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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Welt auf den lebenden Körper? Welche mecha-
nische und chemische Actionen setzt derselbe je-
nen Einwirkungen entgegen? Wie entsteht bey
diesen Wechselwirkungen die Materie des Leben-
digen? Wie und in welchem Grade bringt der
lebende Körper die Bedingungen seines Lebens
sich selber hervor?

Wir dürfen uns nicht schmeicheln, alle Räth-
sel, worauf uns die Untersuchung dieser Fragen
führen wird, lösen zu können. Was Urstoffe und
was zusammengesetzte Materien sind? Welche
Rolle das Licht und die Elektricität bey der Zer-
setzung und Zusammensetzung der Körper spie-
len? Diese und noch viele andere Dinge, die
uns zu einer befriedigenden Beantwortung jener
Fragen zu wissen nothwendig wären, wissen
wir nicht. Es werden also nur Bruchstücke
seyn, was wir liefern können. Bey unsern Un-
tersuchungen werden wir übrigens ganz den Weg
der Erfahrung gehen. Wir werden zuerst von
der vegetabilischen und dann von der ani-
malischen
Ernährung handeln. Jede dieser Er-
nährungsarten verdient besonders in Betrachtung
gezogen zu werden. Bey der erstern werden die
aufgenommenen Stoffe in denselben Gefässen, wo-
von sie aufgenommen sind, verähnlicht; bey der
letztern durchgehen sie in verschiedenen Organen
verschiedene Grade der Assimilation. Die vege-

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Welt auf den lebenden Körper? Welche mecha-
nische und chemische Actionen setzt derselbe je-
nen Einwirkungen entgegen? Wie entsteht bey
diesen Wechselwirkungen die Materie des Leben-
digen? Wie und in welchem Grade bringt der
lebende Körper die Bedingungen seines Lebens
sich selber hervor?

Wir dürfen uns nicht schmeicheln, alle Räth-
sel, worauf uns die Untersuchung dieser Fragen
führen wird, lösen zu können. Was Urstoffe und
was zusammengesetzte Materien sind? Welche
Rolle das Licht und die Elektricität bey der Zer-
setzung und Zusammensetzung der Körper spie-
len? Diese und noch viele andere Dinge, die
uns zu einer befriedigenden Beantwortung jener
Fragen zu wissen nothwendig wären, wissen
wir nicht. Es werden also nur Bruchstücke
seyn, was wir liefern können. Bey unsern Un-
tersuchungen werden wir übrigens ganz den Weg
der Erfahrung gehen. Wir werden zuerst von
der vegetabilischen und dann von der ani-
malischen
Ernährung handeln. Jede dieser Er-
nährungsarten verdient besonders in Betrachtung
gezogen zu werden. Bey der erstern werden die
aufgenommenen Stoffe in denselben Gefäſsen, wo-
von sie aufgenommen sind, verähnlicht; bey der
letztern durchgehen sie in verschiedenen Organen
verschiedene Grade der Assimilation. Die vege-

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A 3
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[5/0021] Welt auf den lebenden Körper? Welche mecha- nische und chemische Actionen setzt derselbe je- nen Einwirkungen entgegen? Wie entsteht bey diesen Wechselwirkungen die Materie des Leben- digen? Wie und in welchem Grade bringt der lebende Körper die Bedingungen seines Lebens sich selber hervor? Wir dürfen uns nicht schmeicheln, alle Räth- sel, worauf uns die Untersuchung dieser Fragen führen wird, lösen zu können. Was Urstoffe und was zusammengesetzte Materien sind? Welche Rolle das Licht und die Elektricität bey der Zer- setzung und Zusammensetzung der Körper spie- len? Diese und noch viele andere Dinge, die uns zu einer befriedigenden Beantwortung jener Fragen zu wissen nothwendig wären, wissen wir nicht. Es werden also nur Bruchstücke seyn, was wir liefern können. Bey unsern Un- tersuchungen werden wir übrigens ganz den Weg der Erfahrung gehen. Wir werden zuerst von der vegetabilischen und dann von der ani- malischen Ernährung handeln. Jede dieser Er- nährungsarten verdient besonders in Betrachtung gezogen zu werden. Bey der erstern werden die aufgenommenen Stoffe in denselben Gefäſsen, wo- von sie aufgenommen sind, verähnlicht; bey der letztern durchgehen sie in verschiedenen Organen verschiedene Grade der Assimilation. Die vege- tabili- A 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/21>, abgerufen am 29.03.2024.