Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

rung, wenn die Verletzung nicht so beträcht-
lich ist, dass alle Funktionen des Organismus
dadurch zum Stocken gebracht werden.

Selbst mit fremden Organen vereinigen sich
verwundete Theile. Bey den Pflanzen giebt
das Propfen, Oculiren u. s. w. einen Beweis da-
von. Die Schwungfedern des Habichts schlagen
Wurzeln in den Wunden anderer Thiere, die
Krallen anderer Thiere in den Wunden des Ha-
bichts, die Spornen der Hahne auf den Kämmen
anderer Hahne, die Testikeln derselben in den
Bäuchen der Hennen, und nach Tagliacoti's
bekannten Versuchen wächst das Fleisch der Nase
mit dem des Arms zusammen (h).

Eingeschränkter als das Vermögen der Redin-
tegration ist bey dem Menschen und den übrigen
Säugthieren das Vermögen, den Verlust an Sub-
stanz, den feste Theile erlitten haben, zu repro-
duciren. Nur die Theile, deren Wachsthum
keine Gränzen hat, und bey welchen die natür-
liche Reproduktion statt findet, also die Ober-
haut, die Nägel, die Hörner, Geweihe und
Krallen besitzen auch dieses Vermögen in einem
hohen Grade.

Nächst
(h) Haller El. Phys. T. VIII. L. XXIX. S. II. Neues
Hamburg. Mag. B. VI. St. 31. S. 157 ff. Hunter
über das Blut. Th. 2.
H h 5

rung, wenn die Verletzung nicht so beträcht-
lich ist, daſs alle Funktionen des Organismus
dadurch zum Stocken gebracht werden.

Selbst mit fremden Organen vereinigen sich
verwundete Theile. Bey den Pflanzen giebt
das Propfen, Oculiren u. s. w. einen Beweis da-
von. Die Schwungfedern des Habichts schlagen
Wurzeln in den Wunden anderer Thiere, die
Krallen anderer Thiere in den Wunden des Ha-
bichts, die Spornen der Hahne auf den Kämmen
anderer Hahne, die Testikeln derselben in den
Bäuchen der Hennen, und nach Tagliacoti’s
bekannten Versuchen wächst das Fleisch der Nase
mit dem des Arms zusammen (h).

Eingeschränkter als das Vermögen der Redin-
tegration ist bey dem Menschen und den übrigen
Säugthieren das Vermögen, den Verlust an Sub-
stanz, den feste Theile erlitten haben, zu repro-
duciren. Nur die Theile, deren Wachsthum
keine Gränzen hat, und bey welchen die natür-
liche Reproduktion statt findet, also die Ober-
haut, die Nägel, die Hörner, Geweihe und
Krallen besitzen auch dieses Vermögen in einem
hohen Grade.

Nächst
(h) Haller El. Phys. T. VIII. L. XXIX. S. II. Neues
Hamburg. Mag. B. VI. St. 31. S. 157 ff. Hunter
über das Blut. Th. 2.
H h 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0499" n="489"/><hi rendition="#g">rung</hi>, wenn die Verletzung nicht so beträcht-<lb/>
lich ist, da&#x017F;s alle Funktionen des Organismus<lb/>
dadurch zum Stocken gebracht werden.</p><lb/>
            <p>Selbst mit fremden Organen vereinigen sich<lb/>
verwundete Theile. Bey den Pflanzen giebt<lb/>
das Propfen, Oculiren u. s. w. einen Beweis da-<lb/>
von. Die Schwungfedern des Habichts schlagen<lb/>
Wurzeln in den Wunden anderer Thiere, die<lb/>
Krallen anderer Thiere in den Wunden des Ha-<lb/>
bichts, die Spornen der Hahne auf den Kämmen<lb/>
anderer Hahne, die Testikeln derselben in den<lb/>
Bäuchen der Hennen, und nach <hi rendition="#k">Tagliacoti</hi>&#x2019;s<lb/>
bekannten Versuchen wächst das Fleisch der Nase<lb/>
mit dem des Arms zusammen <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#k">Haller</hi> El. Phys. T. VIII. L. XXIX. S. II. Neues<lb/>
Hamburg. Mag. B. VI. St. 31. S. 157 ff. <hi rendition="#k">Hunter</hi><lb/>
über das Blut. Th. 2.</note>.</p><lb/>
            <p>Eingeschränkter als das Vermögen der Redin-<lb/>
tegration ist bey dem Menschen und den übrigen<lb/>
Säugthieren das Vermögen, den Verlust an Sub-<lb/>
stanz, den feste Theile erlitten haben, zu repro-<lb/>
duciren. Nur die Theile, deren Wachsthum<lb/>
keine Gränzen hat, und bey welchen die natür-<lb/>
liche Reproduktion statt findet, also die Ober-<lb/>
haut, die Nägel, die Hörner, Geweihe und<lb/>
Krallen besitzen auch dieses Vermögen in einem<lb/>
hohen Grade.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Nächst</fw><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H h 5</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[489/0499] rung, wenn die Verletzung nicht so beträcht- lich ist, daſs alle Funktionen des Organismus dadurch zum Stocken gebracht werden. Selbst mit fremden Organen vereinigen sich verwundete Theile. Bey den Pflanzen giebt das Propfen, Oculiren u. s. w. einen Beweis da- von. Die Schwungfedern des Habichts schlagen Wurzeln in den Wunden anderer Thiere, die Krallen anderer Thiere in den Wunden des Ha- bichts, die Spornen der Hahne auf den Kämmen anderer Hahne, die Testikeln derselben in den Bäuchen der Hennen, und nach Tagliacoti’s bekannten Versuchen wächst das Fleisch der Nase mit dem des Arms zusammen (h). Eingeschränkter als das Vermögen der Redin- tegration ist bey dem Menschen und den übrigen Säugthieren das Vermögen, den Verlust an Sub- stanz, den feste Theile erlitten haben, zu repro- duciren. Nur die Theile, deren Wachsthum keine Gränzen hat, und bey welchen die natür- liche Reproduktion statt findet, also die Ober- haut, die Nägel, die Hörner, Geweihe und Krallen besitzen auch dieses Vermögen in einem hohen Grade. Nächst (h) Haller El. Phys. T. VIII. L. XXIX. S. II. Neues Hamburg. Mag. B. VI. St. 31. S. 157 ff. Hunter über das Blut. Th. 2. H h 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/499
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/499>, abgerufen am 18.05.2024.