4. Ich löste Eyweiss in einer kochenden Lauge des ätzenden Natrum auf, und setzte einem Theil dieser Auflösung nach dem Erkalten essigsaures Bley, einem zweyten Salpetersäure, und einem dritten Alcohol zu. Beym Zusatz des essigsauren Bleys und der Salpetersäure gerann das Eyweiss sogleich; der Alcohol hingegen bewirkte kein Ge- rinnen.
5. Ich vermischte eine Auflösung des Eyweiss in ätzendem Natrum mit einer gleichen Quantität einer Abkochung des Hirschhorns, und tröpfelte Galläpfeltinktur hinzu. Es entstand aber kein Nie- derschlag.
Aus diesen Versuchen ergiebt sich
1) dass essigsaures Bley eben so wohl auf den Schleim, als auf das Eyweiss wirkt, und dass jenes keinesweges blos den Schleim anzeigt;
2) dass Schleim, Eyweiss und Gallerte gewisse Verbindungen haben können, wobey der erste nicht vom essigsauren Bley, das zweyte nicht vom Alcohol, und die dritte nicht von der Galläpfel- tinktur niedergeschlagen wird.
Es frägt sich nun, ob etwa Gallerte und Schleim in Verbindungen dieser Art dem Blut- wasser beygemischt sind? Ich antworte hierauf, dass Schleim mit Säure, und Gallerte mit ätzen- dem Natrum verbunden, nicht mehr Schleim und Gallerte sind, sondern sich dem Zustande des Ey-
weiss-
4. Ich löste Eyweiſs in einer kochenden Lauge des ätzenden Natrum auf, und setzte einem Theil dieser Auflösung nach dem Erkalten essigsaures Bley, einem zweyten Salpetersäure, und einem dritten Alcohol zu. Beym Zusatz des essigsauren Bleys und der Salpetersäure gerann das Eyweiſs sogleich; der Alcohol hingegen bewirkte kein Ge- rinnen.
5. Ich vermischte eine Auflösung des Eyweiſs in ätzendem Natrum mit einer gleichen Quantität einer Abkochung des Hirschhorns, und tröpfelte Galläpfeltinktur hinzu. Es entstand aber kein Nie- derschlag.
Aus diesen Versuchen ergiebt sich
1) daſs essigsaures Bley eben so wohl auf den Schleim, als auf das Eyweiſs wirkt, und daſs jenes keinesweges blos den Schleim anzeigt;
2) daſs Schleim, Eyweiſs und Gallerte gewisse Verbindungen haben können, wobey der erste nicht vom essigsauren Bley, das zweyte nicht vom Alcohol, und die dritte nicht von der Galläpfel- tinktur niedergeschlagen wird.
Es frägt sich nun, ob etwa Gallerte und Schleim in Verbindungen dieser Art dem Blut- wasser beygemischt sind? Ich antworte hierauf, daſs Schleim mit Säure, und Gallerte mit ätzen- dem Natrum verbunden, nicht mehr Schleim und Gallerte sind, sondern sich dem Zustande des Ey-
weiſs-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0572"n="556"/><p>4. Ich löste Eyweiſs in einer kochenden Lauge<lb/>
des ätzenden Natrum auf, und setzte einem Theil<lb/>
dieser Auflösung nach dem Erkalten essigsaures<lb/>
Bley, einem zweyten Salpetersäure, und einem<lb/>
dritten Alcohol zu. Beym Zusatz des essigsauren<lb/>
Bleys und der Salpetersäure gerann das Eyweiſs<lb/>
sogleich; der Alcohol hingegen bewirkte kein Ge-<lb/>
rinnen.</p><lb/><p>5. Ich vermischte eine Auflösung des Eyweiſs<lb/>
in ätzendem Natrum mit einer gleichen Quantität<lb/>
einer Abkochung des Hirschhorns, und tröpfelte<lb/>
Galläpfeltinktur hinzu. Es entstand aber kein Nie-<lb/>
derschlag.</p><lb/><p>Aus diesen Versuchen ergiebt sich</p><lb/><list><item>1) daſs essigsaures Bley eben so wohl auf den<lb/>
Schleim, als auf das Eyweiſs wirkt, und daſs jenes<lb/>
keinesweges blos den Schleim anzeigt;</item><lb/><item>2) daſs Schleim, Eyweiſs und Gallerte gewisse<lb/>
Verbindungen haben können, wobey der erste nicht<lb/>
vom essigsauren Bley, das zweyte nicht vom<lb/>
Alcohol, und die dritte nicht von der Galläpfel-<lb/>
tinktur niedergeschlagen wird.</item></list><lb/><p>Es frägt sich nun, ob etwa Gallerte und<lb/>
Schleim in Verbindungen dieser Art dem Blut-<lb/>
wasser beygemischt sind? Ich antworte hierauf,<lb/>
daſs Schleim mit Säure, und Gallerte mit ätzen-<lb/>
dem Natrum verbunden, nicht mehr Schleim und<lb/>
Gallerte sind, sondern sich dem Zustande des Ey-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">weiſs-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[556/0572]
4. Ich löste Eyweiſs in einer kochenden Lauge
des ätzenden Natrum auf, und setzte einem Theil
dieser Auflösung nach dem Erkalten essigsaures
Bley, einem zweyten Salpetersäure, und einem
dritten Alcohol zu. Beym Zusatz des essigsauren
Bleys und der Salpetersäure gerann das Eyweiſs
sogleich; der Alcohol hingegen bewirkte kein Ge-
rinnen.
5. Ich vermischte eine Auflösung des Eyweiſs
in ätzendem Natrum mit einer gleichen Quantität
einer Abkochung des Hirschhorns, und tröpfelte
Galläpfeltinktur hinzu. Es entstand aber kein Nie-
derschlag.
Aus diesen Versuchen ergiebt sich
1) daſs essigsaures Bley eben so wohl auf den
Schleim, als auf das Eyweiſs wirkt, und daſs jenes
keinesweges blos den Schleim anzeigt;
2) daſs Schleim, Eyweiſs und Gallerte gewisse
Verbindungen haben können, wobey der erste nicht
vom essigsauren Bley, das zweyte nicht vom
Alcohol, und die dritte nicht von der Galläpfel-
tinktur niedergeschlagen wird.
Es frägt sich nun, ob etwa Gallerte und
Schleim in Verbindungen dieser Art dem Blut-
wasser beygemischt sind? Ich antworte hierauf,
daſs Schleim mit Säure, und Gallerte mit ätzen-
dem Natrum verbunden, nicht mehr Schleim und
Gallerte sind, sondern sich dem Zustande des Ey-
weiſs-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/572>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.