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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Welt brachten. -- Dass in allen diesen Fällen,
und besonders in denen, wo die Verunstaltung
vom Vater auf die Kinder überging, die Ursa-
che der fortgepflanzten Missbildung zu den ur-
sprunglichen gehörte, bedarf keiner weitern Aus-
einandersetzung.

Zweyter Satz. Alle Missgeburthen sind
im Innern so zweckmässig organisirt, wie es
der Grad der äussern Deformität nur immer
zulässt; bey allen zeigt sich ein Bestreben
der bildenden Kräfte, auch unter den un-
günstigsten Umständen, einen möglichst voll-
kommenen Organismus hervorzubringen.

Als Belege zu diesem Satze mögen die von
Duverney (k) und Kulmus (l) beschriebenen
Missgeburthen dienen.

Duverney's Missgeburth bestand aus zwey
Knaben, die in den Becken mit einander verei-
nigt waren, welche aber dennoch vollständige
untere Gliedmaassen, und einen so wenig als
möglich beschränkten Gebrauch dieser Organe
hatten. Wie würde ein menschlicher Künstler,
der die Natur lebendig nachzuahmen vermögte,

und
(k) Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. 1706. Ed. 8.
p. 538.
(l) Descriptio foetus monstrosi.
F f 3

Welt brachten. — Daſs in allen diesen Fällen,
und besonders in denen, wo die Verunstaltung
vom Vater auf die Kinder überging, die Ursa-
che der fortgepflanzten Miſsbildung zu den ur-
sprunglichen gehörte, bedarf keiner weitern Aus-
einandersetzung.

Zweyter Satz. Alle Miſsgeburthen sind
im Innern so zweckmäſsig organisirt, wie es
der Grad der äussern Deformität nur immer
zuläſst; bey allen zeigt sich ein Bestreben
der bildenden Kräfte, auch unter den un-
günstigsten Umständen, einen möglichst voll-
kommenen Organismus hervorzubringen.

Als Belege zu diesem Satze mögen die von
Duverney (k) und Kulmus (l) beschriebenen
Miſsgeburthen dienen.

Duverney’s Miſsgeburth bestand aus zwey
Knaben, die in den Becken mit einander verei-
nigt waren, welche aber dennoch vollständige
untere Gliedmaaſsen, und einen so wenig als
möglich beschränkten Gebrauch dieser Organe
hatten. Wie würde ein menschlicher Künstler,
der die Natur lebendig nachzuahmen vermögte,

und
(k) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1706. Ed. 8.
p. 538.
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F f 3
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[453/0463] Welt brachten. — Daſs in allen diesen Fällen, und besonders in denen, wo die Verunstaltung vom Vater auf die Kinder überging, die Ursa- che der fortgepflanzten Miſsbildung zu den ur- sprunglichen gehörte, bedarf keiner weitern Aus- einandersetzung. Zweyter Satz. Alle Miſsgeburthen sind im Innern so zweckmäſsig organisirt, wie es der Grad der äussern Deformität nur immer zuläſst; bey allen zeigt sich ein Bestreben der bildenden Kräfte, auch unter den un- günstigsten Umständen, einen möglichst voll- kommenen Organismus hervorzubringen. Als Belege zu diesem Satze mögen die von Duverney (k) und Kulmus (l) beschriebenen Miſsgeburthen dienen. Duverney’s Miſsgeburth bestand aus zwey Knaben, die in den Becken mit einander verei- nigt waren, welche aber dennoch vollständige untere Gliedmaaſsen, und einen so wenig als möglich beschränkten Gebrauch dieser Organe hatten. Wie würde ein menschlicher Künstler, der die Natur lebendig nachzuahmen vermögte, und (k) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1706. Ed. 8. p. 538. (l) Descriptio foetus monstrosi. F f 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/463>, abgerufen am 22.11.2024.