit-
zen f). Wer aus dieser einzelnen Erfahrung
blos auf Exkretion durch jene Organe schliesst,
übersieht, dass die Haare der Wurzeln, denen
doch niemand die Funktion des Einsaugens ab-
sprechen kann, ebenfalls zugleich wässrige oder
schleimige Flüssigkeiten absondern g).

§. 3.
Bewegung des Safts in den Pflanzen.

Auf den untersten Stufen der Organisation,
besonders bey den Conferven, sind die Grund-

theile
f) Deyeux Journ. de Pharmacie. T. I. No. 13. S. 131.
g) K. Sprengel über den Bau u. die Natur der Gew.
S. 404 ff.

läſst sich also erklären, wie diese Theile die
Stelle der Spaltöffnungen einigermaſsen ersetzen
können. Wenn übrigens die Haare der Pflan-
zen von einigen Schriftstellern blos für ein-
saugende, von andern blos für aushauchende Or-
gane angenommen sind, so sind diese von
unrichtigen Begriffen ausgegangen, haben Man-
nichfaltigkeit finden wollen, wo Einfachheit ist,
und aus einzelnen Erfahrungen zu allgemeine
Schlüsse gezogen. Im ganzen Thierreiche ge-
schieht das Ein- und Ausathmen durch einerley
Organe. Warum sollte der weit einfachere ve-
getabilische Organismus zu beyden Funktionen
verschiedene Organe besitzen? Daſs die Haare
aushauchen, beweist das Cicer arietinum, an wel-
chem diese Theile die Kichernsäure ausschwit-
zen f). Wer aus dieser einzelnen Erfahrung
blos auf Exkretion durch jene Organe schlieſst,
übersieht, daſs die Haare der Wurzeln, denen
doch niemand die Funktion des Einsaugens ab-
sprechen kann, ebenfalls zugleich wässrige oder
schleimige Flüssigkeiten absondern g).

§. 3.
Bewegung des Safts in den Pflanzen.

Auf den untersten Stufen der Organisation,
besonders bey den Conferven, sind die Grund-

theile
f) Deyeux Journ. de Pharmacie. T. I. No. 13. S. 131.
g) K. Sprengel über den Bau u. die Natur der Gew.
S. 404 ff.
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[46/0062] läſst sich also erklären, wie diese Theile die Stelle der Spaltöffnungen einigermaſsen ersetzen können. Wenn übrigens die Haare der Pflan- zen von einigen Schriftstellern blos für ein- saugende, von andern blos für aushauchende Or- gane angenommen sind, so sind diese von unrichtigen Begriffen ausgegangen, haben Man- nichfaltigkeit finden wollen, wo Einfachheit ist, und aus einzelnen Erfahrungen zu allgemeine Schlüsse gezogen. Im ganzen Thierreiche ge- schieht das Ein- und Ausathmen durch einerley Organe. Warum sollte der weit einfachere ve- getabilische Organismus zu beyden Funktionen verschiedene Organe besitzen? Daſs die Haare aushauchen, beweist das Cicer arietinum, an wel- chem diese Theile die Kichernsäure ausschwit- zen f). Wer aus dieser einzelnen Erfahrung blos auf Exkretion durch jene Organe schlieſst, übersieht, daſs die Haare der Wurzeln, denen doch niemand die Funktion des Einsaugens ab- sprechen kann, ebenfalls zugleich wässrige oder schleimige Flüssigkeiten absondern g). §. 3. Bewegung des Safts in den Pflanzen. Auf den untersten Stufen der Organisation, besonders bey den Conferven, sind die Grund- theile f) Deyeux Journ. de Pharmacie. T. I. No. 13. S. 131. g) K. Sprengel über den Bau u. die Natur der Gew. S. 404 ff.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/62>, abgerufen am 21.11.2024.