Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

culation des Bluts und der Eintritt der Luft in
die Lungen fortdauert, war vorherzusehen. Al-
lein die Wirkungen des Athemholens sind gewiss
nicht auf diese Farbenveränderungen des Bluts
beschränkt, die selbst ausserhalb dem Körper noch
vor sich geht. Könnte es nicht seyn, dass zur
Entbindung der thierischen Wärme, einer Haupt-
wirkung des Athemholens, der unmittelbare Ein-
fluss der Stimmnerven erforderlich wäre?

Wir berühren hier eine Erscheinung des thie-
rischen Lebens, wovon wir erst in der Folge um-
ständlich werden handeln können. So viel dür-
fen wir indess hier schon als ausgemacht voraus-
setzen, dass das Athemholen eine der vornehm-
sten Bedingungen des Processes ist, wodurch die
thierische Wärme hervorgebracht wird. Entsteht
in diesem Process nach der Verletzung der Stimm-
nerven eine bedeutende Störung, so ist es gewiss,
dass die Wirkungen der Respiration nicht blos auf
die sichtbare Beschaffenheit des Bluts beschränkt
sind. Dieser Punkt wurde erst von Provencal
und Le Gallois beachtet. Provencal fand, dass
das Durchschneiden oder Zusammendrücken der
Nerven des achten Paars (nach der ältern Benen-
nung) in den Lungen das Vermögen, Sauerstoff-
gas zu absorbiren und Kohlensäure hervorzubrin-
gen, zwar nicht aufhebt, aber mindert, und dass
die Wärme des Thiers dadurch herabgestimmt

wird
IV. Bd. P

culation des Bluts und der Eintritt der Luft in
die Lungen fortdauert, war vorherzusehen. Al-
lein die Wirkungen des Athemholens sind gewiſs
nicht auf diese Farbenveränderungen des Bluts
beschränkt, die selbst ausserhalb dem Körper noch
vor sich geht. Könnte es nicht seyn, daſs zur
Entbindung der thierischen Wärme, einer Haupt-
wirkung des Athemholens, der unmittelbare Ein-
fluſs der Stimmnerven erforderlich wäre?

Wir berühren hier eine Erscheinung des thie-
rischen Lebens, wovon wir erst in der Folge um-
ständlich werden handeln können. So viel dür-
fen wir indeſs hier schon als ausgemacht voraus-
setzen, daſs das Athemholen eine der vornehm-
sten Bedingungen des Processes ist, wodurch die
thierische Wärme hervorgebracht wird. Entsteht
in diesem Proceſs nach der Verletzung der Stimm-
nerven eine bedeutende Störung, so ist es gewiſs,
daſs die Wirkungen der Respiration nicht blos auf
die sichtbare Beschaffenheit des Bluts beschränkt
sind. Dieser Punkt wurde erst von Provençal
und Le Gallois beachtet. Provençal fand, daſs
das Durchschneiden oder Zusammendrücken der
Nerven des achten Paars (nach der ältern Benen-
nung) in den Lungen das Vermögen, Sauerstoff-
gas zu absorbiren und Kohlensäure hervorzubrin-
gen, zwar nicht aufhebt, aber mindert, und daſs
die Wärme des Thiers dadurch herabgestimmt

wird
IV. Bd. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0241" n="225"/>
culation des Bluts und der Eintritt der Luft in<lb/>
die Lungen fortdauert, war vorherzusehen. Al-<lb/>
lein die Wirkungen des Athemholens sind gewi&#x017F;s<lb/>
nicht auf diese Farbenveränderungen des Bluts<lb/>
beschränkt, die selbst ausserhalb dem Körper noch<lb/>
vor sich geht. Könnte es nicht seyn, da&#x017F;s zur<lb/>
Entbindung der thierischen Wärme, einer Haupt-<lb/>
wirkung des Athemholens, der unmittelbare Ein-<lb/>
flu&#x017F;s der Stimmnerven erforderlich wäre?</p><lb/>
                <p>Wir berühren hier eine Erscheinung des thie-<lb/>
rischen Lebens, wovon wir erst in der Folge um-<lb/>
ständlich werden handeln können. So viel dür-<lb/>
fen wir inde&#x017F;s hier schon als ausgemacht voraus-<lb/>
setzen, da&#x017F;s das Athemholen eine der vornehm-<lb/>
sten Bedingungen des Processes ist, wodurch die<lb/>
thierische Wärme hervorgebracht wird. Entsteht<lb/>
in diesem Proce&#x017F;s nach der Verletzung der Stimm-<lb/>
nerven eine bedeutende Störung, so ist es gewi&#x017F;s,<lb/>
da&#x017F;s die Wirkungen der Respiration nicht blos auf<lb/>
die sichtbare Beschaffenheit des Bluts beschränkt<lb/>
sind. Dieser Punkt wurde erst von <hi rendition="#k">Provençal</hi><lb/>
und <hi rendition="#k">Le Gallois</hi> beachtet. <hi rendition="#k">Provençal</hi> fand, da&#x017F;s<lb/>
das Durchschneiden oder Zusammendrücken der<lb/>
Nerven des achten Paars (nach der ältern Benen-<lb/>
nung) in den Lungen das Vermögen, Sauerstoff-<lb/>
gas zu absorbiren und Kohlensäure hervorzubrin-<lb/>
gen, zwar nicht aufhebt, aber mindert, und da&#x017F;s<lb/>
die Wärme des Thiers dadurch herabgestimmt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">IV. Bd.</hi> P</fw><fw place="bottom" type="catch">wird</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0241] culation des Bluts und der Eintritt der Luft in die Lungen fortdauert, war vorherzusehen. Al- lein die Wirkungen des Athemholens sind gewiſs nicht auf diese Farbenveränderungen des Bluts beschränkt, die selbst ausserhalb dem Körper noch vor sich geht. Könnte es nicht seyn, daſs zur Entbindung der thierischen Wärme, einer Haupt- wirkung des Athemholens, der unmittelbare Ein- fluſs der Stimmnerven erforderlich wäre? Wir berühren hier eine Erscheinung des thie- rischen Lebens, wovon wir erst in der Folge um- ständlich werden handeln können. So viel dür- fen wir indeſs hier schon als ausgemacht voraus- setzen, daſs das Athemholen eine der vornehm- sten Bedingungen des Processes ist, wodurch die thierische Wärme hervorgebracht wird. Entsteht in diesem Proceſs nach der Verletzung der Stimm- nerven eine bedeutende Störung, so ist es gewiſs, daſs die Wirkungen der Respiration nicht blos auf die sichtbare Beschaffenheit des Bluts beschränkt sind. Dieser Punkt wurde erst von Provençal und Le Gallois beachtet. Provençal fand, daſs das Durchschneiden oder Zusammendrücken der Nerven des achten Paars (nach der ältern Benen- nung) in den Lungen das Vermögen, Sauerstoff- gas zu absorbiren und Kohlensäure hervorzubrin- gen, zwar nicht aufhebt, aber mindert, und daſs die Wärme des Thiers dadurch herabgestimmt wird IV. Bd. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/241
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/241>, abgerufen am 23.11.2024.