Wenden wir diese Sätze auf den Verdauungs- process an, so folgt, dass der Magensaft vermöge seiner Säure und seines Wassers von den ange- führten nährenden Grundtheilen der Thiere und Pflanzen den Eyweissstoff, die Gallerte, den Schleim, das Stärkemehl und das Gummi auflöst; dass hingegen der Faserstoff für ihn unauflöslich ist, und dass auch bey der Aufnahme des Eyweiss- stoffs immer ein Niederschlag von Faserstoff er- folgt; endlich dass jene auflöslichen Substanzen von dem gastrischen Saft als Schleim oder Gallerte aufgenommen werden. Es lässt sich zwar gegen diese Folgerung der Einwurf machen, dass die Umwandlung des Eyweissstoffs in Gallerte vermit- telst chemischer Mittel nur bey einer Temperatur geschieht, die nicht bey der Verdauung statt fin- det. Allein wir haben schon oben (§. 7.) gesehen, dass eine Hauptbedingung des Digestionsprocesses die ungestörte Einwirkung der Nervenkraft auf den Magen ist, und unten werden wir finden, dass diese Einwirkung in vielen Fällen dem Ein- fluss einer hohen Temperatur ganz analog ist.
Ueber die Richtigkeit aller dieser Schlüsse können nur Erfahrungen entscheiden. Die oben erwähnten Resultate der Versuche von Emmert stimmen mit denselben schon überein. Ich habe Versuche an Hühnern gemacht, die ebenfalls der- selben günstig sind. Von mehrern dieser Thiere.
die
Wenden wir diese Sätze auf den Verdauungs- proceſs an, so folgt, daſs der Magensaft vermöge seiner Säure und seines Wassers von den ange- führten nährenden Grundtheilen der Thiere und Pflanzen den Eyweiſsstoff, die Gallerte, den Schleim, das Stärkemehl und das Gummi auflöst; daſs hingegen der Faserstoff für ihn unauflöslich ist, und daſs auch bey der Aufnahme des Eyweiſs- stoffs immer ein Niederschlag von Faserstoff er- folgt; endlich daſs jene auflöslichen Substanzen von dem gastrischen Saft als Schleim oder Gallerte aufgenommen werden. Es läſst sich zwar gegen diese Folgerung der Einwurf machen, daſs die Umwandlung des Eyweiſsstoffs in Gallerte vermit- telst chemischer Mittel nur bey einer Temperatur geschieht, die nicht bey der Verdauung statt fin- det. Allein wir haben schon oben (§. 7.) gesehen, daſs eine Hauptbedingung des Digestionsprocesses die ungestörte Einwirkung der Nervenkraft auf den Magen ist, und unten werden wir finden, daſs diese Einwirkung in vielen Fällen dem Ein- fluſs einer hohen Temperatur ganz analog ist.
Ueber die Richtigkeit aller dieser Schlüsse können nur Erfahrungen entscheiden. Die oben erwähnten Resultate der Versuche von Emmert stimmen mit denselben schon überein. Ich habe Versuche an Hühnern gemacht, die ebenfalls der- selben günstig sind. Von mehrern dieser Thiere.
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0384"n="368"/><p>Wenden wir diese Sätze auf den Verdauungs-<lb/>
proceſs an, so folgt, daſs der Magensaft vermöge<lb/>
seiner Säure und seines Wassers von den ange-<lb/>
führten nährenden Grundtheilen der Thiere und<lb/>
Pflanzen den Eyweiſsstoff, die Gallerte, den<lb/>
Schleim, das Stärkemehl und das Gummi auflöst;<lb/>
daſs hingegen der Faserstoff für ihn unauflöslich<lb/>
ist, und daſs auch bey der Aufnahme des Eyweiſs-<lb/>
stoffs immer ein Niederschlag von Faserstoff er-<lb/>
folgt; endlich daſs jene auflöslichen Substanzen<lb/>
von dem gastrischen Saft als Schleim oder Gallerte<lb/>
aufgenommen werden. Es läſst sich zwar gegen<lb/>
diese Folgerung der Einwurf machen, daſs die<lb/>
Umwandlung des Eyweiſsstoffs in Gallerte vermit-<lb/>
telst chemischer Mittel nur bey einer Temperatur<lb/>
geschieht, die nicht bey der Verdauung statt fin-<lb/>
det. Allein wir haben schon oben (§. 7.) gesehen,<lb/>
daſs eine Hauptbedingung des Digestionsprocesses<lb/>
die ungestörte Einwirkung der Nervenkraft auf<lb/>
den Magen ist, und unten werden wir finden,<lb/>
daſs diese Einwirkung in vielen Fällen dem Ein-<lb/>
fluſs einer hohen Temperatur ganz analog ist.</p><lb/><p>Ueber die Richtigkeit aller dieser Schlüsse<lb/>
können nur Erfahrungen entscheiden. Die oben<lb/>
erwähnten Resultate der Versuche von <hirendition="#k">Emmert</hi><lb/>
stimmen mit denselben schon überein. Ich habe<lb/>
Versuche an Hühnern gemacht, die ebenfalls der-<lb/>
selben günstig sind. Von mehrern dieser Thiere.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[368/0384]
Wenden wir diese Sätze auf den Verdauungs-
proceſs an, so folgt, daſs der Magensaft vermöge
seiner Säure und seines Wassers von den ange-
führten nährenden Grundtheilen der Thiere und
Pflanzen den Eyweiſsstoff, die Gallerte, den
Schleim, das Stärkemehl und das Gummi auflöst;
daſs hingegen der Faserstoff für ihn unauflöslich
ist, und daſs auch bey der Aufnahme des Eyweiſs-
stoffs immer ein Niederschlag von Faserstoff er-
folgt; endlich daſs jene auflöslichen Substanzen
von dem gastrischen Saft als Schleim oder Gallerte
aufgenommen werden. Es läſst sich zwar gegen
diese Folgerung der Einwurf machen, daſs die
Umwandlung des Eyweiſsstoffs in Gallerte vermit-
telst chemischer Mittel nur bey einer Temperatur
geschieht, die nicht bey der Verdauung statt fin-
det. Allein wir haben schon oben (§. 7.) gesehen,
daſs eine Hauptbedingung des Digestionsprocesses
die ungestörte Einwirkung der Nervenkraft auf
den Magen ist, und unten werden wir finden,
daſs diese Einwirkung in vielen Fällen dem Ein-
fluſs einer hohen Temperatur ganz analog ist.
Ueber die Richtigkeit aller dieser Schlüsse
können nur Erfahrungen entscheiden. Die oben
erwähnten Resultate der Versuche von Emmert
stimmen mit denselben schon überein. Ich habe
Versuche an Hühnern gemacht, die ebenfalls der-
selben günstig sind. Von mehrern dieser Thiere.
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/384>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.