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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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den Kiemen das klopfende Herz. Die Bildung des
Herzens habe ich aber, wegen der äussersten Zart-
heit desselben, bey der Wasserassel nicht entdecken
können. Hingegen beym Oniscus Armadillo L.
fand ich an dem Hintertheil des cylindrischen
Herzens zwey Paar Gefässe, die nach den Sei-
tentheilen des Körpers fortgingen, und neben dem
Vordertheil jenes Organs auf jeder Seite ein enges,
herabsteigendes Gefäss. Weder bey dieser, noch
bey der gemeinen Assel (Oniscus Asellus L.) habe
ich aber in den äussern Theilen einen Umlauf
des Bluts wahrnehmen können.

Ein ähnliches röhrenförmiges, längs dem Rük-
ken liegendes Herz, wie es bey den Skorpionen,
Spinnen und Asseln giebt, besitzen alle Insekten,
die durch Luftröhren Athem holen. Man bemerkt
an diesem Theil einen Wechsel von Zusammen-
ziehung und Erweiterung, der vom After zum
Kopf durch die einzelnen Ringe des Körpers fort-
geht, und hinten am stärksten ist z). Die in
demselben befindliche Flüssigkeit muss also eine
Bewegung vom After nach dem Kopf, und an
der letztern Stelle einen Ausfluss haben. Aber
kein Anatom hat bis jetzt an diesem Herzen Ge-
fässe bemerkt. Es lässt sich also nicht anders

schlie-
z) Malpighi de bomb. p. 20, 30, 42, in Opp. -- Lyon-
net
Tr. de la chenille du saule. p. 105. 427.
Q 4

den Kiemen das klopfende Herz. Die Bildung des
Herzens habe ich aber, wegen der äussersten Zart-
heit desselben, bey der Wasserassel nicht entdecken
können. Hingegen beym Oniscus Armadillo L.
fand ich an dem Hintertheil des cylindrischen
Herzens zwey Paar Gefäſse, die nach den Sei-
tentheilen des Körpers fortgingen, und neben dem
Vordertheil jenes Organs auf jeder Seite ein enges,
herabsteigendes Gefäſs. Weder bey dieser, noch
bey der gemeinen Assel (Oniscus Asellus L.) habe
ich aber in den äussern Theilen einen Umlauf
des Bluts wahrnehmen können.

Ein ähnliches röhrenförmiges, längs dem Rük-
ken liegendes Herz, wie es bey den Skorpionen,
Spinnen und Asseln giebt, besitzen alle Insekten,
die durch Luftröhren Athem holen. Man bemerkt
an diesem Theil einen Wechsel von Zusammen-
ziehung und Erweiterung, der vom After zum
Kopf durch die einzelnen Ringe des Körpers fort-
geht, und hinten am stärksten ist z). Die in
demselben befindliche Flüssigkeit muſs also eine
Bewegung vom After nach dem Kopf, und an
der letztern Stelle einen Ausfluſs haben. Aber
kein Anatom hat bis jetzt an diesem Herzen Ge-
fäſse bemerkt. Es läſst sich also nicht anders

schlie-
z) Malpighi de bomb. p. 20, 30, 42, in Opp. — Lyon-
net
Tr. de la chenille du saule. p. 105. 427.
Q 4
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[247/0263] den Kiemen das klopfende Herz. Die Bildung des Herzens habe ich aber, wegen der äussersten Zart- heit desselben, bey der Wasserassel nicht entdecken können. Hingegen beym Oniscus Armadillo L. fand ich an dem Hintertheil des cylindrischen Herzens zwey Paar Gefäſse, die nach den Sei- tentheilen des Körpers fortgingen, und neben dem Vordertheil jenes Organs auf jeder Seite ein enges, herabsteigendes Gefäſs. Weder bey dieser, noch bey der gemeinen Assel (Oniscus Asellus L.) habe ich aber in den äussern Theilen einen Umlauf des Bluts wahrnehmen können. Ein ähnliches röhrenförmiges, längs dem Rük- ken liegendes Herz, wie es bey den Skorpionen, Spinnen und Asseln giebt, besitzen alle Insekten, die durch Luftröhren Athem holen. Man bemerkt an diesem Theil einen Wechsel von Zusammen- ziehung und Erweiterung, der vom After zum Kopf durch die einzelnen Ringe des Körpers fort- geht, und hinten am stärksten ist z). Die in demselben befindliche Flüssigkeit muſs also eine Bewegung vom After nach dem Kopf, und an der letztern Stelle einen Ausfluſs haben. Aber kein Anatom hat bis jetzt an diesem Herzen Ge- fäſse bemerkt. Es läſst sich also nicht anders schlie- z) Malpighi de bomb. p. 20, 30, 42, in Opp. — Lyon- net Tr. de la chenille du saule. p. 105. 427. Q 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/263>, abgerufen am 19.05.2024.