Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

hatte. Sechs Jahre nachher fand sich bey der
Leichenöffnung die verletzte Stelle mit dem Brust-
felle verwachsen. Dies ist auch der Weg, auf
dem die Natur alle übrige verletzte Eingeweide
der Brust und des Bauches heilt. Die Wunde
vereinigt sich mit den umliegenden Theilen durch
Zellgewebe; aber nie erzeugt sich wieder eine
der verlohrnen gleiche Substanz.

Wir haben im vorigen § gesehen, dass die
festen Theile bey der natürlichen Reproduktion
den flüssigen nachstehen. Dieselbe Bewandniss
hat es mit beyden bey der ausserordentlichen
Reproduktion. Unter allen Theilen scheint das
Blut am leichtesten reproducirt zu werden. Baro-
nius
erzählt einen Fall von einem Kranken, der
durch Blutbrechen nach und nach 202 Pfund Blut,
und zwar bey jedem Anfalle 15 bis 30 Pfund ver-
lohr, und dennoch wieder hergestellt wurde.
Ein Mädchen in Pisa verlohr mehrere Jahre hin-
durch monatlich 125 Unzen Blut, und liess dabey
noch 14 Monate hindurch entweder täglich, oder
doch um den andern Tag zur Ader. Mehrere
ähnliche Beyspiele aus ältern Schriftstellern hat
Haller (c) gesammelt. Die Edinburger Com-
mentarien (d) enthalten die Geschichte eines Mäd-
chens, welches in seinem funfzehnten Jahre wäh-

rend
(c) El. Phys. T. II. L. V. S. 1. §. 3.
(d) Th. 3. Art. 20.

hatte. Sechs Jahre nachher fand sich bey der
Leichenöffnung die verletzte Stelle mit dem Brust-
felle verwachsen. Dies ist auch der Weg, auf
dem die Natur alle übrige verletzte Eingeweide
der Brust und des Bauches heilt. Die Wunde
vereinigt sich mit den umliegenden Theilen durch
Zellgewebe; aber nie erzeugt sich wieder eine
der verlohrnen gleiche Substanz.

Wir haben im vorigen § gesehen, daſs die
festen Theile bey der natürlichen Reproduktion
den flüssigen nachstehen. Dieselbe Bewandniſs
hat es mit beyden bey der ausserordentlichen
Reproduktion. Unter allen Theilen scheint das
Blut am leichtesten reproducirt zu werden. Baro-
nius
erzählt einen Fall von einem Kranken, der
durch Blutbrechen nach und nach 202 Pfund Blut,
und zwar bey jedem Anfalle 15 bis 30 Pfund ver-
lohr, und dennoch wieder hergestellt wurde.
Ein Mädchen in Pisa verlohr mehrere Jahre hin-
durch monatlich 125 Unzen Blut, und lieſs dabey
noch 14 Monate hindurch entweder täglich, oder
doch um den andern Tag zur Ader. Mehrere
ähnliche Beyspiele aus ältern Schriftstellern hat
Haller (c) gesammelt. Die Edinburger Com-
mentarien (d) enthalten die Geschichte eines Mäd-
chens, welches in seinem funfzehnten Jahre wäh-

rend
(c) El. Phys. T. II. L. V. S. 1. §. 3.
(d) Th. 3. Art. 20.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0512" n="502"/>
hatte. Sechs Jahre nachher fand sich bey der<lb/>
Leichenöffnung die verletzte Stelle mit dem Brust-<lb/>
felle verwachsen. Dies ist auch der Weg, auf<lb/>
dem die Natur alle übrige verletzte Eingeweide<lb/>
der Brust und des Bauches heilt. Die Wunde<lb/>
vereinigt sich mit den umliegenden Theilen durch<lb/>
Zellgewebe; aber nie erzeugt sich wieder eine<lb/>
der verlohrnen gleiche Substanz.</p><lb/>
            <p>Wir haben im vorigen § gesehen, da&#x017F;s die<lb/>
festen Theile bey der natürlichen Reproduktion<lb/>
den flüssigen nachstehen. Dieselbe Bewandni&#x017F;s<lb/>
hat es mit beyden bey der ausserordentlichen<lb/>
Reproduktion. Unter allen Theilen scheint das<lb/>
Blut am leichtesten reproducirt zu werden. <hi rendition="#k">Baro-<lb/>
nius</hi> erzählt einen Fall von einem Kranken, der<lb/>
durch Blutbrechen nach und nach 202 Pfund Blut,<lb/>
und zwar bey jedem Anfalle 15 bis 30 Pfund ver-<lb/>
lohr, und dennoch wieder hergestellt wurde.<lb/>
Ein Mädchen in Pisa verlohr mehrere Jahre hin-<lb/>
durch monatlich 125 Unzen Blut, und lie&#x017F;s dabey<lb/>
noch 14 Monate hindurch entweder täglich, oder<lb/>
doch um den andern Tag zur Ader. Mehrere<lb/>
ähnliche Beyspiele aus ältern Schriftstellern hat<lb/><hi rendition="#k">Haller</hi> <note place="foot" n="(c)">El. Phys. T. II. L. V. S. 1. §. 3.</note> gesammelt. Die Edinburger Com-<lb/>
mentarien <note place="foot" n="(d)">Th. 3. Art. 20.</note> enthalten die Geschichte eines Mäd-<lb/>
chens, welches in seinem funfzehnten Jahre wäh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rend</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0512] hatte. Sechs Jahre nachher fand sich bey der Leichenöffnung die verletzte Stelle mit dem Brust- felle verwachsen. Dies ist auch der Weg, auf dem die Natur alle übrige verletzte Eingeweide der Brust und des Bauches heilt. Die Wunde vereinigt sich mit den umliegenden Theilen durch Zellgewebe; aber nie erzeugt sich wieder eine der verlohrnen gleiche Substanz. Wir haben im vorigen § gesehen, daſs die festen Theile bey der natürlichen Reproduktion den flüssigen nachstehen. Dieselbe Bewandniſs hat es mit beyden bey der ausserordentlichen Reproduktion. Unter allen Theilen scheint das Blut am leichtesten reproducirt zu werden. Baro- nius erzählt einen Fall von einem Kranken, der durch Blutbrechen nach und nach 202 Pfund Blut, und zwar bey jedem Anfalle 15 bis 30 Pfund ver- lohr, und dennoch wieder hergestellt wurde. Ein Mädchen in Pisa verlohr mehrere Jahre hin- durch monatlich 125 Unzen Blut, und lieſs dabey noch 14 Monate hindurch entweder täglich, oder doch um den andern Tag zur Ader. Mehrere ähnliche Beyspiele aus ältern Schriftstellern hat Haller (c) gesammelt. Die Edinburger Com- mentarien (d) enthalten die Geschichte eines Mäd- chens, welches in seinem funfzehnten Jahre wäh- rend (c) El. Phys. T. II. L. V. S. 1. §. 3. (d) Th. 3. Art. 20.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/512
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/512>, abgerufen am 18.05.2024.