Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

schon andere Schriftsteller bemerkt haben, eine
starke Anziehung zum Sauerstoff.

5. Galläpfeltinktur brachte in der wässrigen
Auflösung des Gallenstoffs leichte Flocken, aber
keinen festern Niederschlag hervor. Wenn also
nicht etwa diese Fällung von etwas Gallerte oder
milchsaurem Natrum herrührte, so muss der Gal-
lenstoff eine Verwandtschaft zur Gallussäure oder
zum Gerbestoff haben.

6. Giesst man verdünnte Schwefelsäure zu fri-
scher Ochsengalle, so zieht sich der gerinnbare
Theil derselben zu einer einzigen Masse zusam-
men, die in einer weissen Haut eingeschlossen
ist. In dieser Haut findet man den übrigen Theil
der Galle als eine grüne, dem zerriebenen Käse
ähnliche Substanz. Auf ähnliche Art wird die
Ochsengalle durch Alcohol coagulirt; doch schwimmt
die hierbey sich bildende Haut gewöhnlich auf
der Oberfläche der Flüssigkeit. Diese Haut ist
offenbar geronnener Eyweissstoff, der also keines-
weges, wie Thenard behauptet, der Ochsengalle
fehlt. Aus der käseartigen Substanz erhält man,
nach Ausziehung des Gallenstoffs, Thenard's
gelbe Materie, die ich aber, aus den schon oben
angeführten Gründen, für nichts anders als Ey-
weissstoff halten kann.

7. Die verdünnte Schwefelsäure löst einen Be-
standtheil jener geronnenen Masse auf, indem sie

eine
E e 3

schon andere Schriftsteller bemerkt haben, eine
starke Anziehung zum Sauerstoff.

5. Galläpfeltinktur brachte in der wässrigen
Auflösung des Gallenstoffs leichte Flocken, aber
keinen festern Niederschlag hervor. Wenn also
nicht etwa diese Fällung von etwas Gallerte oder
milchsaurem Natrum herrührte, so muſs der Gal-
lenstoff eine Verwandtschaft zur Gallussäure oder
zum Gerbestoff haben.

6. Gieſst man verdünnte Schwefelsäure zu fri-
scher Ochsengalle, so zieht sich der gerinnbare
Theil derselben zu einer einzigen Masse zusam-
men, die in einer weissen Haut eingeschlossen
ist. In dieser Haut findet man den übrigen Theil
der Galle als eine grüne, dem zerriebenen Käse
ähnliche Substanz. Auf ähnliche Art wird die
Ochsengalle durch Alcohol coagulirt; doch schwimmt
die hierbey sich bildende Haut gewöhnlich auf
der Oberfläche der Flüssigkeit. Diese Haut ist
offenbar geronnener Eyweiſsstoff, der also keines-
weges, wie Thenard behauptet, der Ochsengalle
fehlt. Aus der käseartigen Substanz erhält man,
nach Ausziehung des Gallenstoffs, Thenard’s
gelbe Materie, die ich aber, aus den schon oben
angeführten Gründen, für nichts anders als Ey-
weiſsstoff halten kann.

7. Die verdünnte Schwefelsäure löst einen Be-
standtheil jener geronnenen Masse auf, indem sie

eine
E e 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0453" n="437"/>
schon andere Schriftsteller bemerkt haben, eine<lb/>
starke Anziehung zum Sauerstoff.</p><lb/>
                <p>5. Galläpfeltinktur brachte in der wässrigen<lb/>
Auflösung des Gallenstoffs leichte Flocken, aber<lb/>
keinen festern Niederschlag hervor. Wenn also<lb/>
nicht etwa diese Fällung von etwas Gallerte oder<lb/>
milchsaurem Natrum herrührte, so mu&#x017F;s der Gal-<lb/>
lenstoff eine Verwandtschaft zur Gallussäure oder<lb/>
zum Gerbestoff haben.</p><lb/>
                <p>6. Gie&#x017F;st man verdünnte Schwefelsäure zu fri-<lb/>
scher Ochsengalle, so zieht sich der gerinnbare<lb/>
Theil derselben zu einer einzigen Masse zusam-<lb/>
men, die in einer weissen Haut eingeschlossen<lb/>
ist. In dieser Haut findet man den übrigen Theil<lb/>
der Galle als eine grüne, dem zerriebenen Käse<lb/>
ähnliche Substanz. Auf ähnliche Art wird die<lb/>
Ochsengalle durch Alcohol coagulirt; doch schwimmt<lb/>
die hierbey sich bildende Haut gewöhnlich auf<lb/>
der Oberfläche der Flüssigkeit. Diese Haut ist<lb/>
offenbar geronnener Eywei&#x017F;sstoff, der also keines-<lb/>
weges, wie <hi rendition="#k">Thenard</hi> behauptet, der Ochsengalle<lb/>
fehlt. Aus der käseartigen Substanz erhält man,<lb/>
nach Ausziehung des Gallenstoffs, <hi rendition="#k">Thenard</hi>&#x2019;s<lb/>
gelbe Materie, die ich aber, aus den schon oben<lb/>
angeführten Gründen, für nichts anders als Ey-<lb/>
wei&#x017F;sstoff halten kann.</p><lb/>
                <p>7. Die verdünnte Schwefelsäure löst einen Be-<lb/>
standtheil jener geronnenen Masse auf, indem sie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 3</fw><fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0453] schon andere Schriftsteller bemerkt haben, eine starke Anziehung zum Sauerstoff. 5. Galläpfeltinktur brachte in der wässrigen Auflösung des Gallenstoffs leichte Flocken, aber keinen festern Niederschlag hervor. Wenn also nicht etwa diese Fällung von etwas Gallerte oder milchsaurem Natrum herrührte, so muſs der Gal- lenstoff eine Verwandtschaft zur Gallussäure oder zum Gerbestoff haben. 6. Gieſst man verdünnte Schwefelsäure zu fri- scher Ochsengalle, so zieht sich der gerinnbare Theil derselben zu einer einzigen Masse zusam- men, die in einer weissen Haut eingeschlossen ist. In dieser Haut findet man den übrigen Theil der Galle als eine grüne, dem zerriebenen Käse ähnliche Substanz. Auf ähnliche Art wird die Ochsengalle durch Alcohol coagulirt; doch schwimmt die hierbey sich bildende Haut gewöhnlich auf der Oberfläche der Flüssigkeit. Diese Haut ist offenbar geronnener Eyweiſsstoff, der also keines- weges, wie Thenard behauptet, der Ochsengalle fehlt. Aus der käseartigen Substanz erhält man, nach Ausziehung des Gallenstoffs, Thenard’s gelbe Materie, die ich aber, aus den schon oben angeführten Gründen, für nichts anders als Ey- weiſsstoff halten kann. 7. Die verdünnte Schwefelsäure löst einen Be- standtheil jener geronnenen Masse auf, indem sie eine E e 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/453
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/453>, abgerufen am 18.05.2024.