Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

in Südamerika. Von Humboldt v) fand am Oro-
noko eine Völkerschaft, (vielleicht dieselbe, wo-
von Gumilla erzählt,) welche die drey Monate
hindurch, wo der Strom zu hoch ist, um Schild-
kröten zu fangen, fast ganz von einer Erde lebt,
die sie leicht brennt und befeuchtet. La Bil-
lardiere
w) sahe die Neucaledonier den Hunger
mit einem grünlichen, weichen und zerreiblichen
Speckstein stillen. Vauquelin x), der diesen Stein
untersuchte, fand darin Kalkerde, Kieselerde, Ei-
senoxyd, etwas Kupfer und Wasser.

Allein diese Beyspiele, so merkwürdig sie
auch in anderer Rücksicht sind, beweisen doch
nicht, dass irgend ein Thier oder Zoophyt sich
blos von mineralischen Substanzen nährt. Die
Säugthiere und Vögel, welche Steine und Sand
verschlucken, thun dies, nach Harvey's y) wahr-
scheinlicher Vermuthung, um die Insekten und
Körner, wovon sie sich nähren, vermittelst der-
selben zu zerreiben. Bey den Würmern und In-
sekten, in deren Darmcanal Sand angetroffen wird,
würde dieser blos in dem Magen gefunden wer-

den,
v) Ansichten der Natur. B. 1. S. 142.
w) Reise nach dem Südmeere. Th. 2. (Hamburg. 1801.)
S. 147.
x) Bulletin des sc. de la Soc. philomath. An. X. Nr. 55.
y) De generat. animal. Exerc. 6.

in Südamerika. Von Humboldt v) fand am Oro-
noko eine Völkerschaft, (vielleicht dieselbe, wo-
von Gumilla erzählt,) welche die drey Monate
hindurch, wo der Strom zu hoch ist, um Schild-
kröten zu fangen, fast ganz von einer Erde lebt,
die sie leicht brennt und befeuchtet. La Bil-
lardiere
w) sahe die Neucaledonier den Hunger
mit einem grünlichen, weichen und zerreiblichen
Speckstein stillen. Vauquelin x), der diesen Stein
untersuchte, fand darin Kalkerde, Kieselerde, Ei-
senoxyd, etwas Kupfer und Wasser.

Allein diese Beyspiele, so merkwürdig sie
auch in anderer Rücksicht sind, beweisen doch
nicht, daſs irgend ein Thier oder Zoophyt sich
blos von mineralischen Substanzen nährt. Die
Säugthiere und Vögel, welche Steine und Sand
verschlucken, thun dies, nach Harvey’s y) wahr-
scheinlicher Vermuthung, um die Insekten und
Körner, wovon sie sich nähren, vermittelst der-
selben zu zerreiben. Bey den Würmern und In-
sekten, in deren Darmcanal Sand angetroffen wird,
würde dieser blos in dem Magen gefunden wer-

den,
v) Ansichten der Natur. B. 1. S. 142.
w) Reise nach dem Südmeere. Th. 2. (Hamburg. 1801.)
S. 147.
x) Bulletin des sc. de la Soc. philomath. An. X. Nr. 55.
y) De generat. animal. Exerc. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0302" n="286"/>
in Südamerika. <hi rendition="#k">Von Humboldt</hi> <note place="foot" n="v)">Ansichten der Natur. B. 1. S. 142.</note> fand am Oro-<lb/>
noko eine Völkerschaft, (vielleicht dieselbe, wo-<lb/>
von <hi rendition="#k">Gumilla</hi> erzählt,) welche die drey Monate<lb/>
hindurch, wo der Strom zu hoch ist, um Schild-<lb/>
kröten zu fangen, fast ganz von einer Erde lebt,<lb/>
die sie leicht brennt und befeuchtet. <hi rendition="#k">La Bil-<lb/>
lardiere</hi> <note place="foot" n="w)">Reise nach dem Südmeere. Th. 2. (Hamburg. 1801.)<lb/>
S. 147.</note> sahe die Neucaledonier den Hunger<lb/>
mit einem grünlichen, weichen und zerreiblichen<lb/>
Speckstein stillen. <hi rendition="#k">Vauquelin</hi> <note place="foot" n="x)">Bulletin des sc. de la Soc. philomath. An. X. Nr. 55.</note>, der diesen Stein<lb/>
untersuchte, fand darin Kalkerde, Kieselerde, Ei-<lb/>
senoxyd, etwas Kupfer und Wasser.</p><lb/>
                <p>Allein diese Beyspiele, so merkwürdig sie<lb/>
auch in anderer Rücksicht sind, beweisen doch<lb/>
nicht, da&#x017F;s irgend ein Thier oder Zoophyt sich<lb/><hi rendition="#g">blos</hi> von mineralischen Substanzen nährt. Die<lb/>
Säugthiere und Vögel, welche Steine und Sand<lb/>
verschlucken, thun dies, nach <hi rendition="#k">Harvey</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="y)">De generat. animal. Exerc. 6.</note> wahr-<lb/>
scheinlicher Vermuthung, um die Insekten und<lb/>
Körner, wovon sie sich nähren, vermittelst der-<lb/>
selben zu zerreiben. Bey den Würmern und In-<lb/>
sekten, in deren Darmcanal Sand angetroffen wird,<lb/>
würde dieser blos in dem Magen gefunden wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den,</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0302] in Südamerika. Von Humboldt v) fand am Oro- noko eine Völkerschaft, (vielleicht dieselbe, wo- von Gumilla erzählt,) welche die drey Monate hindurch, wo der Strom zu hoch ist, um Schild- kröten zu fangen, fast ganz von einer Erde lebt, die sie leicht brennt und befeuchtet. La Bil- lardiere w) sahe die Neucaledonier den Hunger mit einem grünlichen, weichen und zerreiblichen Speckstein stillen. Vauquelin x), der diesen Stein untersuchte, fand darin Kalkerde, Kieselerde, Ei- senoxyd, etwas Kupfer und Wasser. Allein diese Beyspiele, so merkwürdig sie auch in anderer Rücksicht sind, beweisen doch nicht, daſs irgend ein Thier oder Zoophyt sich blos von mineralischen Substanzen nährt. Die Säugthiere und Vögel, welche Steine und Sand verschlucken, thun dies, nach Harvey’s y) wahr- scheinlicher Vermuthung, um die Insekten und Körner, wovon sie sich nähren, vermittelst der- selben zu zerreiben. Bey den Würmern und In- sekten, in deren Darmcanal Sand angetroffen wird, würde dieser blos in dem Magen gefunden wer- den, v) Ansichten der Natur. B. 1. S. 142. w) Reise nach dem Südmeere. Th. 2. (Hamburg. 1801.) S. 147. x) Bulletin des sc. de la Soc. philomath. An. X. Nr. 55. y) De generat. animal. Exerc. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/302
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/302>, abgerufen am 21.05.2024.