des Pylorus gesammelte Chymus. In einem an- dern Versuch dieses Schriftstellers m) hatte der aus dem ersten Magen von Schaafen genommene Chymus gar keinen Einfluss auf die Lackmustink- tur; der im zweyten Magen enthaltene Saft be- wirkte nur langsam eine schwache Röthe dieser Tinktur; der Chymus des dritten Magens wirkte schon stärker, und der des vierten sehr lebhaft.
Aus dieser grössern Wirksamkeit des im Grun- de des Magens befindlichen gastrischen Safts lässt es sich erklären, warum E. Smithn) in einigen Versuchen, wo er verschiedenen Thieren animali- sche und vegetabilische Substanzen in durchlöcher- ten und an Fäden gebundenen Röhren so bey- brachte, dass diese nicht bis auf den Grund des Magens reichten, keine Veränderungen jener Sub- stanzen beobachtete. Smith schliesst aus diesen Versuchen, dass es die Galle und nicht der Ma- gensaft ist, der die Auflösung der Speisen be- wirkt, ohne zu bedenken, dass die Galle nicht anders als beym Erbrechen in beträchtlicher Men- ge zum Magen gelangt. Er führt zwar noch eine andere Beobachtung an, nach welcher Fleisch ausserhalb dem Körper in Galle, nicht aber in Magensaft aufgelöst wurde. Allein diese ist so oberflächlich erzählt, und widerspricht so vielen
andern
m) L. c. p. 11 sq.
n)Reil's Archiv f. d. Physiol. B. 3. S. 179.
des Pylorus gesammelte Chymus. In einem an- dern Versuch dieses Schriftstellers m) hatte der aus dem ersten Magen von Schaafen genommene Chymus gar keinen Einfluſs auf die Lackmustink- tur; der im zweyten Magen enthaltene Saft be- wirkte nur langsam eine schwache Röthe dieser Tinktur; der Chymus des dritten Magens wirkte schon stärker, und der des vierten sehr lebhaft.
Aus dieser gröſsern Wirksamkeit des im Grun- de des Magens befindlichen gastrischen Safts läſst es sich erklären, warum E. Smithn) in einigen Versuchen, wo er verschiedenen Thieren animali- sche und vegetabilische Substanzen in durchlöcher- ten und an Fäden gebundenen Röhren so bey- brachte, daſs diese nicht bis auf den Grund des Magens reichten, keine Veränderungen jener Sub- stanzen beobachtete. Smith schlieſst aus diesen Versuchen, daſs es die Galle und nicht der Ma- gensaft ist, der die Auflösung der Speisen be- wirkt, ohne zu bedenken, daſs die Galle nicht anders als beym Erbrechen in beträchtlicher Men- ge zum Magen gelangt. Er führt zwar noch eine andere Beobachtung an, nach welcher Fleisch ausserhalb dem Körper in Galle, nicht aber in Magensaft aufgelöst wurde. Allein diese ist so oberflächlich erzählt, und widerspricht so vielen
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[354/0370]
des Pylorus gesammelte Chymus. In einem an-
dern Versuch dieses Schriftstellers m) hatte der
aus dem ersten Magen von Schaafen genommene
Chymus gar keinen Einfluſs auf die Lackmustink-
tur; der im zweyten Magen enthaltene Saft be-
wirkte nur langsam eine schwache Röthe dieser
Tinktur; der Chymus des dritten Magens wirkte
schon stärker, und der des vierten sehr lebhaft.
Aus dieser gröſsern Wirksamkeit des im Grun-
de des Magens befindlichen gastrischen Safts läſst
es sich erklären, warum E. Smith n) in einigen
Versuchen, wo er verschiedenen Thieren animali-
sche und vegetabilische Substanzen in durchlöcher-
ten und an Fäden gebundenen Röhren so bey-
brachte, daſs diese nicht bis auf den Grund des
Magens reichten, keine Veränderungen jener Sub-
stanzen beobachtete. Smith schlieſst aus diesen
Versuchen, daſs es die Galle und nicht der Ma-
gensaft ist, der die Auflösung der Speisen be-
wirkt, ohne zu bedenken, daſs die Galle nicht
anders als beym Erbrechen in beträchtlicher Men-
ge zum Magen gelangt. Er führt zwar noch
eine andere Beobachtung an, nach welcher Fleisch
ausserhalb dem Körper in Galle, nicht aber in
Magensaft aufgelöst wurde. Allein diese ist so
oberflächlich erzählt, und widerspricht so vielen
andern
m) L. c. p. 11 sq.
n) Reil’s Archiv f. d. Physiol. B. 3. S. 179.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/370>, abgerufen am 22.11.2024.
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