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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Schweinefamilie bald mehr auf diese, bald mehr
auf jene Art statt, je nachdem sie sich mehr den
Nagethieren, oder mehr den Rindern in ihrer Ver-
dauungsweise nähern.

Der Mensch hat unter allen Säugthieren die
vollkommensten Kauwerkzeuge. Bey ihm kann
sich die untere Kinnlade nach jeder Richtung be-
wegen; zugleich finden sich bey ihm, was man
bey keiner andern Thierart antrifft, alle drey Ar-
ten von Zähnen in einer ununterbrochenen Reihe
und so gestellt, dass alle obern genau auf die
untern passen. Je weiter wir uns in der Reihe
der Thiere von dem Menschen entfernen, desto
seltener kommen Organe vor, die zum Fassen,
Zerschneiden und Zerreiben der Speisen gleich ge-
schickt sind. Weder bey den Amphibien, noch
bey den Fischen, und noch weniger bey den
Mollusken und Würmern dienen die Kinnladen
zu etwas mehr, als zum Ergreifen und Festhal-
ten der Speise, oder zum Erdrücken ergriffener
Thiere, obgleich bey manchen Amphibien und
Fischen die Kinnladen mit so vielen Zähnen be-
setzt sind. Nur bey denjenigen Insekten und Cru-
staceen, die mit Fresswerkzeugen versehen sind,
und bey einigen Zoophyten, besonders dem Echi-
nus, scheint wieder eine Art von Mastication statt
zu finden. Doch erreicht die Natur bey dem
Echinus, wo ein so grosser Apparat von Kau-

werk-

Schweinefamilie bald mehr auf diese, bald mehr
auf jene Art statt, je nachdem sie sich mehr den
Nagethieren, oder mehr den Rindern in ihrer Ver-
dauungsweise nähern.

Der Mensch hat unter allen Säugthieren die
vollkommensten Kauwerkzeuge. Bey ihm kann
sich die untere Kinnlade nach jeder Richtung be-
wegen; zugleich finden sich bey ihm, was man
bey keiner andern Thierart antrifft, alle drey Ar-
ten von Zähnen in einer ununterbrochenen Reihe
und so gestellt, daſs alle obern genau auf die
untern passen. Je weiter wir uns in der Reihe
der Thiere von dem Menschen entfernen, desto
seltener kommen Organe vor, die zum Fassen,
Zerschneiden und Zerreiben der Speisen gleich ge-
schickt sind. Weder bey den Amphibien, noch
bey den Fischen, und noch weniger bey den
Mollusken und Würmern dienen die Kinnladen
zu etwas mehr, als zum Ergreifen und Festhal-
ten der Speise, oder zum Erdrücken ergriffener
Thiere, obgleich bey manchen Amphibien und
Fischen die Kinnladen mit so vielen Zähnen be-
setzt sind. Nur bey denjenigen Insekten und Cru-
staceen, die mit Freſswerkzeugen versehen sind,
und bey einigen Zoophyten, besonders dem Echi-
nus, scheint wieder eine Art von Mastication statt
zu finden. Doch erreicht die Natur bey dem
Echinus, wo ein so groſser Apparat von Kau-

werk-
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[314/0330] Schweinefamilie bald mehr auf diese, bald mehr auf jene Art statt, je nachdem sie sich mehr den Nagethieren, oder mehr den Rindern in ihrer Ver- dauungsweise nähern. Der Mensch hat unter allen Säugthieren die vollkommensten Kauwerkzeuge. Bey ihm kann sich die untere Kinnlade nach jeder Richtung be- wegen; zugleich finden sich bey ihm, was man bey keiner andern Thierart antrifft, alle drey Ar- ten von Zähnen in einer ununterbrochenen Reihe und so gestellt, daſs alle obern genau auf die untern passen. Je weiter wir uns in der Reihe der Thiere von dem Menschen entfernen, desto seltener kommen Organe vor, die zum Fassen, Zerschneiden und Zerreiben der Speisen gleich ge- schickt sind. Weder bey den Amphibien, noch bey den Fischen, und noch weniger bey den Mollusken und Würmern dienen die Kinnladen zu etwas mehr, als zum Ergreifen und Festhal- ten der Speise, oder zum Erdrücken ergriffener Thiere, obgleich bey manchen Amphibien und Fischen die Kinnladen mit so vielen Zähnen be- setzt sind. Nur bey denjenigen Insekten und Cru- staceen, die mit Freſswerkzeugen versehen sind, und bey einigen Zoophyten, besonders dem Echi- nus, scheint wieder eine Art von Mastication statt zu finden. Doch erreicht die Natur bey dem Echinus, wo ein so groſser Apparat von Kau- werk-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/330>, abgerufen am 18.05.2024.