Das grosse Gehirn der Hühner und Tauben ersetzt verlohrne Substanz auf ähnliche Art, wie das der Säugthiere, durch eine gelbliche, lockere, und schleimartige Masse, die im Weingeiste ein bröckliches, ungleiches Ansehn erhält, und bis auf ein feines zartes Gewebe zum Theil wegge- spühlt wird (s).
Nach diesen Beobachtungen ist also das Re- produktionsvermögen bey den Vögeln zwar etwas stärker, als bey den Säugthieren; doch ist der Unterschied nicht sehr beträchtlich. Im July- stücke der neuen Berlinischen Monatsschrift vom Jahre 1799 (t) findet sich aber ein Fall von einer Henne, welche zweymal ohne Schaden ihren Kropf verlohr, und ihn eben so oft reproducir- te, und diese Beobachtung macht es mir wahr- scheinlich, dass jener Unterschied doch vielleicht grösser seyn dürfte, wie er nach den obigen Versuchen zu seyn scheinet.
Von weit grösserer Stärke, als bey den Säug- thieren und Vögeln, ist das Reproduktionsver- mögen bey den Amphibien. Diese ersetzen nicht nur Knochen und Membranen, sondern auch Nerven, Muskeln, ja ganze Gliedmaassen wieder. Schon Aristoteles wusste, dass die Salaman- der und Schlangen abgehauene Schwänze repro-
duci-
(s)Arnemann a. a. O. S. 67-75.
(t) S. 77 ff.
Das groſse Gehirn der Hühner und Tauben ersetzt verlohrne Substanz auf ähnliche Art, wie das der Säugthiere, durch eine gelbliche, lockere, und schleimartige Masse, die im Weingeiste ein bröckliches, ungleiches Ansehn erhält, und bis auf ein feines zartes Gewebe zum Theil wegge- spühlt wird (s).
Nach diesen Beobachtungen ist also das Re- produktionsvermögen bey den Vögeln zwar etwas stärker, als bey den Säugthieren; doch ist der Unterschied nicht sehr beträchtlich. Im July- stücke der neuen Berlinischen Monatsschrift vom Jahre 1799 (t) findet sich aber ein Fall von einer Henne, welche zweymal ohne Schaden ihren Kropf verlohr, und ihn eben so oft reproducir- te, und diese Beobachtung macht es mir wahr- scheinlich, daſs jener Unterschied doch vielleicht gröſser seyn dürfte, wie er nach den obigen Versuchen zu seyn scheinet.
Von weit gröſserer Stärke, als bey den Säug- thieren und Vögeln, ist das Reproduktionsver- mögen bey den Amphibien. Diese ersetzen nicht nur Knochen und Membranen, sondern auch Nerven, Muskeln, ja ganze Gliedmaaſsen wieder. Schon Aristoteles wuſste, daſs die Salaman- der und Schlangen abgehauene Schwänze repro-
duci-
(s)Arnemann a. a. O. S. 67-75.
(t) S. 77 ff.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0517"n="507"/><p>Das groſse Gehirn der Hühner und Tauben<lb/>
ersetzt verlohrne Substanz auf ähnliche Art, wie<lb/>
das der Säugthiere, durch eine gelbliche, lockere,<lb/>
und schleimartige Masse, die im Weingeiste ein<lb/>
bröckliches, ungleiches Ansehn erhält, und bis<lb/>
auf ein feines zartes Gewebe zum Theil wegge-<lb/>
spühlt wird <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#k">Arnemann</hi> a. a. O. S. 67-75.</note>.</p><lb/><p>Nach diesen Beobachtungen ist also das Re-<lb/>
produktionsvermögen bey den Vögeln zwar etwas<lb/>
stärker, als bey den Säugthieren; doch ist der<lb/>
Unterschied nicht sehr beträchtlich. Im July-<lb/>
stücke der neuen Berlinischen Monatsschrift vom<lb/>
Jahre 1799 <noteplace="foot"n="(t)">S. 77 ff.</note> findet sich aber ein Fall von einer<lb/>
Henne, welche zweymal ohne Schaden ihren<lb/>
Kropf verlohr, und ihn eben so oft reproducir-<lb/>
te, und diese Beobachtung macht es mir wahr-<lb/>
scheinlich, daſs jener Unterschied doch vielleicht<lb/>
gröſser seyn dürfte, wie er nach den obigen<lb/>
Versuchen zu seyn scheinet.</p><lb/><p>Von weit gröſserer Stärke, als bey den Säug-<lb/>
thieren und Vögeln, ist das Reproduktionsver-<lb/>
mögen bey den Amphibien. Diese ersetzen nicht<lb/>
nur Knochen und Membranen, sondern auch<lb/>
Nerven, Muskeln, ja ganze Gliedmaaſsen wieder.<lb/>
Schon <hirendition="#k">Aristoteles</hi> wuſste, daſs die Salaman-<lb/>
der und Schlangen abgehauene Schwänze repro-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">duci-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[507/0517]
Das groſse Gehirn der Hühner und Tauben
ersetzt verlohrne Substanz auf ähnliche Art, wie
das der Säugthiere, durch eine gelbliche, lockere,
und schleimartige Masse, die im Weingeiste ein
bröckliches, ungleiches Ansehn erhält, und bis
auf ein feines zartes Gewebe zum Theil wegge-
spühlt wird (s).
Nach diesen Beobachtungen ist also das Re-
produktionsvermögen bey den Vögeln zwar etwas
stärker, als bey den Säugthieren; doch ist der
Unterschied nicht sehr beträchtlich. Im July-
stücke der neuen Berlinischen Monatsschrift vom
Jahre 1799 (t) findet sich aber ein Fall von einer
Henne, welche zweymal ohne Schaden ihren
Kropf verlohr, und ihn eben so oft reproducir-
te, und diese Beobachtung macht es mir wahr-
scheinlich, daſs jener Unterschied doch vielleicht
gröſser seyn dürfte, wie er nach den obigen
Versuchen zu seyn scheinet.
Von weit gröſserer Stärke, als bey den Säug-
thieren und Vögeln, ist das Reproduktionsver-
mögen bey den Amphibien. Diese ersetzen nicht
nur Knochen und Membranen, sondern auch
Nerven, Muskeln, ja ganze Gliedmaaſsen wieder.
Schon Aristoteles wuſste, daſs die Salaman-
der und Schlangen abgehauene Schwänze repro-
duci-
(s) Arnemann a. a. O. S. 67-75.
(t) S. 77 ff.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/517>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.