pers, entdecken konnte, worin sich das Blut fort- bewegt hätte, sondern dass der Lauf und die Ver- breitung dieser Flüssigkeit hier ganz so erschien, als ob die Blutkügelchen vielmehr in dem Paren- chyma der Theile zerstreut, als in Gefässen einge- schlossen wären.
Dies ist schon eine bedeutende Abweichung von der Bewegung des Bluts bey den Thieren der höhern Classen. Noch auffallendere Verschie- denheiten kommen bey den Insekten vor. Bey den Spinnen und Skorpionen giebt es ein röhren- förmiges, längs dem Rücken liegendes Herz, wel- ches deutliche Gefässe hat. Aber in diesen Ge- fässen scheint, wenigstens bey den Spinnen, kein eigentlicher Umlauf des Bluts statt zu finden. Das Herz der Spinnen hat am vordern Ende auf je- der Seite Eine Ader, wodurch die Kieme dieser Seite mit demselben in Verbindung steht; die übrigen Gefässe entstehen aus dem mittlern und hintern Theil desselben, und zerästeln sich in ei- ner körnigen Masse, die alle Eingeweide des Bauchs einschliesst und dem Fettkörper der ge- flügelten Insekten ähnlich zu seyn scheint. Bey dem Skorpion verbreiten sich in dieser Masse zu- gleich auf jeder Seite vier ästige, aus dem Nah- rungscanal entspringende Gefässe. Bey der Spinne löset sich der Nahrungscanal gleich nach seinem Eintritt in den Hinterleib auf eine kurze Strecke
in
Q 3
pers, entdecken konnte, worin sich das Blut fort- bewegt hätte, sondern daſs der Lauf und die Ver- breitung dieser Flüssigkeit hier ganz so erschien, als ob die Blutkügelchen vielmehr in dem Paren- chyma der Theile zerstreut, als in Gefäſsen einge- schlossen wären.
Dies ist schon eine bedeutende Abweichung von der Bewegung des Bluts bey den Thieren der höhern Classen. Noch auffallendere Verschie- denheiten kommen bey den Insekten vor. Bey den Spinnen und Skorpionen giebt es ein röhren- förmiges, längs dem Rücken liegendes Herz, wel- ches deutliche Gefäſse hat. Aber in diesen Ge- fäſsen scheint, wenigstens bey den Spinnen, kein eigentlicher Umlauf des Bluts statt zu finden. Das Herz der Spinnen hat am vordern Ende auf je- der Seite Eine Ader, wodurch die Kieme dieser Seite mit demselben in Verbindung steht; die übrigen Gefäſse entstehen aus dem mittlern und hintern Theil desselben, und zerästeln sich in ei- ner körnigen Masse, die alle Eingeweide des Bauchs einschlieſst und dem Fettkörper der ge- flügelten Insekten ähnlich zu seyn scheint. Bey dem Skorpion verbreiten sich in dieser Masse zu- gleich auf jeder Seite vier ästige, aus dem Nah- rungscanal entspringende Gefäſse. Bey der Spinne löset sich der Nahrungscanal gleich nach seinem Eintritt in den Hinterleib auf eine kurze Strecke
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Q 3
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pers, entdecken konnte, worin sich das Blut fort-
bewegt hätte, sondern daſs der Lauf und die Ver-
breitung dieser Flüssigkeit hier ganz so erschien,
als ob die Blutkügelchen vielmehr in dem Paren-
chyma der Theile zerstreut, als in Gefäſsen einge-
schlossen wären.
Dies ist schon eine bedeutende Abweichung
von der Bewegung des Bluts bey den Thieren
der höhern Classen. Noch auffallendere Verschie-
denheiten kommen bey den Insekten vor. Bey
den Spinnen und Skorpionen giebt es ein röhren-
förmiges, längs dem Rücken liegendes Herz, wel-
ches deutliche Gefäſse hat. Aber in diesen Ge-
fäſsen scheint, wenigstens bey den Spinnen, kein
eigentlicher Umlauf des Bluts statt zu finden. Das
Herz der Spinnen hat am vordern Ende auf je-
der Seite Eine Ader, wodurch die Kieme dieser
Seite mit demselben in Verbindung steht; die
übrigen Gefäſse entstehen aus dem mittlern und
hintern Theil desselben, und zerästeln sich in ei-
ner körnigen Masse, die alle Eingeweide des
Bauchs einschlieſst und dem Fettkörper der ge-
flügelten Insekten ähnlich zu seyn scheint. Bey
dem Skorpion verbreiten sich in dieser Masse zu-
gleich auf jeder Seite vier ästige, aus dem Nah-
rungscanal entspringende Gefäſse. Bey der Spinne
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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