Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

len abgeschiedene Faserstoff ist, herrühren können.
Die Gallerte ist ebenfalls als solche gewiss wenig
thierischen Theilen eigen, und in den meisten
Fällen ein Produkt der beym Kochen eintretenden
Verbindung des Eyweissstoffs mit der Phosphor-
säure, die in allen Theilen, welche viel Gallerte
liefern, sehr reichlich vorhanden ist. Schon Hat-
chett
e) fand es merkwürdig, dass sich beym
phosphorsauren Kalk immer viel Gallerte findet,
und dass Theile, welche blos kohlensaure Kalkerde
besitzen, keine Gallerte liefern. Er wagte aber
nicht, daraus zu schliessen, dass der phosphorsaure
Kalk einen Hauptbestandtheil der Gallerte aus-
macht, weil die Hausenblase keine Spur davon
zeigt. Diese Bemerkung ist allerdings richtig.
Auch nach meinen Versuchen bringt die Sauer-
kleesäure in der Auflösung der Hausenblase keinen
Niederschlag hervor. Allein die Kalkerde ist frey-
lich keine wesentliche Bedingung zur Bildung
der Gallerte; wohl aber halte ich die Phosphor-
säure dafür.

Wenn ich aus meinen Erfahrungen schliesse,
dass Säuren und Alkalien den Eyweissstoff in Gal-
lerte, Faserstoff und Schleim verwandeln, so be-
haupte ich aber damit keinesweges, dass diese
Veränderungen blos auf Vermehrung oder Ver-
minderung des Gehalts an Sauerstoff beruhen.

Eine
e) Philos, Transact. Y. 1800. p. 327.

len abgeschiedene Faserstoff ist, herrühren können.
Die Gallerte ist ebenfalls als solche gewiſs wenig
thierischen Theilen eigen, und in den meisten
Fällen ein Produkt der beym Kochen eintretenden
Verbindung des Eyweiſsstoffs mit der Phosphor-
säure, die in allen Theilen, welche viel Gallerte
liefern, sehr reichlich vorhanden ist. Schon Hat-
chett
e) fand es merkwürdig, daſs sich beym
phosphorsauren Kalk immer viel Gallerte findet,
und daſs Theile, welche blos kohlensaure Kalkerde
besitzen, keine Gallerte liefern. Er wagte aber
nicht, daraus zu schlieſsen, daſs der phosphorsaure
Kalk einen Hauptbestandtheil der Gallerte aus-
macht, weil die Hausenblase keine Spur davon
zeigt. Diese Bemerkung ist allerdings richtig.
Auch nach meinen Versuchen bringt die Sauer-
kleesäure in der Auflösung der Hausenblase keinen
Niederschlag hervor. Allein die Kalkerde ist frey-
lich keine wesentliche Bedingung zur Bildung
der Gallerte; wohl aber halte ich die Phosphor-
säure dafür.

Wenn ich aus meinen Erfahrungen schlieſse,
daſs Säuren und Alkalien den Eyweiſsstoff in Gal-
lerte, Faserstoff und Schleim verwandeln, so be-
haupte ich aber damit keinesweges, daſs diese
Veränderungen blos auf Vermehrung oder Ver-
minderung des Gehalts an Sauerstoff beruhen.

Eine
e) Philos, Transact. Y. 1800. p. 327.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0590" n="574"/>
len abgeschiedene Faserstoff ist, herrühren können.<lb/>
Die Gallerte ist ebenfalls als solche gewi&#x017F;s wenig<lb/>
thierischen Theilen eigen, und in den meisten<lb/>
Fällen ein Produkt der beym Kochen eintretenden<lb/>
Verbindung des Eywei&#x017F;sstoffs mit der Phosphor-<lb/>
säure, die in allen Theilen, welche viel Gallerte<lb/>
liefern, sehr reichlich vorhanden ist. Schon <hi rendition="#k">Hat-<lb/>
chett</hi> <note place="foot" n="e)">Philos, Transact. Y. 1800. p. 327.</note> fand es merkwürdig, da&#x017F;s sich beym<lb/>
phosphorsauren Kalk immer viel Gallerte findet,<lb/>
und da&#x017F;s Theile, welche blos kohlensaure Kalkerde<lb/>
besitzen, keine Gallerte liefern. Er wagte aber<lb/>
nicht, daraus zu schlie&#x017F;sen, da&#x017F;s der phosphorsaure<lb/>
Kalk einen Hauptbestandtheil der Gallerte aus-<lb/>
macht, weil die Hausenblase keine Spur davon<lb/>
zeigt. Diese Bemerkung ist allerdings richtig.<lb/>
Auch nach meinen Versuchen bringt die Sauer-<lb/>
kleesäure in der Auflösung der Hausenblase keinen<lb/>
Niederschlag hervor. Allein die Kalkerde ist frey-<lb/>
lich keine wesentliche Bedingung zur Bildung<lb/>
der Gallerte; wohl aber halte ich die Phosphor-<lb/>
säure dafür.</p><lb/>
                <p>Wenn ich aus meinen Erfahrungen schlie&#x017F;se,<lb/>
da&#x017F;s Säuren und Alkalien den Eywei&#x017F;sstoff in Gal-<lb/>
lerte, Faserstoff und Schleim verwandeln, so be-<lb/>
haupte ich aber damit keinesweges, da&#x017F;s diese<lb/>
Veränderungen blos auf Vermehrung oder Ver-<lb/>
minderung des Gehalts an Sauerstoff beruhen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Eine</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[574/0590] len abgeschiedene Faserstoff ist, herrühren können. Die Gallerte ist ebenfalls als solche gewiſs wenig thierischen Theilen eigen, und in den meisten Fällen ein Produkt der beym Kochen eintretenden Verbindung des Eyweiſsstoffs mit der Phosphor- säure, die in allen Theilen, welche viel Gallerte liefern, sehr reichlich vorhanden ist. Schon Hat- chett e) fand es merkwürdig, daſs sich beym phosphorsauren Kalk immer viel Gallerte findet, und daſs Theile, welche blos kohlensaure Kalkerde besitzen, keine Gallerte liefern. Er wagte aber nicht, daraus zu schlieſsen, daſs der phosphorsaure Kalk einen Hauptbestandtheil der Gallerte aus- macht, weil die Hausenblase keine Spur davon zeigt. Diese Bemerkung ist allerdings richtig. Auch nach meinen Versuchen bringt die Sauer- kleesäure in der Auflösung der Hausenblase keinen Niederschlag hervor. Allein die Kalkerde ist frey- lich keine wesentliche Bedingung zur Bildung der Gallerte; wohl aber halte ich die Phosphor- säure dafür. Wenn ich aus meinen Erfahrungen schlieſse, daſs Säuren und Alkalien den Eyweiſsstoff in Gal- lerte, Faserstoff und Schleim verwandeln, so be- haupte ich aber damit keinesweges, daſs diese Veränderungen blos auf Vermehrung oder Ver- minderung des Gehalts an Sauerstoff beruhen. Eine e) Philos, Transact. Y. 1800. p. 327.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/590
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/590>, abgerufen am 18.05.2024.