wie jede andere Materie, seyn; nur in Bezie- hung auf die übrigen Organe kann ihm das At- tribut der Unveränderlichkeit zukommen; er kann nur etwas Dauerndes besitzen, in so fern er mit einer höhern Sphäre in unmittelbarer Verbindung steht, die in Beziehung auf das Individuum, wovon er ein Organ ausmacht, unveränderlich ist. Dauernd in Beziehung auf das Individuum ist aber zunächst die Art, und dann die ganze Natur. Das Organ der Sympathie ist also das- jenige, wodurch das Individuum mit der Art und der ganzen übrigen Natur in Verbindung steht. Diese Verbindung nun kann keine blos materielle seyn. Durch jenes Organ wird folg- lich der Zusammenhang des Individuums mit je- nem dynamischen Organismus, dessen schon bey mehrern Gelegenheiten erwähnt ist, vermittelt.
Von dieser Verbindung des Individuums mit dem allgemeinen Organismus hängt, wie wir in der Einleitung sahen (q), die Nothwendigkeit des Wachsthums und der Fortpflanzung ab. Wachsthum und Fortpflanzung aber setzen ein Einwirken des Individuums auf die äussere Welt, eine Aufnahme und Aneignung fremder Stoffe, kurz Ernährung, voraus. In dieser Funktion müssen sich daher die allgemeinen Gesetze aller
Lebens-
(q) Biol. Bd. 1. S. 76 ff,
wie jede andere Materie, seyn; nur in Bezie- hung auf die übrigen Organe kann ihm das At- tribut der Unveränderlichkeit zukommen; er kann nur etwas Dauerndes besitzen, in so fern er mit einer höhern Sphäre in unmittelbarer Verbindung steht, die in Beziehung auf das Individuum, wovon er ein Organ ausmacht, unveränderlich ist. Dauernd in Beziehung auf das Individuum ist aber zunächst die Art, und dann die ganze Natur. Das Organ der Sympathie ist also das- jenige, wodurch das Individuum mit der Art und der ganzen übrigen Natur in Verbindung steht. Diese Verbindung nun kann keine blos materielle seyn. Durch jenes Organ wird folg- lich der Zusammenhang des Individuums mit je- nem dynamischen Organismus, dessen schon bey mehrern Gelegenheiten erwähnt ist, vermittelt.
Von dieser Verbindung des Individuums mit dem allgemeinen Organismus hängt, wie wir in der Einleitung sahen (q), die Nothwendigkeit des Wachsthums und der Fortpflanzung ab. Wachsthum und Fortpflanzung aber setzen ein Einwirken des Individuums auf die äussere Welt, eine Aufnahme und Aneignung fremder Stoffe, kurz Ernährung, voraus. In dieser Funktion müssen sich daher die allgemeinen Gesetze aller
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(q) Biol. Bd. 1. S. 76 ff,
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[592/0602]
wie jede andere Materie, seyn; nur in Bezie-
hung auf die übrigen Organe kann ihm das At-
tribut der Unveränderlichkeit zukommen; er kann
nur etwas Dauerndes besitzen, in so fern er mit
einer höhern Sphäre in unmittelbarer Verbindung
steht, die in Beziehung auf das Individuum,
wovon er ein Organ ausmacht, unveränderlich
ist. Dauernd in Beziehung auf das Individuum
ist aber zunächst die Art, und dann die ganze
Natur. Das Organ der Sympathie ist also das-
jenige, wodurch das Individuum mit der Art
und der ganzen übrigen Natur in Verbindung
steht. Diese Verbindung nun kann keine blos
materielle seyn. Durch jenes Organ wird folg-
lich der Zusammenhang des Individuums mit je-
nem dynamischen Organismus, dessen schon bey
mehrern Gelegenheiten erwähnt ist, vermittelt.
Von dieser Verbindung des Individuums mit
dem allgemeinen Organismus hängt, wie wir in
der Einleitung sahen (q), die Nothwendigkeit
des Wachsthums und der Fortpflanzung ab.
Wachsthum und Fortpflanzung aber setzen ein
Einwirken des Individuums auf die äussere Welt,
eine Aufnahme und Aneignung fremder Stoffe,
kurz Ernährung, voraus. In dieser Funktion
müssen sich daher die allgemeinen Gesetze aller
Lebens-
(q) Biol. Bd. 1. S. 76 ff,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/602>, abgerufen am 22.11.2024.
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