sammengezogenen Rippenmuskeln hervorgetrieben wäre. Die Lungen, fügt er noch hinzu, könn- ten keine eigene Bewegungskraft besitzen, weil sie keine Muskelfasern hätten, sondern blos aus weichem Zellgewebe beständen, und bey man- chen Thieren durch ein solches Gewebe an das Brustfell befestigt wären.
Von diesen Einwürfen scheinen allerdings ei- nige gegründet zu seyn. Wahr ist es, dass in allen den Fällen, wo sich die Lungen zu bewe- gen fortfuhren, das Anschwellen derselben nicht mit der Erweiterung, sondern mit der Verenge- rung des Thorax, so wie ihr Zusammensinken mit der Ausdehnung des letztern zusammentraf. Dies scheint freylich der Vermuthung Gewicht zu geben, dass das Anschwellen der Lungen in jenen Versuchen blos von dem Druck des Zwerchfells oder der Brustmuskeln herrühre. Allein wenn man die Versuche der angeführten Schriftsteller, besonders Bremond's, aufmerksam durchgeht, so findet man unter den Resultaten derselben meh- rere, die wichtig, und von Haller'n, dem daran lag, eine eigene Thätigkeit der Lungen nicht gel- ten zu lassen, damit seine Lehre von den Mus- kelfasern als den einzigen irritabeln Organen nicht beeinträchtigt würde, gar nicht beachtet sind. Es ergiebt sich aus jenen Erfahrungen:
1) Dass die Bewegungen der Lungen noch fort- dauern können, wenn auch schon Luft in
die
sammengezogenen Rippenmuskeln hervorgetrieben wäre. Die Lungen, fügt er noch hinzu, könn- ten keine eigene Bewegungskraft besitzen, weil sie keine Muskelfasern hätten, sondern blos aus weichem Zellgewebe beständen, und bey man- chen Thieren durch ein solches Gewebe an das Brustfell befestigt wären.
Von diesen Einwürfen scheinen allerdings ei- nige gegründet zu seyn. Wahr ist es, daſs in allen den Fällen, wo sich die Lungen zu bewe- gen fortfuhren, das Anschwellen derselben nicht mit der Erweiterung, sondern mit der Verenge- rung des Thorax, so wie ihr Zusammensinken mit der Ausdehnung des letztern zusammentraf. Dies scheint freylich der Vermuthung Gewicht zu geben, daſs das Anschwellen der Lungen in jenen Versuchen blos von dem Druck des Zwerchfells oder der Brustmuskeln herrühre. Allein wenn man die Versuche der angeführten Schriftsteller, besonders Bremond’s, aufmerksam durchgeht, so findet man unter den Resultaten derselben meh- rere, die wichtig, und von Haller’n, dem daran lag, eine eigene Thätigkeit der Lungen nicht gel- ten zu lassen, damit seine Lehre von den Mus- kelfasern als den einzigen irritabeln Organen nicht beeinträchtigt würde, gar nicht beachtet sind. Es ergiebt sich aus jenen Erfahrungen:
1) Daſs die Bewegungen der Lungen noch fort- dauern können, wenn auch schon Luft in
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sammengezogenen Rippenmuskeln hervorgetrieben
wäre. Die Lungen, fügt er noch hinzu, könn-
ten keine eigene Bewegungskraft besitzen, weil
sie keine Muskelfasern hätten, sondern blos aus
weichem Zellgewebe beständen, und bey man-
chen Thieren durch ein solches Gewebe an das
Brustfell befestigt wären.
Von diesen Einwürfen scheinen allerdings ei-
nige gegründet zu seyn. Wahr ist es, daſs in
allen den Fällen, wo sich die Lungen zu bewe-
gen fortfuhren, das Anschwellen derselben nicht
mit der Erweiterung, sondern mit der Verenge-
rung des Thorax, so wie ihr Zusammensinken
mit der Ausdehnung des letztern zusammentraf.
Dies scheint freylich der Vermuthung Gewicht zu
geben, daſs das Anschwellen der Lungen in jenen
Versuchen blos von dem Druck des Zwerchfells
oder der Brustmuskeln herrühre. Allein wenn
man die Versuche der angeführten Schriftsteller,
besonders Bremond’s, aufmerksam durchgeht, so
findet man unter den Resultaten derselben meh-
rere, die wichtig, und von Haller’n, dem daran
lag, eine eigene Thätigkeit der Lungen nicht gel-
ten zu lassen, damit seine Lehre von den Mus-
kelfasern als den einzigen irritabeln Organen nicht
beeinträchtigt würde, gar nicht beachtet sind.
Es ergiebt sich aus jenen Erfahrungen:
1) Daſs die Bewegungen der Lungen noch fort-
dauern können, wenn auch schon Luft in
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/154>, abgerufen am 24.11.2024.
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