Weg, sondern gelangt unmittelbar in den dritten Magen. Dieser steht durch eine Rinne, die sich nach Beschaffenheit der Umstände entweder schliesst, indem sich ihre Seitenränder an einan- der legen, oder öffnet, indem sich dieselben von einander entfernen, unmittelbar mit dem Schlun- de in Verbindung, und der letztere öffnet sich unten an derselben Stelle, wo die drey ersten Ma- gen in einander übergehen. So tritt das Futter, wenn die Ränder jenes Canals offen sind, in den ersten Magen, und dieses Offenstehen findet beym Verschlucken der rohen Speise statt; der Zugang zu den beyden ersten Magen ist hingegen ver- sperrt, und das wiedergekäuete Futter wird gera- des Weges zum dritten Magen gebracht, wenn jene Ränder geschlossen sind. Durch den erwähn- ten Canal gehen, wie Camper glaubte, auch alle Flüssigkeiten in den dritten Magen, ohne den er- sten und zweyten zu berühren. Es lässt sich in- dess nicht läugnen, dass diese Meinung keines- weges bewiesen ist. Unter andern steht ihr der Umstand entgegen, dass auch das Faulthier, wel- ches doch nicht wiederkäuet, jene Rinne besitzt d).
Im dritten Magen muss eine Zersetzung der Speise vorgehn, indem eine grosse Menge Luft
in
d)Vink's Vorlesungen über das Wiederkäuen des Rindviehs. A. d. Holländ. übers. Leipzig. 1779. -- Wiedemann in dessen Archiv für Zoologie u. Zoo- tomie. B. 1. St. 1. S. 149.
Weg, sondern gelangt unmittelbar in den dritten Magen. Dieser steht durch eine Rinne, die sich nach Beschaffenheit der Umstände entweder schlieſst, indem sich ihre Seitenränder an einan- der legen, oder öffnet, indem sich dieselben von einander entfernen, unmittelbar mit dem Schlun- de in Verbindung, und der letztere öffnet sich unten an derselben Stelle, wo die drey ersten Ma- gen in einander übergehen. So tritt das Futter, wenn die Ränder jenes Canals offen sind, in den ersten Magen, und dieses Offenstehen findet beym Verschlucken der rohen Speise statt; der Zugang zu den beyden ersten Magen ist hingegen ver- sperrt, und das wiedergekäuete Futter wird gera- des Weges zum dritten Magen gebracht, wenn jene Ränder geschlossen sind. Durch den erwähn- ten Canal gehen, wie Camper glaubte, auch alle Flüssigkeiten in den dritten Magen, ohne den er- sten und zweyten zu berühren. Es läſst sich in- deſs nicht läugnen, daſs diese Meinung keines- weges bewiesen ist. Unter andern steht ihr der Umstand entgegen, daſs auch das Faulthier, wel- ches doch nicht wiederkäuet, jene Rinne besitzt d).
Im dritten Magen muſs eine Zersetzung der Speise vorgehn, indem eine groſse Menge Luft
in
d)Vink’s Vorlesungen über das Wiederkäuen des Rindviehs. A. d. Holländ. übers. Leipzig. 1779. — Wiedemann in dessen Archiv für Zoologie u. Zoo- tomie. B. 1. St. 1. S. 149.
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Weg, sondern gelangt unmittelbar in den dritten
Magen. Dieser steht durch eine Rinne, die
sich nach Beschaffenheit der Umstände entweder
schlieſst, indem sich ihre Seitenränder an einan-
der legen, oder öffnet, indem sich dieselben von
einander entfernen, unmittelbar mit dem Schlun-
de in Verbindung, und der letztere öffnet sich
unten an derselben Stelle, wo die drey ersten Ma-
gen in einander übergehen. So tritt das Futter,
wenn die Ränder jenes Canals offen sind, in den
ersten Magen, und dieses Offenstehen findet beym
Verschlucken der rohen Speise statt; der Zugang
zu den beyden ersten Magen ist hingegen ver-
sperrt, und das wiedergekäuete Futter wird gera-
des Weges zum dritten Magen gebracht, wenn
jene Ränder geschlossen sind. Durch den erwähn-
ten Canal gehen, wie Camper glaubte, auch alle
Flüssigkeiten in den dritten Magen, ohne den er-
sten und zweyten zu berühren. Es läſst sich in-
deſs nicht läugnen, daſs diese Meinung keines-
weges bewiesen ist. Unter andern steht ihr der
Umstand entgegen, daſs auch das Faulthier, wel-
ches doch nicht wiederkäuet, jene Rinne besitzt d).
Im dritten Magen muſs eine Zersetzung der
Speise vorgehn, indem eine groſse Menge Luft
in
d) Vink’s Vorlesungen über das Wiederkäuen des
Rindviehs. A. d. Holländ. übers. Leipzig. 1779. —
Wiedemann in dessen Archiv für Zoologie u. Zoo-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/404>, abgerufen am 23.11.2024.
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