Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

So wie diese Organe zu gleicher Zeit und
nach einerley Muster gebildet wurden, so stehen
sie auch bey Veränderungen ihrer Organisation in
enger Sympathie. Krankheiten des einen Auges
ziehen gewöhnlich auch Krankheiten des andern
nach sich. Dieselbe Erscheinung beobachtet man
häufig bey den Brüsten, Nieren, Eyerstöcken
und Hoden.

Ausser den symmetrisch geformten Organen
äussern auch die Zeugungsorgane, die Brüste, die
Haare der Achselhöhlen, der Bart beym männli-
chen Geschlechte, und der Kehlkopf einen hohen
Grad von Sympathie. Gemeinschaftlich entste-
hen oder vervollkommnen sich diese Theile gegen
die Zeit der Mannbarkeit, und gemeinschaftlich
vergehen sie im hohen Alter, oder nach der Ca-
stration. Einer Frau, welcher Pott die in ei-
nem Bruchsacke zu beyden Seiten liegenden Eyer-
stöcke unterband und abschnitt, fielen sogleich
die Brüste zusammen.

Die Zoophyten und Pflanzen zeigen zwar nur
schwache, aber doch immer einige Spuhren von
Sympathie. Selten bleiben Verderbnisse der Blät-
ter bey den Gewächsen blos auf die eine Seite
derselben eingeschränkt. Doch bedürfen diese
Organismen in Betreff ihres sympathetischen
Wachsthums noch näherer Untersuchungen.

§. 9.
III. Bd. H h

So wie diese Organe zu gleicher Zeit und
nach einerley Muster gebildet wurden, so stehen
sie auch bey Veränderungen ihrer Organisation in
enger Sympathie. Krankheiten des einen Auges
ziehen gewöhnlich auch Krankheiten des andern
nach sich. Dieselbe Erscheinung beobachtet man
häufig bey den Brüsten, Nieren, Eyerstöcken
und Hoden.

Ausser den symmetrisch geformten Organen
äussern auch die Zeugungsorgane, die Brüste, die
Haare der Achselhöhlen, der Bart beym männli-
chen Geschlechte, und der Kehlkopf einen hohen
Grad von Sympathie. Gemeinschaftlich entste-
hen oder vervollkommnen sich diese Theile gegen
die Zeit der Mannbarkeit, und gemeinschaftlich
vergehen sie im hohen Alter, oder nach der Ca-
stration. Einer Frau, welcher Pott die in ei-
nem Bruchsacke zu beyden Seiten liegenden Eyer-
stöcke unterband und abschnitt, fielen sogleich
die Brüste zusammen.

Die Zoophyten und Pflanzen zeigen zwar nur
schwache, aber doch immer einige Spuhren von
Sympathie. Selten bleiben Verderbnisse der Blät-
ter bey den Gewächsen blos auf die eine Seite
derselben eingeschränkt. Doch bedürfen diese
Organismen in Betreff ihres sympathetischen
Wachsthums noch näherer Untersuchungen.

§. 9.
III. Bd. H h
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0491" n="481"/>
            <p>So wie diese Organe zu gleicher Zeit und<lb/>
nach einerley Muster gebildet wurden, so stehen<lb/>
sie auch bey Veränderungen ihrer Organisation in<lb/>
enger Sympathie. Krankheiten des einen Auges<lb/>
ziehen gewöhnlich auch Krankheiten des andern<lb/>
nach sich. Dieselbe Erscheinung beobachtet man<lb/>
häufig bey den Brüsten, Nieren, Eyerstöcken<lb/>
und Hoden.</p><lb/>
            <p>Ausser den symmetrisch geformten Organen<lb/>
äussern auch die Zeugungsorgane, die Brüste, die<lb/>
Haare der Achselhöhlen, der Bart beym männli-<lb/>
chen Geschlechte, und der Kehlkopf einen hohen<lb/>
Grad von Sympathie. Gemeinschaftlich entste-<lb/>
hen oder vervollkommnen sich diese Theile gegen<lb/>
die Zeit der Mannbarkeit, und gemeinschaftlich<lb/>
vergehen sie im hohen Alter, oder nach der Ca-<lb/>
stration. Einer Frau, welcher <hi rendition="#k">Pott</hi> die in ei-<lb/>
nem Bruchsacke zu beyden Seiten liegenden Eyer-<lb/>
stöcke unterband und abschnitt, fielen sogleich<lb/>
die Brüste zusammen.</p><lb/>
            <p>Die Zoophyten und Pflanzen zeigen zwar nur<lb/>
schwache, aber doch immer einige Spuhren von<lb/>
Sympathie. Selten bleiben Verderbnisse der Blät-<lb/>
ter bey den Gewächsen blos auf die eine Seite<lb/>
derselben eingeschränkt. Doch bedürfen diese<lb/>
Organismen in Betreff ihres sympathetischen<lb/>
Wachsthums noch näherer Untersuchungen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">III. Bd.</hi> H h</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 9.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[481/0491] So wie diese Organe zu gleicher Zeit und nach einerley Muster gebildet wurden, so stehen sie auch bey Veränderungen ihrer Organisation in enger Sympathie. Krankheiten des einen Auges ziehen gewöhnlich auch Krankheiten des andern nach sich. Dieselbe Erscheinung beobachtet man häufig bey den Brüsten, Nieren, Eyerstöcken und Hoden. Ausser den symmetrisch geformten Organen äussern auch die Zeugungsorgane, die Brüste, die Haare der Achselhöhlen, der Bart beym männli- chen Geschlechte, und der Kehlkopf einen hohen Grad von Sympathie. Gemeinschaftlich entste- hen oder vervollkommnen sich diese Theile gegen die Zeit der Mannbarkeit, und gemeinschaftlich vergehen sie im hohen Alter, oder nach der Ca- stration. Einer Frau, welcher Pott die in ei- nem Bruchsacke zu beyden Seiten liegenden Eyer- stöcke unterband und abschnitt, fielen sogleich die Brüste zusammen. Die Zoophyten und Pflanzen zeigen zwar nur schwache, aber doch immer einige Spuhren von Sympathie. Selten bleiben Verderbnisse der Blät- ter bey den Gewächsen blos auf die eine Seite derselben eingeschränkt. Doch bedürfen diese Organismen in Betreff ihres sympathetischen Wachsthums noch näherer Untersuchungen. §. 9. III. Bd. H h

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/491
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/491>, abgerufen am 18.05.2024.