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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Unläugbar führen diese Fasern Flüssigkeiten
und verdienen den Namen von Gefässen. Dass
sie inwendig hohl sind, kann man in den er-
sten Monaten des Jahrs an jedem Zweig von
Weiden, Pappeln, Linden, Hollunder u. s. w. se-
hen. Man findet um diese Zeit im Innern der
Fasern, besonders derer, die in der Nähe des
Marks liegen, Luftblasen, welche die cylindri-
sche Gestalt des Canals derselben haben o).
In jüngern Pflanzentheilen sind sie immer weich,
feucht und schleimig. In älterm Holze verdicken
sich ihre Wände, und ihre innere Höhlung wird
immer enger. Ganz scheint sich diese aber nicht
zu verlieren, so lange die Vegetation in dem
Holze fortdauert p). Ich glaube daher, dass die
Fasern saftführende Röhren sind, und werde sie
künftig Faserngefässe, oder auch, da sie
im Bast vorzüglich ausgebildet sind, Bastge-
fässe
nennen. In einigen Pflanzen scheinen mir
die Canäle derselben durch Anastomosen mit ein-
ander Gemeinschaft zu haben. Ich wage aber
nicht zu behaupten, dass diese Struktur allge-
mein ist.

Diese
o) Weidenfasern, die solche Luftblasen enthalten, hat
mein Bruder (L. C. Treviranus vom inw. Bau
der Gew. T. I. fig. 7.) abgebildet.
p) L. C. Treviranus a. a. O. S. 20. J. J. P. Mol-
denhawer
a. a. O. S. 13. 58.

Unläugbar führen diese Fasern Flüssigkeiten
und verdienen den Namen von Gefäſsen. Daſs
sie inwendig hohl sind, kann man in den er-
sten Monaten des Jahrs an jedem Zweig von
Weiden, Pappeln, Linden, Hollunder u. s. w. se-
hen. Man findet um diese Zeit im Innern der
Fasern, besonders derer, die in der Nähe des
Marks liegen, Luftblasen, welche die cylindri-
sche Gestalt des Canals derselben haben o).
In jüngern Pflanzentheilen sind sie immer weich,
feucht und schleimig. In älterm Holze verdicken
sich ihre Wände, und ihre innere Höhlung wird
immer enger. Ganz scheint sich diese aber nicht
zu verlieren, so lange die Vegetation in dem
Holze fortdauert p). Ich glaube daher, daſs die
Fasern saftführende Röhren sind, und werde sie
künftig Faserngefäſse, oder auch, da sie
im Bast vorzüglich ausgebildet sind, Bastge-
fäſse
nennen. In einigen Pflanzen scheinen mir
die Canäle derselben durch Anastomosen mit ein-
ander Gemeinschaft zu haben. Ich wage aber
nicht zu behaupten, daſs diese Struktur allge-
mein ist.

Diese
o) Weidenfasern, die solche Luftblasen enthalten, hat
mein Bruder (L. C. Treviranus vom inw. Bau
der Gew. T. I. fig. 7.) abgebildet.
p) L. C. Treviranus a. a. O. S. 20. J. J. P. Mol-
denhawer
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[18/0034] Unläugbar führen diese Fasern Flüssigkeiten und verdienen den Namen von Gefäſsen. Daſs sie inwendig hohl sind, kann man in den er- sten Monaten des Jahrs an jedem Zweig von Weiden, Pappeln, Linden, Hollunder u. s. w. se- hen. Man findet um diese Zeit im Innern der Fasern, besonders derer, die in der Nähe des Marks liegen, Luftblasen, welche die cylindri- sche Gestalt des Canals derselben haben o). In jüngern Pflanzentheilen sind sie immer weich, feucht und schleimig. In älterm Holze verdicken sich ihre Wände, und ihre innere Höhlung wird immer enger. Ganz scheint sich diese aber nicht zu verlieren, so lange die Vegetation in dem Holze fortdauert p). Ich glaube daher, daſs die Fasern saftführende Röhren sind, und werde sie künftig Faserngefäſse, oder auch, da sie im Bast vorzüglich ausgebildet sind, Bastge- fäſse nennen. In einigen Pflanzen scheinen mir die Canäle derselben durch Anastomosen mit ein- ander Gemeinschaft zu haben. Ich wage aber nicht zu behaupten, daſs diese Struktur allge- mein ist. Diese o) Weidenfasern, die solche Luftblasen enthalten, hat mein Bruder (L. C. Treviranus vom inw. Bau der Gew. T. I. fig. 7.) abgebildet. p) L. C. Treviranus a. a. O. S. 20. J. J. P. Mol- denhawer a. a. O. S. 13. 58.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/34>, abgerufen am 23.04.2024.