Wassers, worin das Thier geöffnet ist, mit gelben glänzenden Kügelchen bedeckt. Diese ihre ver- schiedene Beschaffenheit bey den verschiedenen Insekten und ihre Verwandtschaft mit dem Ey- weiss bey den Raupen beweist gerade, dass das Fett sehr grosser Mischungsveränderungen fähig ist, und deswegen sehr leicht in die verschieden- sten thierischen Säfte verwandelt werden kann. Eben so findet man oft bey den Säugthieren an Stellen, die sonst mit Fett angefüllt sind, Gal- lerte b). Ich erinnere hier auch an die oben (S. 448.) erwähnte Beobachtung, dass ich aus den geöffneten Bläschen der innern Haut des Nahrungscanals beym Limax cinereus wirkliche Oeltropfen habe hervordringen sehen. Vielleicht ist überhaupt der Chylus bey den Mollusken und Würmern zum Theil von öliger Beschaffenheit.
§. 19. Funktion des Zellgewebes bey der Ernährung.
Es giebt noch einen dritten Weg, worauf das Blut neue Bestandtheile erhält. Dieser ist bisher unbeachtet geblieben, weil man vor der Ent- deckung der lymphatischen Gefässe die Venen, und seit derselben die Saugadern für hinreichend zur Ernährung hielt. Aber schon für minder wichtige Funktionen besitzt der thierische Körper mehrere
Orge-
b)Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 4. p. 44.
Wassers, worin das Thier geöffnet ist, mit gelben glänzenden Kügelchen bedeckt. Diese ihre ver- schiedene Beschaffenheit bey den verschiedenen Insekten und ihre Verwandtschaft mit dem Ey- weiſs bey den Raupen beweist gerade, daſs das Fett sehr groſser Mischungsveränderungen fähig ist, und deswegen sehr leicht in die verschieden- sten thierischen Säfte verwandelt werden kann. Eben so findet man oft bey den Säugthieren an Stellen, die sonst mit Fett angefüllt sind, Gal- lerte b). Ich erinnere hier auch an die oben (S. 448.) erwähnte Beobachtung, daſs ich aus den geöffneten Bläschen der innern Haut des Nahrungscanals beym Limax cinereus wirkliche Oeltropfen habe hervordringen sehen. Vielleicht ist überhaupt der Chylus bey den Mollusken und Würmern zum Theil von öliger Beschaffenheit.
§. 19. Funktion des Zellgewebes bey der Ernährung.
Es giebt noch einen dritten Weg, worauf das Blut neue Bestandtheile erhält. Dieser ist bisher unbeachtet geblieben, weil man vor der Ent- deckung der lymphatischen Gefäſse die Venen, und seit derselben die Saugadern für hinreichend zur Ernährung hielt. Aber schon für minder wichtige Funktionen besitzt der thierische Körper mehrere
Orge-
b)Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 4. p. 44.
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[512/0528]
Wassers, worin das Thier geöffnet ist, mit gelben
glänzenden Kügelchen bedeckt. Diese ihre ver-
schiedene Beschaffenheit bey den verschiedenen
Insekten und ihre Verwandtschaft mit dem Ey-
weiſs bey den Raupen beweist gerade, daſs das
Fett sehr groſser Mischungsveränderungen fähig
ist, und deswegen sehr leicht in die verschieden-
sten thierischen Säfte verwandelt werden kann.
Eben so findet man oft bey den Säugthieren an
Stellen, die sonst mit Fett angefüllt sind, Gal-
lerte b). Ich erinnere hier auch an die oben
(S. 448.) erwähnte Beobachtung, daſs ich aus
den geöffneten Bläschen der innern Haut des
Nahrungscanals beym Limax cinereus wirkliche
Oeltropfen habe hervordringen sehen. Vielleicht
ist überhaupt der Chylus bey den Mollusken und
Würmern zum Theil von öliger Beschaffenheit.
§. 19.
Funktion des Zellgewebes bey der Ernährung.
Es giebt noch einen dritten Weg, worauf das
Blut neue Bestandtheile erhält. Dieser ist bisher
unbeachtet geblieben, weil man vor der Ent-
deckung der lymphatischen Gefäſse die Venen, und
seit derselben die Saugadern für hinreichend zur
Ernährung hielt. Aber schon für minder wichtige
Funktionen besitzt der thierische Körper mehrere
Orge-
b) Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 4. p. 44.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/528>, abgerufen am 22.11.2024.
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