Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

lein da der Ochse, der Hase, der Biber und viele
andere pflanzenfressende Thiere ebenfalls damit
versehen sind, so kann man schwerlich eine Be-
ziehung derselben auf animalische Nahrung an-
nehmen. Eben diese Beyspiele stehen auch der
von Haller g) aufgestellten, sonst sehr wahr-
scheinlichen Hypothese entgegen, dass diejenigen
Thiere eine Gallenblase haben, die, wie die
Raubthiere, selten, aber viel zur Zeit fressen,
und dass sie denen fehlt, die wenig auf einmal,
dieses aber in kurzen Zwischenräumen zu sich
nehmen.

Bey dem Menschen erhält die Gallenblase blos
aus dem Lebergang ihre Galle. Bey den meisten
Thieren aber gelangt dieser Saft entweder gar
nicht aus jenem Canal, oder doch nicht aus einem
solchen einfachen Gang in die Gallenblase, son-
dern es giebt hier mehrere eigene Canäle (Ductus
hepaticocystici), die aus der Leber zum Blasen-
gang, oder auch unmittelbar zur Gallenblase ge-
hen h). Doch dieser Umstand hat wohl keinen
erheblichen Einfluss auf die Verdauung. Wichti-
ger ist die Nähe oder Entfernung der Mündung
des Gallengangs vom untern Magenmund. Zwar
steht dieselbe nicht, wie einige Schriftsteller ge-
glaubt haben, mit der Nahrungsweise in Bezie-

hung.
g) L. c. p. 522.
h) Haller l. c. S. 1. §. 19. p. 504. S. 2. §. 4. p. 529 sq.
-- Cuvier a. a. O. p. 42.

lein da der Ochse, der Hase, der Biber und viele
andere pflanzenfressende Thiere ebenfalls damit
versehen sind, so kann man schwerlich eine Be-
ziehung derselben auf animalische Nahrung an-
nehmen. Eben diese Beyspiele stehen auch der
von Haller g) aufgestellten, sonst sehr wahr-
scheinlichen Hypothese entgegen, daſs diejenigen
Thiere eine Gallenblase haben, die, wie die
Raubthiere, selten, aber viel zur Zeit fressen,
und daſs sie denen fehlt, die wenig auf einmal,
dieses aber in kurzen Zwischenräumen zu sich
nehmen.

Bey dem Menschen erhält die Gallenblase blos
aus dem Lebergang ihre Galle. Bey den meisten
Thieren aber gelangt dieser Saft entweder gar
nicht aus jenem Canal, oder doch nicht aus einem
solchen einfachen Gang in die Gallenblase, son-
dern es giebt hier mehrere eigene Canäle (Ductus
hepaticocystici), die aus der Leber zum Blasen-
gang, oder auch unmittelbar zur Gallenblase ge-
hen h). Doch dieser Umstand hat wohl keinen
erheblichen Einfluſs auf die Verdauung. Wichti-
ger ist die Nähe oder Entfernung der Mündung
des Gallengangs vom untern Magenmund. Zwar
steht dieselbe nicht, wie einige Schriftsteller ge-
glaubt haben, mit der Nahrungsweise in Bezie-

hung.
g) L. c. p. 522.
h) Haller l. c. S. 1. §. 19. p. 504. S. 2. §. 4. p. 529 sq.
Cuvier a. a. O. p. 42.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0440" n="424"/>
lein da der Ochse, der Hase, der Biber und viele<lb/>
andere pflanzenfressende Thiere ebenfalls damit<lb/>
versehen sind, so kann man schwerlich eine Be-<lb/>
ziehung derselben auf animalische Nahrung an-<lb/>
nehmen. Eben diese Beyspiele stehen auch der<lb/>
von <hi rendition="#k">Haller</hi> <note place="foot" n="g)">L. c. p. 522.</note> aufgestellten, sonst sehr wahr-<lb/>
scheinlichen Hypothese entgegen, da&#x017F;s diejenigen<lb/>
Thiere eine Gallenblase haben, die, wie die<lb/>
Raubthiere, selten, aber viel zur Zeit fressen,<lb/>
und da&#x017F;s sie denen fehlt, die wenig auf einmal,<lb/>
dieses aber in kurzen Zwischenräumen zu sich<lb/>
nehmen.</p><lb/>
                <p>Bey dem Menschen erhält die Gallenblase blos<lb/>
aus dem Lebergang ihre Galle. Bey den meisten<lb/>
Thieren aber gelangt dieser Saft entweder gar<lb/>
nicht aus jenem Canal, oder doch nicht aus einem<lb/>
solchen einfachen Gang in die Gallenblase, son-<lb/>
dern es giebt hier mehrere eigene Canäle (Ductus<lb/>
hepaticocystici), die aus der Leber zum Blasen-<lb/>
gang, oder auch unmittelbar zur Gallenblase ge-<lb/>
hen <note place="foot" n="h)"><hi rendition="#k">Haller</hi> l. c. S. 1. §. 19. p. 504. S. 2. §. 4. p. 529 sq.<lb/>
&#x2014; <hi rendition="#k">Cuvier</hi> a. a. O. p. 42.</note>. Doch dieser Umstand hat wohl keinen<lb/>
erheblichen Einflu&#x017F;s auf die Verdauung. Wichti-<lb/>
ger ist die Nähe oder Entfernung der Mündung<lb/>
des Gallengangs vom untern Magenmund. Zwar<lb/>
steht dieselbe nicht, wie einige Schriftsteller ge-<lb/>
glaubt haben, mit der Nahrungsweise in Bezie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hung.</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0440] lein da der Ochse, der Hase, der Biber und viele andere pflanzenfressende Thiere ebenfalls damit versehen sind, so kann man schwerlich eine Be- ziehung derselben auf animalische Nahrung an- nehmen. Eben diese Beyspiele stehen auch der von Haller g) aufgestellten, sonst sehr wahr- scheinlichen Hypothese entgegen, daſs diejenigen Thiere eine Gallenblase haben, die, wie die Raubthiere, selten, aber viel zur Zeit fressen, und daſs sie denen fehlt, die wenig auf einmal, dieses aber in kurzen Zwischenräumen zu sich nehmen. Bey dem Menschen erhält die Gallenblase blos aus dem Lebergang ihre Galle. Bey den meisten Thieren aber gelangt dieser Saft entweder gar nicht aus jenem Canal, oder doch nicht aus einem solchen einfachen Gang in die Gallenblase, son- dern es giebt hier mehrere eigene Canäle (Ductus hepaticocystici), die aus der Leber zum Blasen- gang, oder auch unmittelbar zur Gallenblase ge- hen h). Doch dieser Umstand hat wohl keinen erheblichen Einfluſs auf die Verdauung. Wichti- ger ist die Nähe oder Entfernung der Mündung des Gallengangs vom untern Magenmund. Zwar steht dieselbe nicht, wie einige Schriftsteller ge- glaubt haben, mit der Nahrungsweise in Bezie- hung. g) L. c. p. 522. h) Haller l. c. S. 1. §. 19. p. 504. S. 2. §. 4. p. 529 sq. — Cuvier a. a. O. p. 42.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/440
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/440>, abgerufen am 23.11.2024.