Dieses Resultat der Arnemannschen und Söm- meringschen Versuche ist nun auch das, welches ich für das richtige anerkennen zu müssen glau- be, und zwar erstens schon deswegen, weil bey Versuchen überhaupt, und vorzüglich bey Versu- chen an lebenden Thieren, die Aussprüche des geübtern Experimentators immer von grösserm Gewichte, als die des minder geübten, sind. Nimmt man aber Fontana aus, so ist keiner unter den obigen Schriftstellern, der sich in die- ser Hinsicht mit Arnemann vergleichen dürfte. Fontana's Beobachtungen aber beruhen auf mi- croscopischen Untersuchungen, also auf den Aus- sagen eines Zeugen, dessen Unzulässigkeit in die- sem Stücke längst bewiesen ist. Die Resultate der Cruikshankschen Versuche enthalten nichts, was denen der Arnemannschen zuwider wäre. Haigthon schliesst blos aus den Wirkungen ver- letzter und wieder vereinigter Nerven, dass diese Wiedervereinigung durch wahres Nervenmark ge- schehe. Allein gesetzt auch, geheilte Nerven äusserten ganz dieselben Funktionen, wie un- verletzte, was aber die Haigthonschen Versuche gar nicht beweisen, so folgt hieraus doch noch keinesweges, dass die zwischen den getrennten Enden neu erzeugten Mittelstücke wirkliches Ner- venmark enthalten. Gegen die Meyerschen Ver- suche endlich hat schon Arnemann selber (a) die
sei-
(a)Reil's Archiv. B. 3. H. 1. S. 100 ff.
Dieses Resultat der Arnemannschen und Söm- meringschen Versuche ist nun auch das, welches ich für das richtige anerkennen zu müssen glau- be, und zwar erstens schon deswegen, weil bey Versuchen überhaupt, und vorzüglich bey Versu- chen an lebenden Thieren, die Aussprüche des geübtern Experimentators immer von gröſserm Gewichte, als die des minder geübten, sind. Nimmt man aber Fontana aus, so ist keiner unter den obigen Schriftstellern, der sich in die- ser Hinsicht mit Arnemann vergleichen dürfte. Fontana’s Beobachtungen aber beruhen auf mi- croscopischen Untersuchungen, also auf den Aus- sagen eines Zeugen, dessen Unzulässigkeit in die- sem Stücke längst bewiesen ist. Die Resultate der Cruikshankschen Versuche enthalten nichts, was denen der Arnemannschen zuwider wäre. Haigthon schlieſst blos aus den Wirkungen ver- letzter und wieder vereinigter Nerven, daſs diese Wiedervereinigung durch wahres Nervenmark ge- schehe. Allein gesetzt auch, geheilte Nerven äusserten ganz dieselben Funktionen, wie un- verletzte, was aber die Haigthonschen Versuche gar nicht beweisen, so folgt hieraus doch noch keinesweges, daſs die zwischen den getrennten Enden neu erzeugten Mittelstücke wirkliches Ner- venmark enthalten. Gegen die Meyerschen Ver- suche endlich hat schon Arnemann selber (a) die
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(a)Reil’s Archiv. B. 3. H. 1. S. 100 ff.
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Dieses Resultat der Arnemannschen und Söm-
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ich für das richtige anerkennen zu müssen glau-
be, und zwar erstens schon deswegen, weil bey
Versuchen überhaupt, und vorzüglich bey Versu-
chen an lebenden Thieren, die Aussprüche des
geübtern Experimentators immer von gröſserm
Gewichte, als die des minder geübten, sind.
Nimmt man aber Fontana aus, so ist keiner
unter den obigen Schriftstellern, der sich in die-
ser Hinsicht mit Arnemann vergleichen dürfte.
Fontana’s Beobachtungen aber beruhen auf mi-
croscopischen Untersuchungen, also auf den Aus-
sagen eines Zeugen, dessen Unzulässigkeit in die-
sem Stücke längst bewiesen ist. Die Resultate
der Cruikshankschen Versuche enthalten nichts,
was denen der Arnemannschen zuwider wäre.
Haigthon schlieſst blos aus den Wirkungen ver-
letzter und wieder vereinigter Nerven, daſs diese
Wiedervereinigung durch wahres Nervenmark ge-
schehe. Allein gesetzt auch, geheilte Nerven
äusserten ganz dieselben Funktionen, wie un-
verletzte, was aber die Haigthonschen Versuche
gar nicht beweisen, so folgt hieraus doch noch
keinesweges, daſs die zwischen den getrennten
Enden neu erzeugten Mittelstücke wirkliches Ner-
venmark enthalten. Gegen die Meyerschen Ver-
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(a) Reil’s Archiv. B. 3. H. 1. S. 100 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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