Säuren gefällten Gallenstoff ähnlicher Niederschlag absetzte, und die Mischung einen süsslichen Ge- ruch aushauchte. -- Schon Fourcroyn) machte eine ähnliche Beobachtung, indem er eine Mi- schung von Ochsenblut und Wasser kochen liess, bis alles Gerinnbare abgeschieden war, und die durchgeseihete Flüssigkeit bis zur Honigdicke ver- dünsten liess. Der Rückstand hatte die Farbe und den Geruch der Galle, und verhielt sich auch wie diese gegen Reagentien. Fourcroy's Erfahrung ist vergessen worden, weil Parmentier und Deyeuxo) sie nicht bestätigt fanden. Die obi- gen Versuche aber beweisen, dass Fourcroy al- lerdings richtig beobachtet hat, obgleich die Be- dingungen, unter welchen die Verwandlung des Bluts in eine grüne Flüssigkeit eintritt, von ihm übersehen sind, und der Schluss, den er aus seiner Wahrnehmung zog, dass die Galle schon gebildet im Blut enthalten sey, sich nicht verthei- digen lässt.
11. Löst man die alkalische Verbindung der im 10ten Versuch durch die Einwirkung der Sal- petersäure gebildeten Substanz in heissem Was- ser auf, so schiesst sie beym Erkalten zu Kry- stallen an, die von scharfem, bitterm Geschmack sind, und auf glühenden Kohlen wie Schiesspul-
ver
n) Ann. de Chimie. T. 7. p. 146.
o) Journ. de Phys. T. (I.) 44. P. 1. p. 372.
Säuren gefällten Gallenstoff ähnlicher Niederschlag absetzte, und die Mischung einen süſslichen Ge- ruch aushauchte. — Schon Fourcroyn) machte eine ähnliche Beobachtung, indem er eine Mi- schung von Ochsenblut und Wasser kochen lieſs, bis alles Gerinnbare abgeschieden war, und die durchgeseihete Flüssigkeit bis zur Honigdicke ver- dünsten lieſs. Der Rückstand hatte die Farbe und den Geruch der Galle, und verhielt sich auch wie diese gegen Reagentien. Fourcroy’s Erfahrung ist vergessen worden, weil Parmentier und Deyeuxo) sie nicht bestätigt fanden. Die obi- gen Versuche aber beweisen, daſs Fourcroy al- lerdings richtig beobachtet hat, obgleich die Be- dingungen, unter welchen die Verwandlung des Bluts in eine grüne Flüssigkeit eintritt, von ihm übersehen sind, und der Schluſs, den er aus seiner Wahrnehmung zog, daſs die Galle schon gebildet im Blut enthalten sey, sich nicht verthei- digen läſst.
11. Löst man die alkalische Verbindung der im 10ten Versuch durch die Einwirkung der Sal- petersäure gebildeten Substanz in heissem Was- ser auf, so schieſst sie beym Erkalten zu Kry- stallen an, die von scharfem, bitterm Geschmack sind, und auf glühenden Kohlen wie Schieſspul-
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n) Ann. de Chimie. T. 7. p. 146.
o) Journ. de Phys. T. (I.) 44. P. 1. p. 372.
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[442/0458]
Säuren gefällten Gallenstoff ähnlicher Niederschlag
absetzte, und die Mischung einen süſslichen Ge-
ruch aushauchte. — Schon Fourcroy n) machte
eine ähnliche Beobachtung, indem er eine Mi-
schung von Ochsenblut und Wasser kochen lieſs,
bis alles Gerinnbare abgeschieden war, und die
durchgeseihete Flüssigkeit bis zur Honigdicke ver-
dünsten lieſs. Der Rückstand hatte die Farbe und
den Geruch der Galle, und verhielt sich auch wie
diese gegen Reagentien. Fourcroy’s Erfahrung
ist vergessen worden, weil Parmentier und
Deyeux o) sie nicht bestätigt fanden. Die obi-
gen Versuche aber beweisen, daſs Fourcroy al-
lerdings richtig beobachtet hat, obgleich die Be-
dingungen, unter welchen die Verwandlung des
Bluts in eine grüne Flüssigkeit eintritt, von ihm
übersehen sind, und der Schluſs, den er aus
seiner Wahrnehmung zog, daſs die Galle schon
gebildet im Blut enthalten sey, sich nicht verthei-
digen läſst.
11. Löst man die alkalische Verbindung der
im 10ten Versuch durch die Einwirkung der Sal-
petersäure gebildeten Substanz in heissem Was-
ser auf, so schieſst sie beym Erkalten zu Kry-
stallen an, die von scharfem, bitterm Geschmack
sind, und auf glühenden Kohlen wie Schieſspul-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/458>, abgerufen am 22.11.2024.
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