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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Polypen und Mollusken, also von den untersten
Stufen der Organisation anfing, von diesen zu
den Pflanzen, und erst dann zu den Landthie-
ren fortschritt. Ein ähnlicher Fortgang vom Ein-
fachern und Zusammengesetztern findet aber noch
heut zu Tage bey der Erzeugung aus formloser
Materie in Aufgüssen von vegetabilischen und
animalischen Substanzen statt (n). Die ganze le-
bende Natur wurde also durch eine Kraft hervor-
gebracht, die noch jetzt auf gleiche Art wirksam,
aber freylich in ihren Wirkungen weit beschränk-
ter ist, als in den Zeiten der Urwelt.

Jene Kraft ist die Lebenskraft. Keine Kraft
lässt sich als absolut unwirksam denken. Nun
aber finden wir keine Spuhren von Wirkungen
der Lebenskraft im Granit und den übrigen Urge-
birgen. War also etwa jene Kraft bey der Bil-
dung dieser Gebirge noch nicht vorhanden? Oder
befand sie sich damals in einem gebundenen Zu-
stande? Diese Fragen führen auf das Problem
vom ersten Ursprunge alles Lebens. Um das-
selbe zu lösen, müssen wir den, im zweyten
Buche dieses Werks (o) bewiesenen Satz zu Hül-
fe nehmen, dass mehrere, bis jetzt noch unzer-
legte Stoffe, namentlich Kohlenstoff, Eisen, Kie-

sel-
(n) Biol. Bd. 2.
(o) S. 483 ff.
C 3

Polypen und Mollusken, also von den untersten
Stufen der Organisation anfing, von diesen zu
den Pflanzen, und erst dann zu den Landthie-
ren fortschritt. Ein ähnlicher Fortgang vom Ein-
fachern und Zusammengesetztern findet aber noch
heut zu Tage bey der Erzeugung aus formloser
Materie in Aufgüssen von vegetabilischen und
animalischen Substanzen statt (n). Die ganze le-
bende Natur wurde also durch eine Kraft hervor-
gebracht, die noch jetzt auf gleiche Art wirksam,
aber freylich in ihren Wirkungen weit beschränk-
ter ist, als in den Zeiten der Urwelt.

Jene Kraft ist die Lebenskraft. Keine Kraft
läſst sich als absolut unwirksam denken. Nun
aber finden wir keine Spuhren von Wirkungen
der Lebenskraft im Granit und den übrigen Urge-
birgen. War also etwa jene Kraft bey der Bil-
dung dieser Gebirge noch nicht vorhanden? Oder
befand sie sich damals in einem gebundenen Zu-
stande? Diese Fragen führen auf das Problem
vom ersten Ursprunge alles Lebens. Um das-
selbe zu lösen, müssen wir den, im zweyten
Buche dieses Werks (o) bewiesenen Satz zu Hül-
fe nehmen, daſs mehrere, bis jetzt noch unzer-
legte Stoffe, namentlich Kohlenstoff, Eisen, Kie-

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(n) Biol. Bd. 2.
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[37/0047] Polypen und Mollusken, also von den untersten Stufen der Organisation anfing, von diesen zu den Pflanzen, und erst dann zu den Landthie- ren fortschritt. Ein ähnlicher Fortgang vom Ein- fachern und Zusammengesetztern findet aber noch heut zu Tage bey der Erzeugung aus formloser Materie in Aufgüssen von vegetabilischen und animalischen Substanzen statt (n). Die ganze le- bende Natur wurde also durch eine Kraft hervor- gebracht, die noch jetzt auf gleiche Art wirksam, aber freylich in ihren Wirkungen weit beschränk- ter ist, als in den Zeiten der Urwelt. Jene Kraft ist die Lebenskraft. Keine Kraft läſst sich als absolut unwirksam denken. Nun aber finden wir keine Spuhren von Wirkungen der Lebenskraft im Granit und den übrigen Urge- birgen. War also etwa jene Kraft bey der Bil- dung dieser Gebirge noch nicht vorhanden? Oder befand sie sich damals in einem gebundenen Zu- stande? Diese Fragen führen auf das Problem vom ersten Ursprunge alles Lebens. Um das- selbe zu lösen, müssen wir den, im zweyten Buche dieses Werks (o) bewiesenen Satz zu Hül- fe nehmen, daſs mehrere, bis jetzt noch unzer- legte Stoffe, namentlich Kohlenstoff, Eisen, Kie- sel- (n) Biol. Bd. 2. (o) S. 483 ff. C 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/47>, abgerufen am 24.11.2024.